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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1938
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- 1938-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1938
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1850, bringt neben den Stichen ebenfalls Lithographien. Die große Zeit der »Schönen Tier- und Pflanzenbücher- ist vorbei, gleichfalls die des Kupferstichs. In der künstlerischen Gestaltung der Werke gewinnt der Kupferstich eine auffallende Bedeutung. Wir dürfen den Ver anstaltern der Ausstellung geradezu die Wiederentdeckung des »unbekannten Kupferstiches- zuschreiben, eine Tat, deren kunst geschichtliche Bedeutung nicht gering ist. Dieses wird bestimmt der Eindruck eines jeden Beschauers gewesen sein, der hier zum erstenmal die Arbeiten Ehrets, Eisenbergers, Regenfuß', Oeders »lploru vanieu«, Schaeffers »k'ungorum ...-, Schrebers Gräser werk, die Zeichnungen der Brüder Bauer, die Ornithologie des Audebert, das Gräserwerk des Hast — um nur einige wenige Werke zu nennen — sah. Nur wenige Bücher dieser Art sind Bibliophilen als Kostbarkeiten bekannt: etwa Bücher Roesels, Maria Sibylla Merians, Redoutös, Turpins. Naturwissenschaftliche Abbildung als künstlerisches Problem Uns scheint die Verwendung des Kupferstichs in bestimmter, deutbarer Weise letzter Grund für die künstlerische Gesinnung dieser Abbildungen zu sein. Wir möchten deshalb die Heraus stellung dieser Werke zum Anlaß nehmen, um dem Wesen der künstlerischen Naturabbildung nachzugehen. Die Brauchbarkeit des Linienholzschnittes, den wir in den ersten Werken finden, hatte eine bestimmte Grenze, die sich aus der äußeren Bedingtheit des Werkzeuges und des Materials ab leiten läßt. Die Struktur des langfaserigen Birnbaumblockes läßt nur eine bestimmte Feinheit des geschnittenen Steges zu. Welche Höchstleistungen da möglich sind, die Schnitte van Cam pens nach den Zeichnungen des van der Borcht für das Werk des Rembert Dodoens (1574) oder die Schnitte der Coriolan nach den Zeichnungen Lorenzo Benninos und Cornelius Swin- tus' zu der Ornithologie des Ulysse Aldrovandi (1600) zeigen es. Zur Zeit der Spezialisierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse entstand aber auch beim Künstler das Bedürfnis nach einer differenzierten, einer verfeinerten Darstellung. Diese leistet nun der Kupferstich seinem Wesen und seiner Handlung nach in ein zigartiger Weise. Es sei hierbei betont, um einem stets wieder kehrenden Irrtum in der Fragestellung zu begegnen, daß die fortgetriebene Vollendung der Darstellung keine irgendwie ge meinte »naturalistische Annäherung» an das »wirkliche» Bild der Pflanze oder des Tieres bedeutet. Der einfachste Holzschnitt im Tabernaemontanus wird stets mehr von dem Wesen der Pflanze aussagen, als die Federzeichnungen und Holzstiche zu den be kannten Botanik- und Zoologiebüchern unserer Zeit (die gemein hin als beste Darstellungen eben wegen dieser »Annäherung» gel ten). Denn solch ein Holzschnitt ist eine Erkenntnisleistung über die dargestellte Pflanze. Er gibt die »Idee der Pflanze», er er hebt sie, kraft seiner künstlerischen Wesenheit, in die »Idee des Bildes«. Glcichweit entfernt von dem, durch photographische Auf nahmen etwa sestzustellenden, meßbaren Aussehen der Pflanze ist ebenso der Kupferstich, mag er auch solch feinste Formung be sitzen wie die nach den Zeichnungen des Redoute, des Turpin. Redoutes Bild ist ebenso eine Erkenntnisleistung in der Ebene des Künstlerischen wie der alte Schnitt, aber eine reichere; es vollzog sich ein Fortschritt in der Auseinandersetzung mit künstlerischen Formproblemen. Nicht naturwissenschaft liches Erkennen führt Verfeinerung der künstlerischen Leistungen herbei, sondern gestalterische Auseinandersetzung in der Ebene der Kunst. So wird das Bild bei Redouts schwingender, gefüllter, lebendiger, es gibt mehr von der Qualität Rose als der Holz schnitt, aber dies eben nur kraft der künstlerischen Ge sinnung, die im Mühen um Formen ihre Aufgabe sieht. Im Wesen des Kupferstiches aber liegt es, dieser Differenzierung be sondere Hilfe zu bieten. Dies wollen wir, nach einer Zwischen bemerkung, nach auszuführen suchen. Künstlerische und unkünstlerischc Darstellung und wissenschaftliche Ersordcrnis Wir fragen hier nach der Gestalt der künstlerischen Natur geschichtsillustration. Dabei müssen wir auf eine Bemerkung ein- gehen, die oft in dem Zusammenhang gemacht wird. Man meint, wissenschaftlich genaue Darstellung ließe sich nur durch »er messende Zeichnungen oder naturalistische Farbbilder (was eben den Hauptbestand an Illustrationen ausmacht) erreichen. Man stellt also die »abbildende- Darstellung als einzig mögliche für ein dienendes naturwissenschaftliches Bild hin, nicht die »ge staltende». Dies bedeutet also, daß die künstlerische Darstellung nicht die wissenschaftliche Hilfe geben könnte, wie die unkünst lerische es vermag. Wenn es an dem wäre, daß nur durch diese abbildende Funktion der Illustration die erkennende Ausgabe zu erreichen wäre, ja, daß das Hinzukommen einer künstlerischen Gesinnung diese Aufgaben hemmen würde, dann wäre unsere Fragestellung sinnlos. Nun, die alten Werke zeigen, daß diese Alternative gar nicht gilt. Persönlich war mir als Beispiel zu diesem »Problem« lehrreich, daß ich einen Entomologen in großes Erstaunen versetzen konnte, als ich ihm die mit Kupfern geschmückten Käferbücher vorsühren konnte (Merian, Roesel, Christ, Voets, Panzer, Sturm, Jacquelin du Val, Dejeau, es gibt aber noch andere). Er mußte zugeben, daß die Illustra tionen seiner modernen Bücher sie in keiner Beziehung er reichten. Es gibt eben nur den Gegensatz zwischen einer künstlerischen und einer unkünstlerischen Bebilderung eines Naturgeschichts- werkes. Frage nach den Gründen sür den Bersall der guten Abbildung Weshalb aber verzichten wir schon seit einem Jahrhundert und heute immer noch, angesichts dieser vierhundertjährigen Vorarbeit, auf die künstlerische Gestaltung der Illustration? Nun, es gibt viele Antworten darauf. Sie sind äußerer und innerer Natur und laufen auf grundsätzliche künstlerische Fragen überhaupt hinaus. Wenn gesagt wird, wir haben nicht die Holz schneider und Stecher, so ist klar, daß wir sie nicht haben, weil kein »Bedürfnis» nach ihnen besteht. (Pirancsi hatte in seiner Werkstatt an hundert Gehilfen.) Die wenigen treulichen aber, die noch arbeiten, werden doch nicht vor diese Aufgaben gestellt; Tier- und Pflanzenbücher erscheinen nach wie vor. Das Bedürfnis nach bebilderten Floren und Faunen über haupt könnte in Frage gestellt werden. Nun, ich kenne nicht die Auflage des Kochfchen Blumenbuches, des Kräuter- und Pilz buches der Insel-Bücherei. Aber die große Verbreitung wird doch einem echten Bedürfnis entgegenkommen. Es wäre auch nicht anders zu verstehen, daß Hendel vor einigen Jahren den Faksimiledruck eines alten Kräuterbuches veranstalten konnte; denn der Druck wurde erst aufgelegt nach der Zustimmung einer festgesetzten Subskribentenzahl. Auch sür die Schul- und Lehr bücher fordern einsichtige Kunsterzieher schon Bilder, die den Anspruch einer künstlerischen Gestaltung in sich tragen. Der letztlich? Grund für das Aussetzen der Überlieferung ist aber tiefer im Wesen der Zeitlage zu finden. Ursache für den Verfall der künstlerischen Illustration ist einmal das Eintreten des impressionistisch gerichteten Naturalismus, dann das Auf treten der Photographie als neuer Möglichkeit, »Bilder» zu schaffen, drittens die neuartigen maschinellen und chemischen Möglichkeiten des Bilddruckes. Diese drei einseitigen Fortschritte hängen zusammen. Das Wesen des Kupferstichs in seiner Bedeutung sür das künst lerische Pflanzen- und Ticrbild Halten wir die heutige Lage gegen die frühere. Wir müssen uns die alten Holzschneider, die Kupferstecher nicht als »Künst ler« vorstellen, die nun eben Bild für Bild schufen, das in die Texte eingefügt (beim Holzschnitt) oder mit der Presse auf dem Büttenblatt abgezogen, eingelegt werden konnte (beim Kupfer stich). Sie waren dienende Handwerker, die in einer künstleri schen Zeit lebten und die (im ganzen gesehen) als anonyme Arbeiter diese trotzdem künstlerisch bedeutsamen Leistungen her stellten. Nun liegt es eben im Wesen des Holzschnittes und be sonders des Kupferstiches, sozusagen die verborgene Absicht der guten Illustration zu begünstigen. Es kann hier nicht die Phänomenologie des Holzschnitts nnd des Kupferstichs eingefügt werden. Wir wollen schnell kenn zeichnend einiges über den Kupferstich sagen. (Man lese in dem 230 Nr. 64 Donnerstag, den 17. März 1S38
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