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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1913
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- 1913-07-28
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- 28.07.1913
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172. 28. Juli 1913. Redaktioneller Teil. vvrsenblatl f. d. Dlschn. vuchhandel. 7639 (Forlseyung zu Lette 7606. i zahlenmäßige Lchätzung infolge Verschiedenheit der zeitlichen Begren zung zwischen 13 000 und 30 000 schwankt, entfallen 322 auf die Schweiz uud vou diesen 279 auf Basel. Die Exemplarzahl eines Drucks (Auflage) erhielt sich selbst in der Frühzeit im Laufe der fortschreitenden Entwickelung keineswegs auf der geriugenHöhe, wie sie für die frühesten Drucke angenommen wird; auch die Zahl der Auflagen ist zum Teil beträchtlich. So berichtet Wein- zicher (nach Kapp), daß z. B. die Druckergesellschaft Amerbach, Frobeu und Petri in Basel die Werke des hl. Augustinus in 11 Foliobändeu zu je 2200 Exemplaren herausbrachte, daß das im Aufträge Amerbachs von Reuchlin verfaßte lateinische Wörterbuch 25 Auflagen erlebte, die Sprich wörtersammlung »^claAia« des sehr populären Erasmus gar 34 Auf lagen zu je 1000 Exemplaren. Desselben Erasmus »Lob der Narrheit« (bei Frobeu in Basel) brachte es auf 27 Auflagen, wovon einige Hans Holbein mit Holzschnitten geschmückt hat. Außer der Bibel, von der bis 1500 im ganzen etwa 100 Ausgaben erschienen sind, waren es vor wiegend andre religiöse Werke, populär-juristische und Schulbücher, die die lebhafteste Nachfrage fanden. Von dem später gefährlich um sich greifenden Nachdruck finden sich schon in dieser Frühzeit bedenkliche Spuren, die manchen ehrlichen Drucker in Schaden brachten. Privilegien gab es noch nicht. Dagegen machte sich die Zensur in der Schweiz vor der Reformation wenig be merkbar. Wohl aber standen recht unbequeme Zölle der Entwicklung des Buchhandels im Wege. Was den Kleinhandel mit Büchern anbetrifft, so hatte zwar in Basel — andre Städte kommen nicht in Betracht — jeder Druckervcr- leger auch seinen eigenen Buchladen zum Kleinhandel mit eigenen und auch mit fremden Werken, die er von auswärts gesandt bekom men oder von einer der großen Messen mitgebracht hatte. Doch kann fiir die Schweiz von einem seßhaften Kleinhandel mit Büchern um jene Zeit gleichwohl nicht gesprochen werden. Denn die Trennung des Drucks und Verlags (Großhandels) vom Kleinhandel vollzog sich bei der enormen Arbeit und Anspannung, die von dem leiten den Mann für erstere gefordert wurde, mit dem Zwange der Selbst verständlichkeit. Sie erfolgte noch vor dem Abschluß des 15. Jahr hunderts. Der Kleinhandel wurde wandernden Hausierern überlassen. Als »Buchführer« erschienen sie bald hier, bald da, in Klöstern, auf Märkten, und boten auch keineswegs immer nur Bücher feil. Wo etwa in zweiter Hand der Kleinhandel als seßhafter Betrieb sich erhalten hatte, wurde er wenig gewürdigt. Das dritte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts brachte für die Schweiz die stürmische Zeit der Reformation. Sie brachte auch für den Buchhandel — Druck, Verlag, Kleinhandel einen Aufschwung, der hier, im Lande Zwinglis und Calvins, besonders lebhaft war. Eine Zeit der größten Blüte des schweizerischen Buchhandels brach an. Fast alle Städte nahmen teil daran, allen voran wieder Basel, wo der jüngere Petri, mit ihm und nach ihm aber der größte Drucker jener Zeit, Johann Oporin, ein vielseitig gelehrter Mann, eine bewun dernswerte Tätigkeit entfaltete und den internationalen Büchermarkt mit wertvollsten Werken überschüttete. In den 28 Jahren seiner Druck- und Vcrlagstätigkeit hat Oporin 750 Druckwerke geschaffen. Nach seinem Tode (1568) neigte sich auch die Blüte des Basler Buchhandels. Nur dank dem tüchtigen Eintreten der dortigen Druckerfamilie König im 17. Jahrhundert, aus deren Pressen bis 1648 nicht weniger als 587 Werke in den Katalogen der Frankfurter Messe verzeichnet sind, erhielt sich die große verlcgerischc Bedeutung Basels bis ins 18. Jahrhundert hinein. Auch iu Zürich, das im 15. Jahrhundert beiseitegestanden hatte und als dessen früheste Drucke nur zwei, wenig bedeutende Zeugen von 1504 und 1508 bekannt sind, nahmen Druck und Verlag jetzt einen über raschend schnellen und hohen Aufstieg. Die Seele dieser Bewegung war ein einzelner Mann, Christophor Froschauer aus Oetting in Bayern. Ihm wurde »seiner kunst wegen« 1519 das Bürgerrecht in Zürich ver liehen. Ulrich Zwingli, der unter aufrichtigem Beifall damals eben der römischen Lehre den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, hatte im selben Jahre, am 1. Januar 1519, sein Predigeramt am Großen Münster in Zürich angetreten. Die Vermutung eines Zusammenhangs dieser beiden Vorgänge läßt sich nicht abweisen, denn Froschauer druckte in der Folge alle Schriften Zwinglis und auch der anderen Züricher Reformatoren. Gleich den großen Basler Druckherren war er ein in mehreren Wissenschaften gelehrter Mann und wendete an Korrektur und Ausstattung seiner Ausgaben die größte Sorgfalt. Auch für den flotten Vertrieb seiner Werke sorgte er persönlich durch jährlich zwei maligen Besuch der Frankfurter Messe. 1521 begann er mit zwei von Leo Jud, dem Freunde Zwinglis, übersetzten Werken des Erasmus. Die Zahl der von ihm gedruckten Schriften Zwinglis beläuft sich auf gegen 80. Desgleichen entstammen seinen Pressen die Werke der Refor matoren Bulliuger, Leo Jud, Rudolf Gualter, Bibliandcr, Pcllican und Peter Martyr. Auch Konrad Geßuers Werke hat er gedruckt. Be rühmt sind seine vielen schönen Bibelausgaben. Ihre Zahl ist 33. Tie Gesamtzahl seiner Drucke ist 616. Christophor Froschauer starb 1564. Fast während der ganzen langen Zeit seines Wirkens war er der einzige Drucker uud Verleger in Zürich. Mit seinem Abscheiden büßte auch Zürich seine hervorragende Stellung im Buchverlag ein; erst späteren Jahrhunderten war es Vorbehalten, ihm diese Stellung wieder zu gewinnen. Ein Teil des unter viele Erben zersplitterten Geschäfts Froschauers hat sich, durch mehrere Hände gehend, unter der Firma Orell Fützli L Cie. höchst ehrenvoll erhalten. Nicht berührt vom reformatorischen Umschwung blieb Luzern. Dort wirkte, nachdem er, ans Straßburg vor der Reformation flüch tend, in Luzern Zuflucht gefunden und eine Druckerei errichtet hatte, der Barfüßermöuch Thomas Murner der neuen Lehre mit der scharfen Satire entgegen, die ihm eigen war. Sein beißender, geistreicher Spott ist aus zahlreichen seiner Schriften bekannt. 1529 mußte er auch aus Luzern flüchten. Die Druckerei hörte auf und damit für lange Zeit auch jede weitere Druckbetätiguug in Stadt und Kanton. Das Druck- und Verlagswesen Berns im 16. Jahrhundert (vom 15. Jahrhundert ist nichts Eigenes bekannt) entspricht nicht der Bedeu tung der damals schon mächtigen, kriegstüchtigen und weitgebietendeu Stadt. Auch nicht der großen und allgemeinen Begeisterung, mit der nach Zwinglis Berner Disputation (1528) die Reformation dort Ein gang gefunden hatte. Es knüpft sich an den einzigen Mathias Apiarius, der 1537 aus Straßburg nach Bern berufen wurde und dort als amt licher Buchdrucker des Rats bis 1553 im ganzen nur 20 Werke heraus brachte. Daneben betrieb er den Bücher- und auch den Papierhandel, welch letzterer wegen der Güte des Berner Papiers in Blüte stand. St. Gallen gewann erst 1578 vorübergehend Bedeutung im Druck wesen durch Leonhard Straub, der aber infolge mehrfacher Zensur- Verstöße verbannt wurde uud fortan in Aich, Norschach, später in Kon stanz tätig war. Sein Bruder Georg kehrte 1600 nach St. Gallen zurück und druckte dort bis 1611. Elf Werke von ihm sind bekannt. Iu der französischen Schweiz blieb Genf die führende Stadt auch im Buchdruck uud -Handel. Hier, wo neben Wilhelm Farel schon seit 1536 Johannes Calvin aufs eindringlichste gewirkt hatte, war nach harten Kämpfen die neue Lehre schließlich mit diktatorischer Gewalt be festigt worden. Schlimm ging es den Buchdruckern der Übergangszeit, deren einer, Nycod du Chesne, sogar dem Henker verfiel. Allerdings hatte er in entschuldbarer Verbitterung sich zur Teilnahme am Auf stand Hinreißen lassen. Aber das Schicksal eines anderen Druckers, Pierre de Vingle, der, aus Lyon vertrieben, als erster reformatorischer Drucker 1532 nach Genf gekommen war, bei Farel und anderen Genfer Reformatoren warme Unterstützung fand, sogar vom Berner Rat nach Genf empfohlen wurde, gleichwohl aber von den Genfer Behörden zu nächst Abweisung, späterhin allerlei Maßregelung erfuhr und sich schließlich nach Neuchätel wenden mußte, zeigt anderseits, daß auch iu der Obrigkeit kein einheitlicher Wille herrschte. Er war ein tüchtiger Druckcrverlcger und einer der ersten, die dem kleinen Format Ein gang verschafft haben. Während seiner zweijährigen Tätigkeit in Neu- chätel hat er gegen 20 Werke herausgebracht. Seine bedeutendste Leistling ist die erste protestantische Bibel in französischer Sprache in Großfolio. Vou anderen Druckern nennt Weinziehcr Jean Girard (1536 —1558), den Drucker uud Verleger der Genfer Reformatoren. Trotz der Schnelligkeit, mit der er den Druck großer Mengen dieser Schriften zu bewältigen wußte, zeichnen sich seine Ausgaben durch sorgfältige Her stellung aus. Ihm folgte eine Reihe sehr bedeutender Druckcrverleger, die dem Genfer Verlag internationale Bedeutung gaben, neben Konrad Badius (ca. 1550—1562), Jean Crespiu (bis 1572), Eustachc Vignon, Jean Durant, als bedeutendster Robert Estienne. Ein Sohn und Mitarbeiter des berühmten Pariser Druckers Henri Estienne und aus seiner dor tigen druckerischen und gelehrten Tätigkeit — er war Verfasser des großen Hiesauru« linZuae lakinae — vorteilhaft bekannt, entwich er, nach mehrfacher Zcnsurierung sich unsicher fühlend, 1555 nach Genf und stellte sich ganz in den Dienst der Reformation. Hier schuf er eine Blütezeit des Genfer Verlags, und deren Glanz auch nach seinem Tode (1559) zu erhalten und zu mehren, ließ sein Sohn und Nachfolger Henri, das gelehrteste Mitglied der Estienne, mit großem Erfolge sich ange legen sein. Einen Gönner fand Henri Estienne in dem Augsburger Großkaufmann Ulrich Fugger und nannte sich seitdem »Illciiieki k'u^geri t^possrapl,u8«. Gewohnt, an seine Drucke die peinlichste Sorgfalt zu wenden, scheute er namentlich keine Kosten für Beschaffung guten Papiers, denn das Genfer Papier ließ viel zu wünschen übrig. Nach Henris Tode (1598) setzten die Genfer Estienne auch in der dritten Generation den Verlagsdruck fort durch Paul Estienne, den Sohn Henris, doch wurde dieser infolge Verwicklung in politische Wirren verbannt. 1620 schloß das ruhmvolle Wirken der Genfer Familie Estienne.
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