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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1925
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- 1925-06-04
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- 04.06.1925
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Redaktioneller Teil. 128. 4. Juni 192S. Vom Wiener Buchhandel. Die Nikolo V c r l a g s - A k t i e n - G e s e l l f ch a f t, von de reu Gründung ich im Februar 1921 berichtete, war wiederum wie szt. der Gegenstand zahlrcicherNotizen in den Tagesblättern; uur handelte es sich diesmal nicht um den Ausbau einer Unternehmung mit weitausgreifen den Plänen, die sich ans alle Gebiete der Literatur, Kunst und Wissen schaft, Herstellung der deutschen Klassiker und der sonstigen wertvollen Werte der Weltliteratur erstreckten, sondern es wurde von Abbau und von einer Übersiedelung der Gesellschaft nach München, wo sich ein Zweiggeschäft, eine Niederlassung bereits befindet, gesprochen. Die Gesellschaft enviderte in den Blättern sogleich, doß nach dem Aktien regulativ eine österreichische Aktiengesellschaft nicht ins Ausland liber- sicdeln könne, und daß nur eine Verwohlfeilung der Erzcugungskosteu und Verringerung der Spesenlast geplant werde. Die Gesellschaft wurde seinerzeit mit einem Aktienkapital von 50 Millionen Kronen, welches dreifach gezeichnet wurde, gegründet; die seit jener Zeit ausgeschrie benen kapitalScrhöhungcn wurden nicht mit derselben Begeisterung vom Publikum ausgenommen, und die neuen Mtien dürsten zum guten Teil schwachen Abgang gefunden haben. Wie es ja häufig vorkommt und bei den Nachkriegsverhältnissen gewiß nicht zu verwundern ist, find nicht alle Blütenträume gereift, und insbesondere die mit Span nung erwarteten »Nikola-Klassiker-Ausgaben« sind nicht ins Leben getreten. Im Wiener Buchhandel erhalten sich die Gerüchte über eine starke Verringerung des Tätigkeitsprogramms der hiesigen Firma, die durch den tatsächlich erfolgten Abbau des Personals unterstützt werden; der Generaldirektor, der Generalsekretär und mehrere be kannte Direktoren und Vorstände sind ausgeschieden und suchen einen anderen Wirkungskreis. Kürzlich fand unter großem Interesse die Versteigerung der Sammlung von Gemälden und Kunstwerken ans dem Nachlasse Gott- fr i e d E i ß l e r s statt. Dieser namhafte Sammler hatte unter anderem einen sehr ansehnlichen Besitz von Miniaturen Altwiener Meister, die ja bekanntlich sehr geschätzt sind, und die Versteigerung brachte einen Erlös von Milliarden Kronen zutage. Tie Summe klingt sehr imponierend, aber Fachleute versichern mir, daß alle Ursache vor handen ist, das Resultat als ungünstig zu bezeichnen. Man muß nur nmrechnen können und erhält nach dem bekannten Schlüssel — 1 Mil lion heutiger Papierkroncn ist gleich 70 alte Vorkricgs-Goldkronen — den schon viel bescheidener ausseheuden Betrag von etwa 250 000 alten Kronen. Hiervon sind die namhasten Verstcigerungsspescn in Abrech nung zu bringen, s-ddaß den Erben nicht mehr als etwa 150 000 alre Kronen verbleiben. Das ist aber, so versichern die Kenner, ein Betrag, der die Anschasfungskostcn der mit großem Sachverständnis und Eifer durch viele Jahre znsammcngebrachlen Sammlung nicht erreicht. Schließ lich sind doch auch die Zinsen für das vor so langer Zeit ausgcgebene Kapital zu berücksichtigen. So zeigte es sich, daß auch Kunstwerke, die doch llnika sind und nicht ersetzt werden können, nicht immer »wertbeständig« sind und daß das Kapital, in Kunstwerken angelegt, manchmal auch der Wertvermiudcrung nicht entgeht. Nun wird am 8. Juni durch die Firmen Gilhofer L Raus ch b n r g und vr. Schwarz die nachgelassene Bibliothek Gott fried Eißlcrs versteigert, über die ein bibliographisch sehr gründlich bearbeiteter, von dem bekannten Goctheforschcr Dr. Rudolf Payer- Tburn mit einem sachgemäßen und äußerst interessanten Vorwort ver sehener und buchtechnisch gut ausgcstattcter Katalog im Umfange von sicher und nicht bloß mit den wünschenswerten Mitteln, sondern auch mit dem notwendigen Spürsinn ausgcstattcter Sammler, der sein Augenmerk bauptsächlich auf Klassiker, Romantiker und ueuere ge diegene Schriftsteller in bemerkenswerten Ausgaben richtete und auch viele Lurus- und numerierte Ausgaben' sammelte. Er war übrigens dafür bekannt, daß er grundsätzlich nur Stücke in dem denkbar besten Erhaltungszustände erwarb. Nicht weniger als 309 Nummern umfaßt die Goethe-Sammlung, darunter 9 Gesamtausgaben. »Das römische Earncval« mit den von Schutz und Kraus radierten und kolorierten Tafeln. Werther. Götz. Stella. Faustfragment, Egmout usw. in den Erstausgaben, und ganz besonders hervorzuheben die »Ehrouik des Wiener Goethe-Vereins« in einem vollständigen Exemplar von der ersten, am 17. Oktober 1886 ausgcgcbencn Nummer an. Daran reiht sich die ebenso hervorragende Schiller-Sammlung von dem Iugendwcrk »Die Räuber« mit 4 berühmten Ausgaben bis zur Erstausgabe von »Wilhelm Tel!- . Als eine große Seltenheit kann man wohl auch die von Kleist hcrausgcgebene Zeitschrift »Phöbus« bezeichnen. Grill parzer ist mit den Erstausgaben seiner Dramen sehr gut vertreten, das Exemplar »Der Traum ein Leben« enthält eine handschriftliche Widmung Grillparzers, ein vicrzeiliges Gedicht, ahcr auch das jetzt schon scbr seltene Wiener Grillparzer-Album, herausgegeben non Freiherr« v. Nizy ist da, wie auch Grillparzers Partezettel. Von Gerhart .Hauptmann ist bas Erstlingswerk »Promcthidenloos«. daS vom Dichter sofort nach Erscheinen aus dem Handel zurückgezogen wurde, nebst der Gedichte- und Märchensammlung »Das bunte Buch« da, sowie nahezu sämtliche Erstausgaben. Von Hofiuannsthol unter anderem die einaktige Studie »Gestern«, die unter dem Pseudonym Thcophil Morren erschien, von Schnitzler der mit handschriftlicher Widmung versehene, als Privatdrnck hergestellte »Neigen« usw. Lessing. Hebbel, E. T. A. Hoffmann. Schopenhauer, Kant. Keller, Rilke. Wedcktnd und viele andere sind sehr gut vertreten. Uber den Ausgang der Versteigerung, die bei den Bücherfreunden und Samm lern großes Interesse erregt, werde ich seinerzeit an dieser Stelle be richten. Mehrere Buchhandlungen im ersten und im nennten Bezirk be merkten vor einiger Zeit den Abgang von wertvollen medizinischen Werken, die vom Ladentisch verschwunden waren, es war also offenbar ein Ladendieb tätig gewesen, und man vermutete sogleich, daß der Täter bei den verschiedenen Firmen ein und dieselbe Person sein dürfte. Fm Wiener Fachblatte, dem »Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalicnhandel« wurde die Angelegenheit zur Kenntnis der Kollegen gebracht und gleichzeitig die Anzeige bei der Sichcrheits- behörde erstattet. Erhöhte Wachsamkeit beim Bedienen des Publikums förderte die Vermutung zutage, daß ein Kunde. Arzt eines hiesigen Spitals, mit den Diebstählen in Zusammenhang zu bringen sei, und die polizeilichen Nachforschungen machten dies zur Gewißheit. Ter betreffende Arzt wurde in die Direktionskanzlei des Spitals berufe», wo er von Kriminalbeamten verhaftet wurde. Er gestand auch sofort die Diebstähle ein. Soweit wäre dies ein Kriminalsall. dem nur insofern besonderes Interesse entgegengebracht werden konnte, als de Mann, der sich so an fremdem Eigentum vergriffen hat, «in Akade miker, ein Diplomierter Doktor der Heilkunde war. Aber nun wendet sich die Sache ins Tragische, und ein erschütterndes Schicksal wird enthüllt.. Wohl hat der seit Jahren als Hilfsarzt tätige Unglückliche seine ärztlichen Pflichten nicht bloß mit großem Eifer und rühmens werter Hingebung erfüllt, aber er ist kein Doktor, sein Diplom ist gefälscht und er hat sich die beiden Anstellungen, vorerst bei der chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses, sodann in dem Privatspital durch das gefälschte Diplom erschlichen. Bei der zweiten Anstellung kam il.m die berechtigte, warme Empfehlung des Abteilungs vorstandes im Allgemeinen Krankenhause zu Hilfe. Zur Fälschung des Doktvrdiploms zwang ihn der Umstand, daß er cs niemals aus gesetzlichem Wege hätte erreichen können, denn es war ihm nicht mög lich, auf der Universität zu studieren, —weil er als junger Mensch sich eine Verfehlung zuschulden kommen ließ, die seine Verurteilung zur Folge hatte. Nur Unbescholtene können auf der Universität inskribiert werden. In der Haft hatte er begonnen, Medizin zu studieren, und nach der Entlassung hatte er das Studium mit unerhörtem Eifer fort gesetzt, sodaß er über ein umfangreiches medizinisches Wissen verfügte; seinen Dienst im Spital versah er mit gewissenhaftester Strenge, und seine freie Zeit verbrachte er im Spital Lei den Kranken oder bei pri vaten Studien. Es wird jetzt mitgeteilt, daß die Buchhandlungen durch die Familie des Entgleisten — der die Bücherdiebstähle damit ent schuldigt, daß er nicht in der Lage war, sich alle benötigten medizi nischen Bücher zu kaufen — entschädigt worden sind. Viele Werke soll er allerdings bar bezahlt haben. Nun wird das allgemeine Mitleid für den jedenfalls tief Bedauernswerten wachgerufen, und man hofft, daß der Bundespräsident geneigt sein wird, einen Gnadenatt aus zuüben. Schließlich einige statistische Daten, die von der Ravag (Oesterr. Radio-Verkehrs A. G. v. Wien) veröffentlicht werden. Die Zahl der Teilnehmer am Nundspruch in Österreich beträgt Ende April 151 350; davon in Wien 124 600, in Niedcrösterrcich 17 300. in Steiermark 7 100, in den übrigen Ländern 1 500. Im Monat April sind 11 000 Teil nehmer zugcwachsen. Die Ravag wird noch in diesem Jahr in Inns bruck. Salzburg und Klagensurt Sender anfstellen. Wien, 25. Mai 1925. Friedrich Schiller. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Einrichtungen ».Veränderungen. 3usammengestellt von der Redaktion d«S Adreßbuches beS Deutschen Buchhandels (Abkürzungen siehe Bbl. Nr. 123 v. 28. Mai 1928.) 25.-30. Mai 1925. Vorhergehende Liste 1925, Nr. 123. KA ibl Verlag. Jos., G. m. b. H.. Leipzig. Der Direktor n Gcschäftsf. GMar Berger ist 30./V. 1925 ansgeschicdcn. sDir.s Alt'. Johannes. Frankfurt (Main). Dem Friedrich Kurz wurde Prokura erteilt. IB. 123.) KA melangs V c r I a g . E. F., Leipzig, wurde In eine G. m. b. H. umgewandelt, die Koehler L Amelang, G. m. b. H. firmiert.
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