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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1928
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- 1928-03-08
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- 08.03.1928
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58, 8. März 1928, Redaktioneller Teil. schien mit dieser Wahl nicht sehr glücklich gewesen zu sein; denn: wie die Dürerbiographien sich in dieser Hinsicht auch widerspre chen, ist es immerhin ausfallend, daß der große Maler, der in warmer Kindesliebe so oft seiner Eltern gedenkt, nirgends in seinem ganzen Briefwechsel auch nur ein einziges Mal ein liebe volles Wort für sein Weib übrig hat. — Schefers klug ange legtes Buch machte damals darum Sensation; es entstand sogar (London 1848) eine englische Übersetzung von Mrs. I. R. Stodart unter dem Titel: -The artist's married life being that os A. Dürer», die weiteste Verbreitung sand. — Von des Meistermalers Liebe und Kunst erzählt auch das Charakterbild »Dürer in Venedig« von A. Stern, erstmalig erschienen in Sterns »Drei venezianische Novellen« 1885 und sodann als selbständiges Buch 1886 bei Elischer in Leipzig. Eine billige Ausgabe brachten 1911 die Wiesbadener Volksbücher (Wiesbaden, Limbarth, 100 S.). — Aus Dürers Briefen und Tagebüchern wissen wir es ja, daß der Künstler alsbald nach vollendeter Lehrzeit nach gutem alten Brauche damaliger Zeit sich aus die Wanderschaft begab, um sein Können zu mehren. Zwei Reisen Dürers in das gelobte Land der Kunst Italien sind bekannt geworden. Die italienische Kunst mit eigenen Augen zu schauen und von ihr zu lernen, veranlaßte den jungen Meister, selbst noch nach mehreren Erwerbsjahren in seiner Vaterstadt Nürnberg, im Jahre 1506 seine zweite venetia- nische Reise anzutreten. Hier in der Lagunenstadt kam er bald zu hohem Ruhme, indem er für die dortige Kapelle der deutschen Kaufleute das »Rosenkranzfest« malte, für das der Doge von Vene dig dem Künstler ein Jahresgehalt von 200 Dukaten auswarf, um ihn an die Stadt zu fesseln. Davon und wie nun der Neid der fremden Maler gegen den deutschen Kollegen ins Grenzenlose wuchs, dieser aber solchem kleinlichen Treiben unbekümmert zu sah, erzählt Stern mit psychologisch fein abgestimmter Charakter- und Milieuschilderung. — Nicht lange danach brauste über Deutschland der Sturm der Glaubenserneuerung, den vr. Martin Luther im Herzen des Lan des angesacht hatte. Der gottergebene Albrecht Dürer folgte dem Werke des Reformators Mit größtem Interesse. Wie er um Luthers Leben bangte, nachdem dieser auf dem Reichstage zu Worms in die Acht erklärt worden war, darüber berichtet das Skizzenbuch von I. Disselhofs: »Albrecht Dürer, Luthers Freund und Mit st reite r.« 2. Ausl. Kaiserswerth, Buchh. der D i a k o n i s s e n - A n st a l t 1894. (28 S. mit A b b.) knapp, aber anschaulich. — Die Erzählung »Albrecht Dürer» von OttoRichter (1894?), ferner O. v. Golmen: »Albrecht Dürer. 3 Erzählungen aus dem Kun st ieben Alt-Nürnbergs«. Leipzig, E. Ungleich 18 9 7 (314 S.) sowie die »Nürnberger Novellen» von Fra nzDittinar, Nürnberg, J.A. Stein 19 0 1 (78S.), Albrecht Dürers berühmtes Holzschuherbild behandelnd, bringen zum ersten Male in erzählender Form des Künstlers Schassen in seiner Vielseitigkeit zur Würdigung. Man liest darin — um mit Karl Hans Strobl zu reden — wie in einer alten Chronika, gibt sich dem Reiz des Geschehens hin, ohne kritisch zu scheiden: was ist geschichtlich und was nicht. — In diesem Sinne hat auch Geo Hunold mit seinem Buche »Palm. Roman eines deutschen Buchhändlers«. Wismar sH. Bardholi); Leipzig, E. Ungleich 1910. (347 S.) ein Werk von tiefem Gehalt und reichem Kolorit geschaffen. Auch hier geht Dürer fast in jedem Kapitel durch das köstliche Buch, das wieder und wieder zeigt, wie die Kupferstiche, Bilder und Holzschnitte des Meisters, wenngleich 300 Jahre nach seinem Tode, die Be wunderung der Nachwelt Hervorrufen. In der Dürersammlung des Nürnberger Buchhändlers Joh. Philipp Palm, dieses auf rechten Mannes, der um der freien Meinung willen unschuldig sterben mußte, sindet der Hamburger Verleger Campe Dürer heiligtümer, die er vervielfältigte und in seinem wohlbekannten Geschäft verkaufte. Auf einer Wallfahrt zu dem Grabe des Künstlers gedenken die Freunde auch Willibald Pirkheimers, der als Erster Dürers Genie erkannt und ihn zu immer neuem schöpferischen Tun angespornt hatte. Durch das ganze Buch schlingt sich zudem wie ein Faden der Fichtegedanke: »Es ge nügt nicht, daß ihr Deutsche seid, ihr müßt Deutsche werden!« — 264 Unvergleichlich schön auch behandelt ein Werk Dürers die Erzählung »Der Wiesenzaun. Bilder u. Buch schmuck nach Werken Albrecht Dürers« von Karl Ginzkey. Leipzig, L. Staackmann 1913 (121 S.). Wir werden in diesem herrlichen Buche auf einige Stunden bei dem Nürnberger Meistermaler und seinen Freunden zu Gast ge laden. Ein Kupferstich aus dem Jahre 1518, die Madonna zei gend, hinter deren Rücken ein Wiesenzaun quer über das Bild geht, ist Ginzkey zum Symbol der Entsagung geworden, die sich der begabteste Künstler in Zeiten der Not einst auferlegte, und des Dichters Phantasie schildert weiterhin, wie die Liebe der Felicitas, einer schönen Landsknechtstochter, zu dem alternden Maler erwacht. Hier geben biographische Überlieferungen und dichterische Verklärung Plastisch die seelische Stimmung der han delnden Personen wieder, ebenso wie in dem Roman aus der italienischen Renaissance »Giorgione« von Max Glas (Leipzig, G. Merseburger 1914), nur mit dem Unterschiede, zugleich auch das Wesen und den Charakter der damaligen Zeit erfaßt und voll ausgeprägt zu haben. — Die m. E. falsche Auffassung der Wesens art genialer Menschen bringt auch den Künstler-Roman »Joa chim Sterntaler» von Emil Frithjof Kullberg. Braunschweig, G. We st ermann 1915. ((316 S.)» um einen Teil guter Wirkung. Auch hier begegnen wir Albrecht Dürer und dem deutschen Malergeschlecht einer Epoche, die mit idealistischer Sehnsucht hoch über einer »düster-harten» Zeit stehen. Die Erlebnisse des eigentlichen Helden Joachim Stern- talec zumal »erhalten soviel allgemein Gültiges, rein menschlich überzeugendes«, daß mancher fortgeschrittene Leser dem Ver fasser für diese Dürer-Gabe ausrichtig danken wird. — Der kulturgeschichtliche Roman in Bildern aus Nürnbergs Vergangenheit »Deutscher Geist, werde frei!« von Heinrich v. Scheeler, Leipzig, Tenien-Verlag 1915, aus der Zeit des aufblühenden Humanismus, in dem neben vielen berühmten Männern der Wissenschaft und Künste auch Albrecht Dürer zur Geltung kommt, hat sich bemüht, die Kultur geschichte einer Zeit großer geistiger Wandlungen wiederzugeben, ist an seiner künstlerischen Aufgabe jedoch gescheitert. — Um so erfreulicher war es daher, als ein Jahr später Beda Prilipp ihren Dürer-Roman »Wahrheitssucher« (Ber lin-Lichterfelde, Runge, 1916, 226 S.; Neuauflage, Leip zig, Koehler L Amelang, 1927) herausgab, dem eine hohe Gestaltungskraft eigen ist. Nicht Albrecht Dürer, sondern sein Bruder und Schüler in der Malerkunst Hans und sein Ehegemahl Barbara Dürerin stehen hier im Mittelpunkt des Ge schehens. Immerhin gibt diese Ehegeschichte manches Wertvolle zum Verständnis der Ehetragödie Albrecht Dürers mit seiner Gattin Agnes Frey wieder, deren Ausgang auf des Künstlers Seelenharmonie erschütternd wirken mußte und seinen Geist zu keinem frohen Aufschwung kommen ließ. — Der eigentliche um fassende und groß angelegte Albrecht Dürer-Roman, zugleich ein Sinnbild deutscher Kunst und deutschen Wesens, erschien in den Jahren 1923—1924 in der Sammlung »Romane be rühmter Männer und Frauen« unter dem Titel »Dürer. Ein deutscher Heiland. Roman aus Nürnbergs Blütezeit« von Herm. C. Kosel, Bd. 1—3, Berlin, R. Bong, von dem zum 400jährigen Dürer-Jubiläum au-b eine billige einbändige Volksausgabe (1080 S. mit 51 Abb.) erschien. »Mit diesem machtvoll gewaltigen Werk liegt ein kostbares Buch vor dem deutschen Leser, das in gleichem Maße kunsthistorischen und kulturhistorischen Wert besitzt und damit einen eminent ethischen.« So schrieb das Darmstädter Tageblatt über diesen Roman. Wir erleben Dürers Leben und Kämpfe, sehen sein Ringen und Hoffen, lernen seinen prächtigen Charakter kennen, sehen seinen Ausstieg zum größten deutschen Künstler, erschauen ihn im Suchen nach Wahrheit, Liebe und Schönheit! Kosel zeigt nicht nur eine erstaunliche Einfühlungsgabe in die Seele dieses großen Mannes, sondern er versteht es auch stilvoll, das Geschaute und Erfühlte in lebenswahren oder dramatisch bewegten Schilde rungen zu gestalten. — Tiefsinniges Gedankenspiel verrät auch der neueste Roman der deutschen Renaissance »Dürer« von PaulFrischauer, Wien,P. Zsolnay 1925. (381 S.) Auch bei dieser Lektüre
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