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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1920
- Strukturtyp
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- 1920-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1920
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- Deutsch
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«örimdloU s. ». DUch». «»chhand-l. Redallioneller Teil. Xr 214, 22. September I92Ü. dem Erlös der verkauften Exemplare die Drucklüften deckle. Ebenso langsam, wie sich der Büchermarkt entwickelt«, trat eine mäßige Steigerung der Honorare bis zur heutigen Höhe ein. Für sehr bedeutend dürfen wir diese Höhe auch heute noch nicht halten, doch müssen wir uns immerhin freuen, daß wir es so weit gebracht haben, und noch mehrcharüber, wenn wir in der nächsten Zukunst auf diesem Punkt« werden verbleiben können, denn es ist zu befürchten, daß das erste Opfer der heutigen, in der Ge« schichte der ungarischen Nation ohne Beispiel dastehenden Krise das ungarische Buch sein wird, vielleicht nur in einigen Zweigen, vielleicht auf der ganzen Linie. Das hängt davon ab, wie stark die Anhänglichkeit des gewaltsam losgerissenen Teiles^«« die Kullurwcrte des Ungartums sein, und welches Kulturleben sich in dem Teile entwickeln'wird, der nun alle Lasten zu tragen hat. Dadurch wird sich auch das Schriftstellerhonorar unsicher gestalten, das ja durch den Absatz der Zeitungen, Zeitschriften und Bücher bestimmt wird. Das Schriftstellerhonorar bezahlt Nicht der Verleger, sondern das Publikum, bezahlt jeder einzelne Käufer des Buches. Eben deshalb gibt es kein anderes gerechtes Maß für das Schrift« stellerhonorar als die Tantieme. Sie allein ist des Schriftstellers würdig, sie sichert nicht nur seine Interessen am besten, sondern sie ist auch mit dem Kalkül des Verlegers und den Interessen des Publikums in Einklang zu bringen. Die Tantieme hat sich bei allen Nationen bewährt, und es ist fast unverständlich, warum ein großer Teil der ungarischen Schriftsteller sich mit ihr nicht de« freunden kann. Das Beipiel des Theaters sollte sie doch eines Bessern belehren. Wenn ich es für richtig und gerecht halte, daß der Verfasser eines Stückes, das hundertmal gegeben wurde, und das hunderttausend Menschen gesehen haben, ein zehnmal so hohes Honorar erhält als derjenige, dessen Stück nur durch zehn Abende und nur vor zehntausend Menschen gespielt wurde, dann muß ich cs auch als gerecht ansehen, daß der Autor eines Buches, von dem zehntausend Exemplare verkauft wurden, zehnmal so viel Honorar bekommt als derjenige, dessen Buch nur in tausend Exemplaren gbgesetzt wurde. Doch auch den Verleger kann nur diese Art der'Honorierung fördern, und sie ermöglicht es ihm, allen berechtigten Erwartungen zu entsprechen, die Hoffnungen junger Anfänger zu verwirklichen, die natürlichen Ansprüche an« erkannter, volkstümlicher Schriftsteller zu befriedigen. Ein Ver« lagsuntcrnehmcn ist immer riskant, selbst in den am höchsten entwickelten Literaturen. In Ungarn ist es fast in jedem ein« zelnen Falle ein Va-baugue-Spiel. Daher kommt es, daß bei uns besonders die erfahreneren und namhafteren Verleger gegenüber den Anträgen der Schriftsteller sehr zurückhaltend sind. Kleine Honorare wollen sie nicht anbieten, größere jedoch halten sie für überaus riskant, und deshalb verzichten sie lieber darauf, das angebotene Werk zu verlegen. Das blindlings im voraus festgesetzte Honorar ist fast immer von schädlicher Wirkung, entweder für den Schriftsteller, oder für den Verleger, in den meisten Fällen für alle beide, wie der Fall Lacroix-Victor Hugo beweist. Das Tantiemensystem war damals in Frank reich noch nicht eingesührt. Victor Hugo erhielt für seine ersten zwei Romane Honorare, die im Verhältnis zur Auflage sehr gering waren. Dagegen büßte Lacroix beim dritten Buch nicht nur alles ein, was er an den früheren, sondern auch alles, was er an- den Werken fünf anderer französischer Autoren verdien! hatte. Ich muß hier der weit verbreiteten Behauptung entgegen- treten, die Verleger ungarischer Literatur seien sämtlich auf Kosten der ungarischen Schriftsteller Millionäre geworden. Wären sie es doch! Das könnte nur den Schriftstellern und der Lite ratur nützen. Doch von diesem Zustande sind wir sehr weit ent fernt. Wo sichtbare Vermögen vorhanden sind, kann in jedem einzelnen Falle genau festgestellt werden, daß der Ursprung des großen Einkommens und des großen Vermögens nur in einem äußerst geringen Zusammenhangs mit dem Verlag von Büchern in engerem Sinne, mit der eigentlichen literarischen Produktion steht. Denen, die uns diese leichten Millionen andichten, möchte ich raten, es zu machen wie Peter Nansen, der, damals schon ein Schriftsteller von europäischer Berühmtheit, in das Verlags- 1130 unternehmen von Gyldendal eintrat, um als einer der Direk toren aus diesem Wege seinem Vaterlande und der dänischen Literatur zu nützen. Sie werden dann die Erfahrung machen, welch tatkräftige Hingebung, aufrichtige Begeisterung, wahrhaft« Selbstlosigkeit, welch selbstvertrauender Optimismus, welche nicht zu erschütternde Zähigkeit, wieviel männliche Willenskraft, welcher hochftiegende Idealismus dazu gehören, um als Verleger ehren voll und erfolgreich der Literatur und Kultur einer kleinen Nation zu dienen. Da sich das Leben und die Tätigkeit des Ver legers vor der größten Öffentlichkeit abspielen, muß man sich frage», woher dies« falschen Darstellungen stammen. Der Ver leger und der Schriftsteller stehen meist in intimem Freundschafts verhältnis, einer verläßt den andern ohne triftigen Grund nicht. Ein Schriftsteller, der mehrere Verleger hat, — hat gar keinen, wenigstens keinen, der ihm das be deutet, was der wahre Verleger dem Schriftsteller ist. Diese Schriftsteller, die Freunde der Verleger, sind also nicht die Ur sache der falschen Meinungen, die über die Verleger verbreitet werden, sondern diejenigen sind es, deren Werke nicht verlegt werden. Die häufigste Klage ist, daß die Verleger dem praktischen Standpunkte alles unterordnen, sich nicht von idealen und ethi schen Gesichtspunkten leiten lassen, sondern nur -sicher» gehen, nichts riskieren wollen. Die Klagen solcher verkannten Genies werden nie verstummen. Der Verleger will ein gutes Buch heraus« geben. Das ist nicht nur sein Ehrgeiz, das ist sein Interesse. Wer kann nun genau bestimmen, welches Buch gut ist? Der Ver leger ist hier ganz auf sich, sein Urteil, seinen Geschmack, sein Empfinden angewiesen. Andere können ihm nicht raten. Ein alter Verleger gab einem jutigen Kollegen den Rat, vorher immer den allerersten Vertreter des betreffenden Faches um seine Mei nung zu befragen; wenn dieser ihm rate, das Buch zu verlegen, so solle er das unterlassen, und umgekehrt. Dieser scherzhaft klin gende Rat kennzeichnet am besten den Unterschied in den An sprüchen, die der Gelehrte oder der Schriftsteller erhebt, denen gegenüber, auf die der Herausgeber Gewicht legt. Wieder muß ich eine dänische Autorität zitieren. Georg Brandes ant wortete einem dänischen Verleger auf die Frage, was er eigentlich herausgeben solle: -Die guten Bücher, die das Publikum liest«. Auf die weitere Frage, welche Bücher das Publikum lese oder lesen solle, erwiderte er: »Die Bücher, die anziehen und fesseln, denn die brauchen wir, das sind uns die guten Bücher». Dabei find natürlich auch die ethischen Grundlagen nicht außer Acht zu lassen, ja der Verleger mutz sich sogar zu einer gewissen geistigen Gemeinschaft mit den von ihm herausgegebenen Büchern bekennen. Allerdings darf sie nicht so weit gehen, daß er sich wahllos alles zu eigen macht, für alles einsteht, die Ver antwortung trögt. Das wäre Wohl auch undenkbar und unmög lich. Er darf nur nicht Richtungen an die Öffentlichkeit bringen, die er mißbilligt, denen er seelisch oder geistig fernsteht. Die ungarischen Verleger haben sich das stets vor Augen gehalten; selbst zu der Zeit, als sich eingewanderte Deutsche in ihren Reihen befanden, standen sie immer im Dienste der nationalen Idee. Die dekadente Richtung, die vor etwa zwanzig Jahren vom Westen kam, fand auch in der jüngeren ungarischen Schriftstellergene ration Adepten, doch die ungarischen Verleger, von einem rich tigen Gefühl geleitet, hielten sich ihr fern. Diese dekadenten Phantasten und kosmopolitischen Schwärmer waren daher ge zwungen, sich Verlagsunternehmungen nach ihrem Ebenbilde zu formen. Selbst als einige begabte Schriftsteller von starkem unga rischen Empfinden von dieser Strömung mitgerissen wur den und auch ein großer Teil des Publikums der neuen Mode hul digte, verschanzten sich die ungarischen Verleger hinter ihre wahre Überzeugung und wichen von dem einmal als richtig erkannten Weg nicht ab. unbekümmert darum, ob sie zum Danke für ihre Kämpfe um die Idee des Fortschritts jetzt als veraltet und zu rückgeblieben gebrandmarkt wurden. Sie nahmen sich nur noch mit größerer Sorgfalt der gesunden nationalen Literatur an, in der Erwartung, daß auch ihre Zeit einmal kommen werde, und darin haben sie sich nicht getäuscht. Im Verhältnis zwischen Schriftsteller und Verleger ist immer der Schriftsteller der stärkere Teil, die absolute Macht, vor der
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