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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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187, 13. August 1917, Redaktioneller Teil, und Tonplatten nach Art des Lexikons geordnet besitzt, so er scheint alsbald das lebende Bild des Verstorbenen in irgend einer charakteristischen Handlung, man hört ihn sprechen, sieht und hört ihn eines seiner Werke dirigieren usw. Ein anderer will wissen, wie irgendein Erzeugnis entsteh! - das lebende Bild führt es ihm vor Augen, Oder er will sich eine Hühnerzucht anlegen und die verschiedenen Rassen, die Art ihrer Züchtung kennen lernen — alles zu machen. Viel leicht interessiert sich einer nach vielen Jahrzehnten über ver schiedene Erscheinungen, die der heutige Weltkrieg hervor gebracht hat; auch ihm kann geholfen werden. Schon dieses letzte Beispiel zeigt, welch ein hoher kultureller Wert in einem solchen Unternehmen stecken würde. Die Welt vergißt nur zu schnell, welche Leiden, welches Elend ein Krieg zur Folge hat — zum Schluß bleibt die Erinnerung nur noch mit dem Glorienschein des Heldentums umwoben bestehen. So war es wenigstens immer — dem Zukunftsmenschen bleibt diese Täuschung erspart. Er wird am lebenden Bilde immer wieder sehen, was eigentlich der Krieg ist, und das lvird ihm eine heil same Lehre sein. Sie wird ihm den Segen des Friedens fort während vor Augen führen. Diese Institute würden die Bilder und Monogramme nicht nur im eigenen Hause vorführen, sondern auch an Schulen, Vereine usw, leihweise abgcbeu, so daß die Wirkung ins Un- gemessene vermehrt würde. Freilich wird es einige Jahrzehnte dauern, bis ein solches Werk begonnen werden kann und sich durchgcseyt haben wird, aber alle kinematographischen und phonographischen Aufnahmen von heute, soweit sie Tatsachenmaterial festhalten, sind bereits Bausteine dazu. Deshalb sollten wir heute schon viel mehr, als dies bis jetzt geschehen ist, für unsere Kinder wertvolles und später nicht mehr zu beschaffendes Material sammeln. Eine unendliche Fülle von Wissen hat unsere Zeit aufge speichert, das wenigste davon kommt dem gesamten Volke zu gute, Wir wissen von unserem Reichtum noch nicht den rechten Gebrauch zu machen. Es ist aber ebenso wichtig oder noch wichtiger, daß wir unsere Kulturfortschritie wirklich anwenden, wie das Streben nach neuen Errungenschaften, Deshalb wird es eine Hauptaufgabe der Zukunft sein, danach zu streben, das Wissen in einer jedermann verständlichen Form der Allgemein heit zugänglich zu machen, und dazu kann der Ausbau des Lexikons einen guten Teil beitragen. Die Tätigkeit des deutschen Verlages während des Krieges. (Übersetzung aus »I^a I^anterns« (Paris) vom 20. Juni 1917.) Drei Kriegsjahre sind verflossen. Im Laufe dieser langen und schweren Zeit hat es die gegnerische, zumal die anglo-ameri- kanische Zeitungsprcsse an erlogenen und verleumderischen Be richten über Deutschland und seine Kriegsführung nicht fehlen lassen. Die französische Zeitungsmache arbeitet weniger zielbe wußt, nimmt und gibt aber gierig von allem Kenntnis, was ihr an Verleumdung des deutschen Namens zu Ohren kommt. Und während die Engländer sich wohl hüten, nur einen Schimmer von Sorge um ihre bedrohte Seebeherrschung durchblicken zu lassen, ist solche Zurückhaltung dem gallischen Temperament nicht gegeben. Frankreichs geistige und gewerbliche Schaffens kraft hat lange genug den Ton angegeben und die Welt be herrscht. Diese mit ihren Nachwirkungen Jahrhunderte alte Blüte ist am Verwelken, und der Kummer um das unvermeid liche Herabsteigen vom Throne der »Zrancks nation« ist es, der in vielen Zcitungserörterungen unverhüllt zum Ausdruck kommt. Den vielen Übersetzungen einschlägiger französischer Zeitungsartikel sei hier eine weitere angereiht, die es neben ge wohnten Ausbrüchen von Gehässigkeit übrigens auch an sach licher Würdigung nicht fehlen läßt. Von der »Tätigkeit des deutschen Verlages während des Krieges« ist allerdings darin kaum die Rede. Wir entnehmen den nur mit Anfangsbuch staben gezeichneten Artikel der Pariser »I^antsrne« vom 20. Juni 1917: Seit Deutschland es fertiggcbracht hat, den weitaus größten Teil der gesitteten Welt gegen sich in Harnisch zu bringen, hat seine Bü cher-, Druckhefte- und Zeitschriften-Erzeugung vor unseren Grenzen Halt gemacht. Augenscheinlich wartet es auf die gelegene Stunde zu erneuten Eroberungszügen. Wir müssen im Auge behalten, daß der lange Krieg, den es seit nun bald drki Jahren führt, Deutschlands literarische Fruchtbarkeit keineswegs geschwächt hat. Am 21. Juli 1914 begannen die »Boches« mit der sichtbaren Verwirklichung ihres Gedankens einer großen allge meinen deutschen Bibliothek, der »Deutschen Bücherei« in Leipzig, und nur zwei Jahre später war trotz aller Schwierigkeiten dieser großartige Bau vollendet. Schon von Anfang an war eine Million Bände vor handen, und wie man versichert, wird diese gewaltige Bibliothek bald einen Bestand von zehn Millionen Werken haben! Eine große Menge dieser Veröffentlichungen handelt natürlich vom Kriege. In einer Ausstellung, die im Laufe vorigen Jahres in Leip zig veranstaltet wurde, fanden sich nicht weniger als 60 000 Bücher die ses Inhalts zusammen. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß alle diese Drucke das Ziel verfolgen, die Übermacht Deutschlands nach zuweisen, und daß sie ausnahmslos volle SiegeSgewißheit bekunden. Es mag Aufmerksamkeit wecken, wenn wir aus diesem Haufen von Zeugen germanischer Geistesarbeit hier nur das eine Werk herausgrei fen, als dessen Verfasser Joachim Kühn zeichnet. Es ist im Septem ber vorigen Jahres erschienen und führt den bezeichnenden Titel: »Die deutsche Kolonie in Paris, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft , Diese mächtige Bibliothek ist ein neues Denkmal der germanischen »Kultur , ein Altar zur unausgesetzten Verherrlichung von deren welt umfassender Bestimmung. Die Verwüstungen und Schandtaten, mit denen sich die Deutschen vor aller Welt so schauderhaft bloßgestellt haben, werden dabei so dargestellt, daß sie nichts anderes bezwecken sollen, als die unwiderstehliche Kraft ihrer Rasse und ihre unzweifel hafte Überlegenheit zu bezeugen. Daneben sind alle Fragen der Zukunft von de» Deutschen aus giebig erforscht und erwogen, gleichviel ob sie die Kultur, die Industrie oder de» Handel betreffen. Die Deutschen beschränken sich übrigens nicht darauf, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen; auch sonst ist ihr Werben um Gunst rührig und wirksam. So war es in Gent, wo der Vorwand herhal ten mußte, dem alten Wunsche der Flamen, in Belgien eine eigene Universität zu haben, Genüge zu tun, und wo sie sich bemüht haben, die berühmten französischen Fakultäten, die dort bestanden, umzugc- stalten und germanische Schulen daraus zu machen. In Warschau er richteten die Deutschen eine technische Hochschule; die Eröffnungsfeier erfolgte unter dem Vorsitz der deutschen Behörden. Die Professoren der Universitäten Deutschlands haben sich fast ausnahmslos als starke Kriegstreiber erwiesen. Tatsächlich ist ihre Mehrheit auf das Ideal des Alldeutschtums eingeschworen. Ihre Namen findet man in einer langen Reihe von dreiundneunzig beisam men, jener dreiundneunzig Gelehrten, die feierlich die Ehre und Herr lichkeit Deutschlands verkündeten selbst angesichts der häßlichsten Be weise teutonischen Barbarentums. Es war im Juli v. I., als der Rektor der Universität Berlin im Verein mit einer großen Schar von Universitätslehrern einen Auf ruf an das Volk erließ, in dem er den Widerstand bis zum Äußersten predigte und ihm ein Loblied sang. »Wir dürfen« — so sagte er — »das Schwert nicht eher in die Scheide stecken, ehe wir nicht die volle Gewähr für einen Frieden haben, zu dessen dauernder Einhaltung wir unsere Feinde zwingen; aber zu einem solchen Frieden werden wir ohne entsprechende Stärkung unse rer Machtmittel durch bleibende Gebietserweiterungen nicht gelangen So sind heutzutage die Gedankengänge jener berühmten und viel berufenen Philosophen beschaffen. Ihr Denken und Handeln richtet sich in demutvoller geistiger Unterwürfigkeit einzig nach den Anschau ungen und Wünschen des Kaisers. Es mag den deutschen Professoren immerhin schmerzlich und bitter- gewesen sein, die allgemeine Mißbilligung aller derlenigen Gelehrten, die sich nicht zum ausgesprochenen Alldeutschtum bekennen, über sich ergehen zu lassen. Es verdient Beachtung, daß dem berühmten Leip ziger Geschichtslehrer Lamprecht wenige Wochen vor seinem Tode die Augen vor der Wahrheit aufgingen und ihn den Abgrund erkennen ließen, in den man im Namen der »Kultur« Deutschland zu stoßen im Begriff war. »Den Professoren« — so sagte er — »gebührt die Palme: sie haben unserem Vaterlande weit mehr geschadet als alle feindlichen Zeitungsschreiber.« Gleichwohl ist die Absicht der Deutschen, die lateinische Nasse in Abhängigkeit von ihrer eigenen Kultur zu bringen, durchaus ernst zu nehmen. Dieser Wunsch ist heute bei ihnen lebhafter als je, und auch der Friede wird ihren weitgehenden Ehrgeiz nicht mäßigen. Es ist un zweifelhaft, daß Deutschland alle irgendwie geeigneten Mittel erforscht, und daß es sie anwenden wird, um in marktschreierischer Weise die Welt zur Abnahme nicht nur seiner gewerblichen Erzeugnisse zu be kehren, sondern auch seiner sogenannten geistigen Produktion Pflicht der verbündeten Völker ist es, sich gegen solchen nur allzuleicht voraus-
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