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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redalttoneller Teil, 174, 15. August 1919. in den Vereinigten Staaten noch einmal wieder auf. Anfang 1918 häuften sich die Anzeichen, daß meine Firma aus mehreren schwarzen Listen stand, und am 5. April wurde ich mittags aus dem Geschäft geholt und ins Gefängnis gebracht, in dem ich drei Plonate bleiben sollte. Meine Zelle hatte Platz für ein Bett, einen kleinen Tisch mit Stuhl und einen Nachleimer. Links saß ein Mörder, rechts ein periodischer Säufer, und unter mir saß Dr. Karl Muck, Leiter des Bostoner Sh>npho»ie-Or- chesters. Die Mahlzeiten wurden wie im Hundeftall durch ein Loch unten in der Eisentür geschoben und bestanden hauptsächlich aus Wasser und schlechtem Brot. Zwei Stunden täglich wurden die Gefangenen ins Freie geführt und mußten bei der Gelegen heit ihren Nachteimer selber reinigen. Das Geschäft wurde fünf Wochen lang völlig geschlossen, und sieben Beamte machten sich die Mühe, meine deutschen Korrespondenzen von 191 l bis 1918 zu übersetzen, dann nahmen sie die gesamte Buchführung und alle Subskriptionskarten einer Siaatsagcntur New Uorker Zeitungen mit und gestatteten darauf meinen Angestellten, wieder zu arbeiten. Anfang Juli wurde ich über verschiedene Ge fängnis-Etappen (Hartford und Brooklyn) nach Fort Oglethorpe transportiert -md verdankte es nur einer List, daß ich nicht in Ketten durch die Straßen von New Uork geführt lpurde. Mein Geschäftsführer wurde angewiesen, nichts zu verkaufen (der Kricgsvcrlag war von vornherein unterdrückt worden) ohne vor herige Genehmigung der Behörde in Washington, mit anderen Worten, das Geschäft wurde auf amerikanische Weise geschlossen. Im Internierungslager traf ich viele alte Bekannte wieder. Wir wohnten zunächst eng gedrängt, je hundert Mann in einer Baracke und wurden jede dritte Woche zu schweren Arbeiten im Steinbruch, bei Straßenbau usw. kommandiert. Doch das hat nichts yiehr mit dem Buchhandel zu tun. Im ganzen hat der Verwalter feindlichen Eigentums gegen 809 Millionen Dollar deutsches Eigentum an sich genommen, d. h. nach den Presse-Berichten, in Wirklichkeit wird es Wohl das Doppelte oder Dreifache sein. Wie es mit der Entschädi gung der Deutschen werden wird, deren Eigentum übernommen und verkauft wurde, obgleich sie seit vielen Jahren in den Ver einigten Staaten ansässig waren, wird der Kongreß entscheiden. Wie die Entscheidung ausfallen wird, kann man sich ungefähr denken. Als Absatzgebiet für deutsche Bücher werden die Vereinigten Staaten, abgesehen von wissenschaftlicher Literaiur, sehr an Be deutung verlieren, da mit allen Mitteln eine völlige Anglisierung des Landes angestrebt wird. Ter deutsche Unterricht ist während der letzten Jahre in einem großen Teile der öffentlichen Schulen abgeschasft worden, und viele der deutschen Zeitungen sind eingegangen. Nur die unter dem Drucke der Verhältnisse ebenso deutschfeindlich schrieben wie die amerikanische Presse gedeihen noch. Im Buchhandel haben sich auch wesentlich« Änderungen vollzogen. Putnams gaben die deutsche Abteilung auf, und es ist zweifelhaft, ob Brentanos die ihrige beibehalten werden. Dagegen haben Kriegsflüchtlinge, die z. T. vorher nie im Buch handel tätig waren, sich während des Krieges mit mehr oder weniger Erfolg als deutsche Buchhändler in New Jork selbständig gemacht, besonders der liebenswürdige, früher in London an sässige Kollege Weyhe hat in wenigen Jahren ein außerordentlich erfolgreiches Kunstantiquariat aufgedaut. Kurz vor meiner Abreise, d. h. Ende Juni d. I., tagte eine Versammlung der amerikanischen Bibliothekare, die eine Ein- kaufsorganisation sür die Beschaffung ausländischer Literatur zu gründen beabsichtigen, wodurch alle amerikanischen und euro päischen Firmen, die sich bisher mit dieser Arbeit befaßten, aus- gcschaltet würden. Wir müssen also an eine Regelung der Aus- landpreise gehen, damit die Gesamtheit nicht am Vorteil des Einzelnen verliert. Amerika schwimmt im Reichtum. Selbst Fabrikarbeiter schaffen sich Automobile an. Die Amerikaner werden die Preise bezahlen, die wir verlangen. Die amerikanische Negierung gestattete mir nach meiner Freilassung Anfang April d. I., die damit begründet wurde, daß ich nie eineit feindlichen Akt gegen die Vereinigten Staaten unternommen hätte, mein Geschäft in Boston wieder aufzu nehmen, jedoch sollte ich auch in Friedenszeiten meine Unter- 700 nchmungen von der Billigung eines sachverständigen Beamten abhängig machen! Columbia, wer hätte das von dir gedacht!'? Nach fünfundzwanzig Jahren in der Fremde, noch fünf undzwanzig Jahre in der Heimat, dann mag der Lebensfaden reißen! Mir ist froh ums Herz, seit ich wieder deutschen Boden unter den Füßen und deutsche Menschen um mich habe. Ver- ändert hat sich unser Vaterland, die alte Form ist gesprengt, aber ich gehöre zu denen, die an den Genius des deutschen Volkes glauben und mithelfen möchten am sozialen Neubau. Zurzeit Oldenburg, 23 Hunte Straße. Theodor I. Ritter. Internationale Statistik der geistigen Produktion im Jahre 1917. (Übersetzung aus »Do Droit ck'Lutsur« sB e r nj vom 15. Dezember 1918.) (Schlup zu Nr. 168, 17l> u. 172.) Vereinigte Staaten. In den Vereinigten Staaten, sagt »Hu- kudtlsllsrs' vv«Rly» vom 5. Januar 1918, war das Jahr 1917 außerordentlich günstig Osiris prosperoug); »man darf annehmen, daß dieses Gedeihen des Buchhandels in angemessenem Maße fortsahren wird«. Indessen weist die literarische Erzeugung einen leichten Rück schritt gegenüber derjenigen des Jahres 1918 auf (10 060 gegen 10 445 in 1916, mithin ein Ausfall von 385). Bevor wir die Gesamtzahlen geben, ist zu bemerken, daß in denjenigen von 1916 1941 und in denjenigen von 1917 2051 Broschüren enthalten sind. Jahr Neue Bücher Reue Auslagen JnSgesami 1908 8 745 509 9 254 1909 10 193 708 10 901 1910 11 671 1 799 13 470 1911 10 440 783 11223 1912 10135 768 10 903 1913 10 607 1 623 12 230 1914 10175 1835 12 010 1915 8 349 1385 9734 1916 9160 1285 10 445 1917 8 849 1211 10 OM Diese Zahl wurde erreicht trotz einer merklichen Verminde rung der eingeftthrten Werke (1648 in 1916 und 1324 in 1917, somit 324 weniger) und sogar der amerikanischen Bllcherpro- duktion (8430 in 1916; 8107 in 1907, somit 323 weniger). Diese beiden Ausfälle sind bis zu einem gewissen Grade ausge glichen durch die Zunahme der in den Vereinigten Staaten von Ausländern hergestcllten Werke (367 in 1916 gegen 629 in 1917, somit 262 mehr); diese Zunahme ist u. E. nicht dem Zwange der «munuluctuiwg cluuss-, sondern vielmehr der Tatsache zuzuschrei ben, daß die Papierkrise und die der andern Rohstoffe in de» Vereinigten Staaten vielleicht weniger fühlbar ist als überall sonst. Nachstehend die Zusammenstellung seit 1902 t Jahr -.LS'L,. Ausländische (englische) Werke, in den Perein. 1902 5270 1045 1578 1903 5621 888 1356 1904 5978 1025 1288 1905 5719 967 1426 1906 5093 974 1072 1907 6517 1784 1319 1908 6349 17M 1145 1909 8308 1765 828 1910 9209 3046 1215 1911 8183 2269 771 1912 7975 2424 604 1913 9085 2468 677 1914 8563 2852 595 1915 6932 2338 464 1916 8430 1648 367 1917 8107 1324 629 Da wir bei den ausländischen (englischen), in den Ver einigten Staaten sneuj hergestellten Werken angelangt sind,
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