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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.12.1928
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- 1928-12-15
- Erscheinungsdatum
- 15.12.1928
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^ 29l, 13. Dezember 1828. Redaktioneller Teil. seiner wirtschaftlichen Lage erfahren. Während des Weltkrieges hat es die ausländische Lehrmittelindustrie verstanden, in zahl reichen Absatzgebieten der deutschen Lehrmittelgeschäfte im Aus lande die deutschen Lehrmittel zu verdrängen, indem die aus ländische Lehrmittelindustrie sich, namentlich der Buch- und Kartenhandel des Auslandes, oft mit staatlicher Unterstützung durch billigere Preise und antideutsche Propaganda einführte (besonders in Frankreich, England, Dominions und Italien). Andere, früher sehr aufnahmefähige Auslandabsatzgebiete ver halten sich jetzt gegenüber deutschen Lehrmitteln völlig ablehnend. Der deutsche Lehrmittelvcrlag verlor somit eine Reihe von Ab satzgebieten im Auslande, die ihm vor dem Kriege gestatteten, große Auslagen herzustellen und dadurch das Inland billig zu bedienen. Diese Möglichkeit ist seit dem Kriege sehr eingeschränkt. Es wird sogar an den Auslandaufträgen kaum der notwendige Verdienst erzielt, zum Teil aus Valutagründen, zum Teil, weil die deutsche Industrie durch die hohen Steuern und steigenden Löhne eine viel größere Belastung zu tragen hat als die aus ländische Konkurrenz. Jene arbeitet außerdem, wie bereits be merkt, z. B. die französische, mit Staatsunterstützung. Auch der Absatz im Inland ist durch die wirtschaftliche Not der meisten Gemeinden im allgemeinen geringer geworden. Im Gegensatz zur Vorkriegszeit ist der Lehrmittelverlag zur Stärkung der not wendigen Betriebsmittel oft gezwungen, Bankkredit in Anspruch zu nehmen, durch dessen hohen Zinsfuß der geringe Verdienst zum größten Teil aufgezehrt wird. Die vom Lehrmittelhandel vom Verlag als Folge der Maßnahmen der Berliner Anschaf fungs-Gesellschaft erbetene Rabatterhöhung würde ferner dem Verlag gerade denjenigen Überschuß über seinen Lebensbedarf rauben, den er unbedingt braucht, um die verlegerischen Pro dukte auf einer zeitgemäßen, dem Stand der Wissenschaft und Pädagogik entsprechenden Höhe zu halten. Werden alle Ein nahmen durch Geschäftsspesen und Lebensunterhalt aufgezehrt, dann ist es dem Verlag unmöglich, seine verlegerische Ausgabe zu erfüllen, die doch im wesentlichen darin besteht, mit der Zeit Schritt zu halten und immer neuere und vollkommenere Lehr mittel zu schaffen. Der Lehrmittclverlag ist jedenfalls nicht in der Lage, bei Beibehaltung des jetzigen Preisstandes das an ihn von einigen Seiten ergangene Ersuchen der Berliner Händ ler, die von der Berliner Anschaffungs-Gesellschaft geforderten Wiederverkaufsrabatte vom Verlag aus nunmehr den Händlern zu gewähren. Nur eine Erhöhung der festen Ladenpreise würde es ihm ermöglichen, diesem Ansuchen zu entsprechen. Bedeutende Vcrlagsfirmcn sahen sich bereits genötigt, ihre Jnlandpreisc um ION zu erhöhen, um entsprechenden Anforderungen genügen zu können. Es kann aber keineswegs die Absicht des Berliner Magi strats sein, durch die Einschaltung der Berliner Anschaffungs- Gesellschaft zwischen die Schulen und ihre bisherigen bewährten Lieferanten nach und nach eine Erhöhung des Preises sämtlicher Lehrmittel herbeizuführen, was die unzweifelhafte Folge sein dürfte. Man könnte annehmen, daß der Rabattanspruch der Berliner Anschaffungs-Gesellschaft vielleicht dadurch gerechtfertigt sei, daß den Berliner Schulen durch die Einschiebung der Ber liner Anschaffungs-Gesellschaft ein besonderer Vorteil erwachsen würde. Dies ist aber nicht der Fall. Die Berliner Anschaffungs- Gesellschaft nimmt lediglich die Bezahlung der Rechnungen für Lehrmittellieferungen vor und kann eine sonstige Tätigkeit irgendwelcher Art im Interesse der Schulen auch gar nicht aus üben. Die Schulen müssen natürlich nach wie Vormund haben ihrerseits auch das größte Interesse daran, ihre Lehrmittel selbst auswählen und sie durch ihre langjährigen Lieferanten, mit denen sie in einem engen Vertrauensverhältnis stehen, beschaffen. Als eine Folge der durch das Vorgehen der Berliner Anschaf fungs-Gesellschaft verursachten Preiserhöhung würde also für di« Schulen Berlins der Nachteil eintreten, ihren Bedarf an Lehrmitteln um ION verringern zu müssen, und dies will bei den immerhin knappen Etats und der jetzigen schwierigen wirt schaftlichen Lage sehr viel bedeuten. Die Einschiebung der Ber liner Anschaffungs-Gesellschaft bedeutet also eine offensichtliche Benachteiligung der Lehrmittel'beschaffung infolge Verteuerung der Lehrmittel, wenn ihr nicht auf der anderen Seite eine ent- 1382 sprechende Erhöhung der Lehrmitteletats gegenübersteht, wozu die Stadt Berlin jedoch kaum die nötigen Mittel zur Verfügung stellen dürfte. Eine weitere sehr gefährliche Folge der Rabattforderung der Berliner Anschaffungs-Gefellschaft dürste aber noch die nach stehende werden: Weil die Berliner Schulen gezwungen sind, die notwendige Lehrmittelbeschaffung aus ihren bisherigen Lehr mitteletats, die in ihrer Höhe sicherlich unverändert bleiben wer den, durchzuführen, so werden die Berliner Händler, um den mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht in Einklang zu bringenden Wünschen ihrer Kundschaft gerecht werden zu können, dazu gezwungen sein, an Stelle der jetzigen qualitativ hoch wertigen Lehrmittel für den gleichen Geldbetrag zweitklassigen Ersatz anzubieten. Selbstverständlich ist es möglich, ausgestopfte Tiere auch in zweiter Wahl, Schulwandkarten und Bilder mit weniger solidem Aufzug, kurz Lehrmittel von geringer Lebens dauer zu liefern. Dieser Abstieg der hochentwickelten und hoch angesehenen deutschen Lehrmittelindustrie würde von den ver hängnisvollsten Folgen begleitet sein. Nur durch Qualität kann unsere wissenschaftliche Industrie im In- und Auslande ihren Ruffund damit ihren Absatz behaupten und weder der deutschen Schule noch dem deutschen Ansehen ist damit gedient, wenn Lehrmittelhandel und Lehrmittelindustrie gezwungen werden, infolge Beschnci'dung der notwendigen Existenzbedingungen die Qualität der Lehrmittel herabzusetzen. Auch die Leistungsfähigkeit der Berliner Lehrmittclhand- lungen, die gleichzeitig als Musterausstellungen für die aus ländischen Einkäufer betrachtet werden müssen, darf nicht herab gemindert werden. Die Unterhaltung großer vielseitiger Lagcr- bestände, die hohen Mieten für entsprechend große Geschäfts räume in der Großstadt, zusammen mit den hohen Spesen, Steuern und Abgaben erlauben diesen Firmen nur einen be scheidenen Nutzen. Bedenkt man, daß zahlreiche Lehrmittel durch Lagerung unbrauchbar werden, so erwächst schon durch die Erhaltung eines großen Lagers dem Lehrmittelhändler ein weiterer Verlust, den sein Geschäft ebenfalls tragen muß. Die Berliner Händler sind durch einen gewissen Wettbewerb ge nötigt, stets die allerneuesten und besten Lehrmittel anzubieten und dienen damit den berechtigten Ansprüchen und Interessen der Lehrerschaft. Gerade die Lehrerschaft sowie die Schul leitungen legen aber den größten Wert darauf, daß diese über sichtlichen Ausstellungen aller Lehrmittel in Berlin bestehen bleiben, sodaß sich die Kollegien und Fachlehrer jederzeit genau informieren können, ehe sie die wertvollen beschränkten Lehr mittelgelder für die allernotwendigsten und neuesten Lehrmittel ausgeben. Eine Schmälerung der Existenzgrundlagen des Ber liner Lehrmittelhandels durch die Rabattforderungen der Ber liner Anschaffungs-Gesellschaft würde also einmal eine Herab drückung der Leistungsfähigkeit der Lehrmittelgeschäfte, anderer seits notwendigerweise eine Verteuerung der Lehrmittel zur Folge haben, und in beiden Fällen wäre die Schule der leid tragende Teil. Da eine Erhöhung der Lehrmittelpreise lediglich für Berlin im Interesse des allgemeinen deutschen Lehrmittelgeschäftes und im Interesse der Berliner Schulen kaum durchführbar und un zweckmäßig ist, so wird wahrscheinlich die Entwicklung dahin gehen, daß an Stelle des regulären Berliner Handels, der das unrentable Geschäft infolge seiner hohen Spesen mit der Ber liner Anschaffungs-Gesellschaft auf die Dauer nicht tragen kann, andere Firmen treten, die weder durch ein Lehrmittellager und eine Lehrmittelausstellung noch durch entsprechende Erfahrungen als ebenso sachkundig und leistungsfähig qualifiziert sind wie die hierfür in erster Linie berufenen bewährten Firmen. Die Lehrerschaft wird über diese Entwicklung keineswegs glücklich sein. Eine Rundfrage bei den Berliner Schulen wird ergeben, daß sie mit dem jetzigen Vertrauensverhältnis zu ihren bisherigen Lieferanten durchaus zufrieden sind. Auch die deutschen Lehr mittelverleger und Fabrikanten legen größten Wert darauf, daß die Existenz und berechtigte Vermittlerstellung des Berliner Lehrmittelhandels durch Maßnahmen, wie sie jetzt nur zum Schaden der Allgemeinheit eingesetzt haben, nicht untergraben werden.
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