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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
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9176 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 188, 15. August 1911. durch ein Zentralantiquariat nicht ersetzt werden könnten. Es wird am Ende überall mit Wasser gekocht, und die Herren Großantiquare kochen mit keiner besonderen Mixtur. Mit 200 000 Mark könnte eine Gesellschaft das von mir lange ins Auge gefaßte Unternehmen reichlich lukratio gestalten zum Segen des Verlags wie des Sortiments. vr. E. H. D. Der Aufsatz in Nr. 181—185 des BB. stammt aus einer anderen Welt als es die ist, in der sich die Mehrzahl unserer Bernfsgenossen heimisch fühlt. Aber sie ist deshalb nicht weniger real, auch wenn die Leute, die sie bewohnen und ihr und ihren Neigungen dienen, nicht Fleisch von unserm Fleisch und Bein von unserm Bein sind. Sie sind es nicht, weil ihnen das Buch als individuelles Geifteserzeugnis überhaupt nichts bedeutet, sondern nur »der Posten Ware«, der unter allen Umständen in dieser oder jener »Aufmachung« unter- gebracht werden muß. Was wissen die Ramscher von den Hoffnungen und Sorgen des Verlegers, die die Geburt eines Buches begleiten, was von der Befriedigung des Sortimenters, ein gutes Buch statt eines schlechten verkauft zu haben! Es geht ihnen wie es heute leider so vielen geht, die durch die Art, wie sie ihre Tätigkeit ausüben, jedes persönliche Verhältnis zu dem Gegenstand ihrer Arbeit verlieren. Sie ist ihnen nichts anderes mehr als Mittel zum Zwecke des Geld- verdienens, nicht aber Inhalt und Zweck des Lebens, wie sie es in früheren Zeiten war, wo man sich noch mit Stolz zu seinem Berufe bekannte und ihn nicht wie einen alten Rock auszog, um behend in einen neuen zu schlüpfen. Aber wir wollen über diesen Betrachtungen nicht vergessen, daß wir in einer Zeit leben, in der alles: Bücher wie Menschen als Massenerscheinung auftritt, und daß wir dieser Masse gerecht werden müssen. Es war in früheren Jahren leichter, das Arbeitsfeld zu übersehen, den Literaturmarkt zu beherrschen und die Bedürfnisse und Wünsche der Einzelnen kennen zu lernen als heute, wo die Verhältnisse oft undurchsichtig, das Leben komplizierter und schwieriger geworden sind. Mit dem Wohlstand, der in demselben Maße gewachsen ist, in dem sich die Bevölkerung vermehrt hat, sind auch die Chancen für den Bllcherabsatz größer geworden. Nicht daß das ge waltige Heer der Arbeiter und weite Kreise des Mittel standes als Bücherkäufer im eigentlichen Sinne des Wortes angesprochen werden könnten — soweit sind trotz unserer Volksschulen, trotz der liberalen und sozialdemokratischen Agitation auf diesem Gebiete und der zahlreichen Bildungs möglichkeiten, die jedem offenstehen, der überhaupt etwas lernen will, noch nicht —, wohl aber kommen sie als Inter essenten für Hunderte von Büchern in Betracht, sobald man ihren Verhältnissen und Wünschen ebenso Rechnung trägt wie denen der sogenannten »Bücherkäufer». Weder an spruchsvoll noch verwöhnt, gehört verhältnismäßig wenig dazu, sie zufriedenzustellen, sofern man nur ihre Art kennt und in ihrer Sprache zu ihnen redet. Wenn auf dieses Bildungsbedürfnis und die Lesefreudigkeit der großen Masse, die in den letzten Jahrzehnten von unten herauf gekommen ist und sich an die Tafel des Lebens gesetzt hat, um von allem, was sie bietet, mitzuessen, mehr Rücksicht seitens des Sortiments genommen worden wäre, so hätte weder der Reise-, noch der Auchbuchhandel einen derartigen Um fang annehmen können. Kaust doch erfahrungsgemäß der gewöhnliche Mann, soweit nicht Volks- oder Vereinsbuch handlungen seine Bildungsbedürfnisse befriedigen, weit lieber Bücher im Warenhaus oder in einem Winketgeschäft als im Sortiment, weil er in den ersteren mehr Verständnis für seine Wünsche und auch geringere Preise voraussetzt. Diese Massen muß der Buchhandel sür sich zu gewinnen suchen, aber nicht wie die Ramscher mit billiger schlechter Ware, die auf ihre unedlen Triebe und Leidenschaften spe kuliert, sondern mit billiger guter Literatur, aus der sie Welt und Menschen kennen lernen und Sinn für das Echte und Schöne im Leben gewinnen können. Und da diese Massen auf Gleichmäßigkeit und Einheitlichkeit eingestellt sind, so entscheidet hier nicht das Vielerlei, sondern das Viel, wie andererseits nicht die Höhe des Objekts und der Rabatt, sondern die Absatzsähigkeit den Ausschlag gibt. Man wird leicht herausfinden, wo sich diese Anschau ungen Nlit den Ausführungen des Herrn Jolowicz berühren und wo sie in Gegensatz zu ihnen stehen. Die Stellung des Buchhandels im Kulturleben eines Volkes wird sicher nicht durch die Grundsätze des Großantiquariats, als deren oberster Quantität, nicht Qualität anzusehen ist, bestimmt, aber es wäre töricht zu leugnen, daß sie unser gegenwärtiges Geschästs- leben stark beeinflussen und eine gewisse Berechtigung bean spruchen dürfen. Auch der Sortimenter könnte manches davon profitieren, wenn er über der »Aufmachung« das Buch selbst nicht vergißt und sich bewußt bleibt, daß er die Interessen des Publikums auch gegenüber den Verlegern zu vertreten hat, statt wie das Großantiquariat gemeinsame Sache mit ihnen zu machen. Denn daß das letztere im großen und ganzen als eine Ablagerungsstätte für geringwertige Produktion ange sehen werden muß, wird auch von seinen enragiertesten Verfechtern nicht bestritten werden können. Wenn dagegen Herr vr. E. H. D. empfiehlt, die Großanti quariate durch dieGrllndung von »Lombardgeschäften« in Leipzig, Berlin und Stuttgart zu ersetzen, so heißt das nichts anderes als den Teufel durch Beelzebub austreiben.Denn abgesehen davon, daß derartige Lombardgeschäfte oft in recht großem Umfange schon von den Kommissionären übernommen werden, sind auch einige Banken an Transaktionen dieser Art beteiligt. Biel Freude daran haben die letzteren allerdings bis jetzt nicht erlebt, da sie selten genug in der Lage sind, die beliehenen Objekte zu realisieren, und immer die Hand zu neuen Unternehmungen bieten müssen, in der Hoffnung, dadurch dis vorhergegangenen Fehlschläge wieder wettzumachen. Solange die Zinsen noch herausgewirtschastet und die Werte in der Höhe des gegebenen Kredits in die Bilanz eingesetzt werden können, kann dem Aufsichtsrat und den Aktionären eine gewisse Sicherheit vor getäuscht werden, bis die Bank doch wohl oder übel zu Ab schreibungen schreiten muß. Inzwischen aber hat der unter nehmungslustige Verleger ein Buch nach dem andern aus dem Boden gestampft und durch Ramschgeschäfte dem soliden Buchhandel das Leben schwer gemacht. Mit demselben, ja mit größerem Recht, mit dem die Gründung von »Lombard geschäften« besürwortet wird, könnte man dann auch der Diskontierung von Buchforderungen das Wort reden. Nein, diese Nutzanwendung sollte nicht aus den Artikeln in Nr. 181—185 gezogen werden. Sie sollen dem Leser einen Einblick in eine den meisten fremde Welt geben und ihm Anregung bieten, sich einmal in anderen Betrieben um zusehen und deren Geschäftsauffassung kennen zu lernen. Denn um über einen so wichtigen Faktor, wie es das Groß antiquariat im Buchhandel geworden ist, urteilen zu können, muß man sich eingehend mit seiner Entwicklung und Organi sation beschäftigt haben, ganz abgesehen davon, daß uns die Kenntnis moderner Vertriebsformen des Buches auch dann noch wichtiger erscheint als die ewige Wiederholung von Klagen über die Konkurrenz der Auchbuchhändler und Warenhäuser, wenn man der Art, wie das Großantiquariat Geschäft macht, durchaus ablehnend gegenübersteht. Wir haben schon betont, daß der Schwerpunkt nicht auf den billigen Schund, sondern auf das billige gute Buch zu legen ist. Das Publikum muß in stärkerem Maße zum regulären Buchhandel herllbergezogen werden und in dem Sortimenter den Berater und Vertrauensmann sehen, der
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