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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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158, 11. Juli 1905. Nichtamtlicher Teil. 6265 erwähne ich zwei praktische Vorschläge. Der erste geht dahin, die öffentlichen Bibliotheken in den Dienst des Buch handels zu stellen. In diesen staatlichen Pflegstätten der Literatur sollten, so meint der Autor, »alle praktisch ver wendbaren und wirksamen Mittel literarischer Bedarfs erweckung zur Geltung gelangen-, d. h. es sollten dort die Prospekte über Neuigkeiten verteilt und in eignen Novitäten sälen Ansichtsexemplare nebst den erforderlichen Auskünften über Preise, Zahlungs- und Bezugsbedingungen den Be suchern dargeboten werden. Der Autor hofft, hierdurch die Ansichtssendungen der Sortimenter und damit zugleich die Konditionssendungen der Verleger überflüssig zu machen. Nun ist es wohl gewiß richtig, daß die Bibliotheken zum Teil schon jetzt in dieser Hinsicht wirksam sind, nämlich was die Gelehrtenwelt betrifft; diesen wird durch die Biblio theken die Kenntnis ihrer Fachliteratur vermittelt, und so macht manches von der Bibliothek angeschaffte — oder als Pflichtexemplar erhaltene — Werk aus dem Leser einen Käufer. Aber die ganze moderne wirtschaftliche Entwicklung beweist den Satz: Gelegenheit macht Käufer, lind darum macht man es dem Konsumenten so leicht wie möglich; man sendet ihm alles, was er bedarf, ins Haus; zur Wirtschaft alle Lebensmittel, zum geistigen Leben die Bücher und Zeitungen. Die Straßenkolportage entstand, um dem Passanten die geringe Mühe des Eintretens in einen Laden zu ersparen, und alle Bestrebungen, Absatz zu erzielen, gehen von dem Standpunkt aus: der Konsument ist der Um worbene, er muß aufgesucht werden. In einer großen Stadt (Berlin, Wien usw.) würde schon die Ausdehnung der Bezirke, die räumliche Entfernung es verhindern, daß solche Novitätenausstellungen in den öffentlichen Bibliotheken von einem irgendwie nennenswerten Bruchteil der Interessenten besichtigt werden. Der zweite praktische Vorschlag betrifft die Gründung eines Reichsbarsortiments nebst Nebenstellen »als literarisches Ausstrahlungszentrum aller Erscheinungen, gleichgültig welcher Grad von Absatzfähigkeit und Absatzmöglichkeit ihnen von Natur aus anhaftet«. Der Autor hat als Nebenstellen zwanzig Orte ange führt, und es hat ihm dabei offenbar die Deutsche Reichs bank mit ihren Nebenstellen vorgeschwebt. Für den Ver leger, für den Sortimenter, für den Gesamtbuchhandel ver spricht sich der Autor große Vorteile von der Durchführung seiner Idee, die, wie mir scheint, teilweise bereits durch die Vereinssortimente und Auslieferungslager verwirklicht ist. Der Verfasser nimmt an, daß die Nebenstellen die Vertriebs technik selbständig organisieren und handhaben werden, und erhofft hiervon eine gründliche Reform und einheitliche Or ganisation des Reklamewesens. Es ist, meines Erachtens, wahrscheinlicher, daß das Reklamewesen noch weit größere, amerikanische Dimensionen annehmen wird. Mit Interesse wird der Leser verschiedene statistische Zusammenstellungen, betreffend die Gesamtzahl der Studie renden an den Hochschulen in Deutschland, die Ergebnisse der Prüfungen für das mathematisch-naturwissenschaftliche Lehrfach in Preußen und die Statistik der sozialen Schichtung der Bevölkerung nach der Berufsstellung ersehen; einleuchtend ist die Beweisführung, »daß der Umfang der literarischen Konsumtionsfähigkeit im umgekehrten Verhältnis steht zur Größe ihres Bevölkerungsanteils.« Andre Behauptungen des Verfassers scheinen dagegen aus sehr schwachen Füßen zu stehen, so z. B. (Seite 45); -Je größer die Absatzfläche, desto sicherer die Gewinnchancen, desto größer die Absatz- resp. Vertriebsmöglichkeit, desto höher die Rentabilität der literarischen Einzelunter nehmungen.« Das hieße also, daß jede auf breiten Bevölkerungs- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ?3. Jahrgang. schichten basierte Verlagsidee sichere Aussicht auf Erfolg hätte; in Wirklichkeit aber haben so manche »populäre-, »Volks-« und ähnliche Unternehmungen Schiffbruch gelitten; der Verlagserfolg hängt eben von so verschiedenen Faktoren ab, daß sich allgemeine Regeln schwer ausstellen lassen. Noch bestimmteren Widerspruch muß es erwecken, daß der Autor bei verschiedenen Gelegenheiten seinen politischen Standpunkt in sonderbarer Weise manifestiert; Seite 68; »Ganz abseits stehen die sensations lüsternen Broschüren, die Hintertreppenliteratur, jener lite rarische Abschaum banaler Gesinnung und gewissenloser Habgier, die namentlich in demokratischen Kreisen will kommene Aufnahme und Verbreitung finden.- Auf Seite 166 spricht der Autor von »jenem ver ächtlichen und gewissenlosen Gebaren der demokratischen Führer, dessen einziges Ziel doch nur die systematische Ver giftung der Volksseele ist«. Daß es gerade demokratische Kreise sind, die die Hinter treppenliteratur fördern, müßte doch erst bewiesen werden; ich habe mir sagen lassen, daß die pikante Literatur in ganz andern Kreisen starke Verbreitung findet. Nicht zu billigen ist die Bemerkung auf Seite 161, daß hinter dem Schutzverband eine wohldurchdachte, groß zügig angelegte Geschäftsspelulation steht«, ferner auf der selben Seite: »In keinem Erwerbsstande wird so schlecht und säumig gezahlt wie im Buchhandel.« Diese Beur teilung verdient der ehrenhafte deutsche Sortimentsbuch handel gewiß nicht! Man kann aus vr. Koehlers Buch, wenn es auch mit unter zum Widerspruch reizt, dennoch mancherlei lernen. Wien, Juni 1905. Friedrich Schiller. ZurReform der russischen Presxgesetzgebung. Von W. Henckel. II. (Vergl. Börsenblatt 1905, Nr. 134.) schriften betreffend, wurden verschiedene Verbesserungen beantragt, die angenommen wurden. Meinungsverschiedenheiten traten nur bei dem Artikel hervor, der den Minister des Innern berechtigt, von den Redaktionen der von der Präoentivzensur befreiten periodisch erscheinenden Schriften die Nennung der Namen von Verfassern gewisser Artikel zu verlangen. Nach lebhaften Debatten wurde beschlossen, diesen Paragraphen als gänzlich überflüssig ab zulehnen, weil die Redaktionen für alles, was in ihren Zeitungen anonym veröffentlicht wird, den Gerichten gegenüber verantwort lich sind. Betreffs der Druckereien wurde ein Antrag ange nommen, daß alle, durch Zirkulare verfügten, bisherigen Verord nungen künftig wegfallen müssen und daß nur die durch Gesetze erlassenen Verfügungen in Kraft bleiben dürfen. — Am 3/16. Mai beschäftigte sich die Konsultation mit den Mängeln der jetzigen Vorschriften, die Gründung und den Betrieb von Buchhandlungen und Leihbibliotheken betreffend. Die aus den Kreisen der Ver leger, Sortimenter und Leihbibliothekare einberufenen Sach verständigen schilderten die bisherige administrative Willkür in düstern Farben und meinten, nach Einführung der Preßfreiheit und andrer Reformen, werde namentlich auch der Verlagsbuch handel neu aufleben und sich kräftig entwickeln. Das bisherige Zensurgesetz gestatte zwar den Buchhandlungen und Leihbiblio theken, alle nicht verbotenen Bücher in russischer und in aus ländischen Sprachen zu verkaufen und zu verleihen, aber diese Bestimmung werde durch eine Verordnung paralysiert, die den Behörden das Recht gewähre, auch solche Bücher, die mit Ge nehmigung der Zensur gedruckt sind, nachträglich vom Verkehr auszuschließen. Dieses Recht der Behörden müsse daher unbedingt abgeschafft und alle Beschränkungen und Verbote ausschließlich den Gerichten überlassen werden. Die Eröffnung einer Leih bibliothek sei durch so viele unzweckmäßige und vexatorische ad ministrative Verordnungen erschwert, daß man sich kaum darin 828
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