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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1927
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- Deutsch
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^ 2S7, 22. Dezember 1927. Redaktioneller Teil. Cotta mutzte eine offene Hand haben auch für Schriftsteller, bei denen man es nicht erwarten sollte. Als Friedrich Schlegel, der seit 1815 Legationsrat bei der österreichischen Gesandtschaft am Bundestage in Frankfurt gewesen war, 1818 nach Wien zurückberusen wurde, brauchte er zur Sanierung seiner Verhältnisse Geld, und so gab Cotta ihm das erbetene Darlehn von 2000 Reichstalern. Von 1827 bis 1833 gab Cotta die »Jahrbücher für wissen schaftliche Kritik» heraus. Die geistige Oberleitung hatte kein Geringerer als Hegel, obschon dieser nicht als Herausgeber zeichnete; die Redaktion führte vielmehr Eduard Gans, ein Schüler Hegels. Beide waren Cotta für diesen Zweck von Ludwig Robert, dem Bruder der Rahcl Varnhagen von Ense, empfohlen worden. Durch Varnhagen von Ense wandte Heine sich an Cotta. Es war im Mai 1827, als eben der zweite Teil der Reisebilder erschienen war und Heine sich anschickte, eine Reise nach England und Frankreich zu unternehmen. Er wollte am »Morgenblatt» Mitarbeiten, allerdings unter Bedingungen, die er sehr günstig gestellt erwartete. Cotta ging auf das Anerbieten ein, aber Heine sandte erst vom März 1828 an Artikel für das Blatt. Heines Briefe von 1828 bis 1833 beziehen sich auf seine Mit arbeit an den Cottaschen Journalen. Als Honorar verlangte er für jeden Brief für die »Allgemeine Zeitung«, »er mag groß oder klein sein», 2)4 Carolin, für »ganz große ausgearbeitete Artikel über die politischen Zustände hicrselbst» (in Frankreich) 10 Carolin für den Druckbogen (es waren die »Französischen Zustände-). Daneben plaudert er über allerlei aktuelle Dinge. So schreibt er am 31. Oktober 1831 aus Paris: »An deutschen Schriftstellern mangelt es hier nicht, nur ihr Gespräch ist unerträglich. Wenn Köchinnen züsamnienkommen, so sprechen sie über ihre Verleger. Auch an Repräsentanten des deutschen Buchhandels fehlt es hier nicht. Wir haben deren sogar mit Schnurrbärten, nämlich den Sohn des großen Schlesingers und den edlen Frank . . .« Hiermit war Friedrich Gottlob Franckh gemeint, der sich damals in allerlei demokratische Umtriebe mischte. Deshalb sagt der Herausgeber in einer Anmerkung, er habe in keinem besonders guten Rufe gestanden, und er zitiert dabei auch folgende Stelle aus einem Briese von Kolb aus Paris an Cotta (26. Ja nuar 1832): »Wieviele Personen gibt es denn, die diesen Menschen achten? . . . Ich kenne die Franckh'jchen Umtriebe hier und will Ihne» einmal, wenn ich zuriickkehre, davon die lustigsten Geschichten erzählen . . .» Als Heine am 20. Januar 1832 den zweiten Artikel der »Französischen Zustände» an Cotta sandte, bat er um schleunigen Abdruck des Aufsatzes und begründete dies wie folgt: »Der zur Genüge bekannte Buchhändler Frank, der allerlei verfehlte Zeitungsprojekte im Kopse trägt, liegt noch immer hier, um eine fpottwohlseile Ausgabe der Freiheit für Deutschland zu besorgen, und die Allgemeine Zeitung ist die beständige Zielscheibe feiner Schmähungen und Machinationen. Als nun der erste Artikel der Zustände erschien, ärgerte er sich über diesen erhöheten Ton, der ihm an und für sich wohlgefällt, aber nur nicht in der All gemeinen Zeitung, und er beging die Perfidie, eine verstümmelte, übertriebene und verfälschte Übersetzung davon in die Tribüne*) setzen zu lassen, mit einigen einleitenden Worten, die ungefähr lauten, als ob diese Korrespondenz von der österreichischen Re gierung immediat insluenziert werde. Dieses Manöver wurde mit den hiesigen deutschen Jakobinern abgekartet, wobei sie zugleich mich, den sie als den Versafser jenes Artikels überall herum nennen, dergestalt kompromittieren wollen, baß ich mich für sie «der gegen sie erklären müsse, wovon ich bas erste« aus Über zeugung und das andere aus Klugheit bis jetzt unterlassen habe. Ich bin nicht der Mann, der sich zwingen läßt, und sie bewirken nur, daß ich, aus Dögout vor der jakobinischen Unredlichkeit, noch gemäßigter als jemals werde. Was Sie mir über Börne schreiben, ist ganz meine Meinung, nur darf ich es aus Klugheit nicht laut werden lassen, da man es in dieser Zeit der Reaktionen als eine *) Das Pariser Organ der Republikaner »Im Tribuns des vöpartomonts«. 1478 feige Sicherung auSlegcn würde. Auch dieser sonst so gescheute Mann läßt sich übertölpeln von einem Frank, um so leichter, da die Allgemeine Zeitung sich wirklich ignobel gegen ihn (Börne) gezeigt.» Die Geschichte des Pariser Aufenthalts Franckhs (seit April 1831) ist bisher noch nicht geklärt. Der Überlieferung zufolge soll er ein Jahr lang an einer dortigen demokratischen Zeitung beteiligt gewesen sein *). Ob die Stelle in dem Heineschen Briefe, Franckh wolle eine spottwohlfeile Ausgabe der Freiheit sür Deutschland besorgen, vielleicht so zu verstehen ist, daß er eine Ausgabe einer Zeitung »im Ulberts» meinte? Der Herausgeber hat diese Stelle unaufgeklärt gelassen. Unmöglich wäre das nicht, da Franckh schon 1825 und 1826 ein »lournal Universal» in Stuttgart herausgegeben hatte. Heines Antipathie gegen Franckh erklärt sich schon daraus, daß dieser 1827 das zweibändige Werk von Menzel »Die deutsche Literatur- verlegt hatte, wodurch beide sich viele Feinde geschaffen hatten. So schrieb z. B. Ludwig Robert an Cotta, er sei »er schreckt gewesen über die Anmaßung eines nicht längst von der Universität zurückgekehrten jungen Mannes, der über das Ge- samtwisscn, die Gesamtkunst und Gesamtbemühungcn der deut schen Nation als beurteilender Diktator auftrat». In Briefen aus Paris vom Mai 1826 berichtet Ludwig Robert über einen eigenartigen Auftrag, den Cotta ihm er teilt hatte: er sollte erforschen, »ob sich dort durch Anschluß an französische Zeitschriften oder durch Errichtung eines eigenen 'Organs die Kenntnis deutscher Art, Kunst und Wissenschaft in Frankreich verbreiten und so auch dem deutschen Buchhandel ein neuer Markt eröffnen ließe». Er trat mit allerlei Gelehrten und einflußreichen Männern, namentlich auch Herausgebern von Zeitschriften, in Verbindung, und der Graf Helmstatt, der Vetter des Herzogs von Broglie, war sogar geneigt, ein Lokal sür die Gesellschaft zur Förderung,der deutschen Literatur in Frankreich herzugeben, aber über unverbindliche Versprechen kam man nicht hinaus. Robert sah schon bald ein, daß für den deutschen Buch handel ein Geschäft dort nicht zu machen sei, weil zu wenig Leute die deutsche Sprache erlernten. »Aber», schrieb er an Cotta, »ich habe es ja nicht mit Ihrem Handlungshause, ich habe es mit Ihnen zu tun, der einen gerechten Stolz darein setzt, ein Unter nehmen, selbst mit anfänglicher Aufopferung, zu gründen, das die beiden gebildetsten Nationen des Kontinents auf den Feldern ihrer gegenseitigen Literatur befreunden, das der deutschen Wissenschaft und Kunst Verbreitung und Anerkennung ver schaffen soll». Auch Alexander v. Humboldt, der dainals in Paris weilte, wollte das Unternehmen unterstützen, und er entwarf sogar den Plan einer deutsch-französischen Zeitschrift, aber schließ lich verzichtete Cotta doch auf die ganze Sache. JustinusKerner hatte ursprünglich mit der Osiander- schcn Buchhandlung in Tübingen sür die Herausgabe seiner Ge dichte in Verbindung gestanden. Diese Buchhandlung hatte ihm 300 Gulden als Honorar angeboten, und Kerner fragte bei Cotta an, ob das nicht zu gering sei. Daraufhin versprach Cotta ihm 100 Gulden mehr und erhielt dann die Gedichte zum Verlag. Allerdings zögerte Cotta zwei Jahre lang mit der Herausgabe, sodatz Kerner wegen seines Alters schließlich fürchtete, den Druck nicht mehr zu erleben. Nun beeilte sich Cotta, aber Kerner war über die Druckfehler in dem Bändchen sehr ungehalten. Er dachte auch noch gar nicht ans Sterben, und bis 1828 hatte er »Die Seherin von Prevorst» in 2 Bänden geschrieben. Der Verleger Franckh bot ihm als Honorar sür dieses Werk 1200 Gulden, aber dies schien Kerner nicht »der Wichtigkeit und dem allgemeinen Interesse der Sache» zu entsprechen, und er sragte deshalb bei Cotta an, »wie ich hier handeln solle und ob nicht nach Ihrem einsichtsvollen Ermessen sür mich hier etwas Ruhm volleres und Erträglicheres zu machen wäre». Das war zwar hier kein direktes Anerbieten, aber Cotta verstand die Anfrage sehr wohl. Er erklärte sich bereit, den Verlag zu übernehmen, doch bewilligte er ihm auch kein höheres Honorar als Franckh; nur sollten nach Absatz von 1000 Exemplaren innerhalb 3 Jahren *> Vgl. meine Geschichte des Franckh'schen Verlages in dem Jndiläumskatalog S. XII.
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