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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1846
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1846-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1846
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- Deutsch
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978 Concurrenz des englischen und fremden Nachdruckes preisgegeben, was jetzt ein Ende haben wird. Wir ver sichern ferner, daß uns weitere Reductivn des englischen Eingangszokes vollkommen wahrscheinlich dünkt, — gar nicht wegen besonderer freund schaftlicher Rücksicht von Seiten Englands — sondern weil Aufhebung der Papieraccise nothwendig in den Cyclus der im englischen Steuersy steme begonnenen Reform gehört, weil mit dem Fall dieser drückenden Auflage jeder Grund für höhere Verzollung ausländischer Bücher (aus begünstigten Ländern) aufhört und an Zöllen, die nichts schützen und nichts eintragen, den Engländern nicht eben viel liegt, wie ihre neue sten Tarifänderungen zur Genüge beweise» *). Wir können diesen Punkt nicht verlassen, ohne einen andern Wider spruch unsers Gegners bemerkbar zu machen. S. 893 heißt es wörtlich: „so folgt daraus, daß jene Zollermäßigung für die Literatur und den Buchhandel Deutschlands im Allgemeinen ohne fühlbaren praktischen Werth bleibt". Wenn aber eine Zollherabsetzung von fünfunddreißig Schilling ohne praktischen Werth bleibt, welchen praktischen Schaden sollen denn die noch übrigen fünfzehn Schilling zufügen ? besonders wenn die „allein dabei betheiligten wenigen Verlagshandlungen" vollkommen darüber beruhigt sind? Ist hier der Grundsatz, praktisch oder nicht, wirklich Alles, in einem andern Falle aber „ganz untergeordneter Natur?" Zwei weitere Einwürfe lauten dahin: daß auch ohne Verbot deut sche Bücher künftig ebenso wenig als bisher in England nachgedruckt würden, und daß die immense Mehrzahl deutscher Bücher trotz der Zoll ermäßigung auf keine Absatzvermehrung von irgend einem Belange hof fen dürfe. Beides träfe wiederum nicht den preußisch-englischen Ver trag, sondern unabänderliche längst bestehende Verhältnisse; die Ant wort darauf liegt aber zu nahe, als daß wir sie nicht geben sollten- Der englische Buchhandel hat allerdings bisher den Nachdruck von sich ent fernt gehalten, und es dürfte vielleicht nicht eine achtbare englische Firma sich ähnliche internationale Freiheiten erlaubt haben, wie sie in andern Ländern zu Hunderten Vorkommen; deswegen sind dennoch fast alle un sere Klassiker — namentlich was sich davon zu Schulausgaben eignet — eine gute Anzahl llnterrichtsbücher und eine sehr große Menge Musika lien in England »achgedruckt worden, ein noch größeres Quantum von Nachdrücken wurde aus Frankreich, Holland rc. eingeführt**). Ein gesetzliches Verbot schützt aber nicht blos gegen Wiederholung begange ner Sünden, sondern auch gegen künftige vielleicht noch viel größere. Der Nachdruck wird nicht von ganzen Nationen oder Ständen betrieben, sondern von Individuen, die heute hier auftauchen, morgen dort. Wer steht dafür, daß nicht auch in England sich Etablissements bilden wie in Paris, Brüssel re., um den steigenden Geschmack an fremder Literatur zu ihrem Vortheile auszubeuten. Nur das Gesetz kann davor schützen, zugleich den ausländischen Nachdruck abhalten, und den rechtmäßigen Verlegern den Markt sichern. Was nun die Absatzfähigkeit deutscher Bücher nach dem Auslande -— England insbesondere — angeht, so gestehen wir, daß wir unser» Augen kaum trauen, wenn ein deutscher Buchhändler dem deutschen Buchhandel gegenüber die Behauptung aufstellt: aus unserer ganzen Literatur, aus der gesammlen geistigen Errungenschaft des deutschen Vol haben kaum »bthig, wiederholt zu bemerken, daß wir den engli- >iyen Mngang«zoU auf englische Bücher als wenig bedeutend und die Mei- »Mg, daß englische Bücher für den englischen Markt aus Deutschland geliefert werden s°»nte» , als eine Chimäre betrachten. Gibt es ein Beispiel, daß eine Nation Ihre --ngtnatwerke in ihrer eigenen Sprache im Auslande drucken ließ, und darf man insbesondere non dem gewerbsthätigen, gewerbseifersüchtigen England etwa« der-Art erwarten? Nur der Nachdrucker kann mit Vortheil überall Einfuhren, weit er nicht wie der ehrliche Verleger Honorar bezahlt. **) Welchen Einfluß der englische Nachdruck übt, mag ein Beispiel zeigen. Wie wir hören soll ein ehrenvolles schönes Unternehmen , die Illustration des Don Quirote durch Schroter , blos deshalb in'« Stocken gerathen sein, weil sie »nmittelbar beim Erscheinen m England nachgestochen wurve. 78 kes in Jahrhunderten gebe es nicht mehr als ein halbes Dutzend unserer ersten belletristischen Werke, nebst einigen Wörterbüchern, Grammati ken ic., für die eine Vermehrung des Absatzes nach dem Auslande zu hoffen stehe! Wenn dem so wäre, so müßte man sich der deutschen Sprache und Literatur schämen, und es wäre wohl gerathen, sie zu verlassen, um sich nach dem Abtrag der Fremden umzusehen. Dem ist aber glücklicherweise nicht entfernt so, wir können das beweisen. Unser eigener Verlag enthält mehr als 50—60 einzelne Werke, die sich eines steigenden Absatzes nach dem Auslande erfreuen, und der ganze deutsche Buchhandel hat deren sicher viele Hunderte. Wir widmen diesem Theil unsers Geschäftes ein besonderes Interesse und können daher auf den Grund langjähriger Beobachtung und genauer Scontrirung des Einzel nen die Versicherung geben, daß der Absatz deutscher Bücher nach Au ßen trotz der jetzt noch bestehenden Hindernisse alljährlich fühlbar zu nimmt, und zwar ganz insbcsonvere nach England. England ist für die meisten Artikel ein bedeutenderer Abnehmer als Frankreich oder Ruß land trotz ihrer deutschen Provinzen, bei manchen Werken selbst bedeu tender als das ganze übrige Ausland zusammengenommen. Wir kön nen dies durch Zahlen beweisen, wenn es irgend gewünscht wird. Man wird nicht verfehlen, uns einzuwenden: unsre belletristischen Artikel gehören eben mit zu den allein auserwählten und ihr Absatz gebe keinen Maßstab für den aller übrigen. Wir fragen aber dagegen: ist das möglich oder nur wahrscheinlich? Die Engländer sind ein ernst haftes praktisches Volk, sie haben ihre politische Größe nicht durch Zeit vertreib und angenehme Lectüre errungen, sondern durch tüchtiges Stre ben und Schaffen, durch Ausbildung eigener Kraft und Benützung jedes fremden Studiums; sollen sie nun eine schwere Sprache wie die deutsche erlernt haben, blos um sich an einem halb Dutzend unserer belletristi schen Werke zu vergnügen, unv den unermeßlichen Schatz gediegenen Wissens, den deutsche Philologen, Archäologen, Philosophen, Kriti ker, Geschichtschreiber, Astronomen, Botaniker, Chemiker rc. mit deutschem Fleiße und deutscher Gründlichkeit zusammengctragcn haben, »»benützt lassen? Eine solche Voraussetzung widerlegt sich in der That von selbst. Wir sind vollkommen überzeugt, unsere College» in Leipzig, Berlin, Hannover, Göttingen rc., deren Verlag vorzugs weise wissenschaftliche Werke enthält, werben ganz ähnliche Resultate gefunden haben wie wir. Wir laden sie ein, davon zu veröffentli chen, was ihnen nur immer geeignet scheint, der solide Buchhandel fürchtet ja keine Concurrenz und bedarf auch des Geheimnisses nicht, an factischer Widerlegung so unbegründeter Behauptungen muß ihm aber gelegen fein. Man vergesse dabei Folgendes nicht: das Studium der deutschen Sprache und Literatur im Auslande ist verhältnißmäßig neu; es dehnt sich erst von Jahr zu Jahr aus, und welches auch die buchhändlerischen Ergebnisse bisher gewesen sein möge», sie werde» von den künftigen übertroffen werden, namentlich wenn der ausländische Nachdruck und die hohen Eingangszölle beseitigt werden. Es mag sein, daß einzelne englische Gelehrte, die deutsche Werke bedürfen, dieselben erwerben, ob sie etliche Schillinge mehr oder weniger kosten, aber im Allgemeinen hat ein erhöhter Preis in England gerade denselben Einfluß wie bei u»S- Der Gelehrten- und Mittelstand hat die Sorge für Ersparniß und Er werb gerade wie bei uns, und wir haben schon oft gebildete Engländer sich beklagen hören, daß die Anschaffung einer deutschen Bibliothek ge nug sei, einen Mann zu ruiniren. Man vergegenwärtige sich die deutschen Preise niit einem Zuschläge von 30 Fl. am Ctr. für Zoll, der Fracht und dem Gewinn des englischen L ortimentshändlers, den er ha ben muß, wenn er seine enormen Auslagen wieder einbringen und in dem theuern London leben will, man deiike an die Schwierigkeiten, ei nen irgend bedeutenden Lagervorrath zu halten, wenn dazu Tausende von Thalern für Zollauslage erfordert werden, an die Schwierigkeit des Remitrirens, und man frage dann noch, warum unser Absatz nach England bisher nicht größer war.
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