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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1875
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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Erscheint auster Sonntag« täglich — «is Börsenblatt Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum hei Börsenverein? der Deutsche» Buchhändler. 196. Leipzig, Mittwoch den 25. August. Nichtamtlicher Theil. 1875. Humor im Buchhandel. Das Cantate-Festmahl im Schützenhause, welches Heuer einen ganz besondern Glanz entfaltete, unterschied sich, wie in manchem Andern, so auch dadurch von seinen Vorgängern, daß kein humo ristischer von allen Festgenossen angcstimmter Gesang die Brücke vom „Spargel mit Kotelettes" zum „Wildbraten init Compot" bil dete. Die Würde, welche die Feier des Börsenvcreins-Jubiläum bedingte, ließ diesen „Desect" als ganz gerechtfertigt erscheinen, aber Wohl mancher der Gäste gedachte früherer Jahre, in denen die heiterste Fröhlichkeit den Gesang unterbrach und ein volltönender Applaus dem dichterischen College» gezollt wurde. Ihm summte vielleicht noch ein Lied in den Ohren, welches nach der Melodie „Mein Lebenslaus ist Lieb und Lust" gesungen worden war, und in dem es u. a. hieß: Als „Soll und Haben" reihend ging, Druckt' ich Roniane bloß; Herr Hirzel, der versteht das Ding, Doch ich belam's nicht tos, Denn als die liebe Messe nah, „Soll und Richthaben" hieß es da. Ach! leider schon lange ist die Lyra dieses Poeten, welchen, wir eine Fülle heiterer Trink- und Schelmenliedlein verdanken, verstummt; er gehört jetzt zu den Vätern der Stadt Leipzig und verläßt all wöchentlich seine auotores classic», um aus das torum lüxsisnsc zu steigen. Aber wir halten es wohl Alle mit Goethe, wenn er sagt: Wer sich nicht selbst zum Besten haben lann, Der ist gewiß nicht von den Besten. und hossen, der Humor im Buchhandel werde nimmer aussterbcn. Einige kleine Beiträge hierzu zu liefern ist der Zweck dieser Zeilen. Ist aber wohl unser Börsenblatt das Organ für solche Allotria? mag Mancher fragen. Vielleicht schüttelt auch der vcrchrliche Vor stand bedenklich das Haupt, wenn er diesen Artikel zu Gesicht be kömmt, während ein anderer College ketzerisch genug ist, die Meinung zu äußern: es wäre ja ganz gut, einen Band „Publikationen des Börsenvereins" humoristischen Inhalts herauszugeben, derselbe werde vermuthlich mehr Leser finden, als die bis jetzt erschienenen Bände. Auch könne es ja an Stoff nicht schien, schon die Geschichten von Löflund, P. G. Kummer und Herold böten ein höchst schätzbares Material. Es ist mit dem Humor freilich ein eigen Ding, nicht Jeder be sitzt zu allen Zeiten ein Organ für ihn. Als vor einige» Jahren ein jedenfalls harmlos gemeinter Aussatz: „Saling's Börsenpapiere" in diesen Blättern erschien, da hat er viel Staub ausgcwirbelt und viel böses Blut gemacht. Ganz so unschuldig war der Humor freilich nicht, wie in jener Erzählung über dasselbe Buch, die wir von einem Berliner College» hörten. Zu einer Zeit, in welcher Saling's Börsen papiere vollständig vergriffen und selbst antiquarisch schlechterdings Zweiundvierzigster Jahrgang. nicht zu beschaffen waren, trat ein Herr in den Laden und verlangte das Buch, welches er nun vergeblich in etwa 12 Handlungen gesucht habe. Als ihm gesagt wurde, dies sei ganz natürlich, da das Werk beim Verleger vergriffen sei, äußerte er: „Nun, die Sache hat auch keine Eile. Ich will das Buch meinem Sohne zum Geburtstag schenken und brauche es erst in 4 Wochen. Bitte, lassen Sie mir bis dahin ein Exemplar drucken." Es erinnert dies Gesuch an jene Frau, welche gewohnt war, von Zeit zu Zeit kleine Quantitäten Maculatur bei einem Verleger zu kaufen, und die, als zusällig kein Borrath vorhanden war, die harmlose Frage that: „Bis wann drucken Sie denn wieder Maculatur?" Ob der Verleger einen Zeitpunkt angab, wird uns nicht mit- getheilt. Vielleicht erinnerte er sich jenes Manuscriptes, welches ein junger Gelehrter einem auswärtigen Fachgcnossen zur Beurtheilung zugestcllt hatte. Das Manuskript wurde dem hoffnungsvollen Autor wohlverpackt per Post zurückgesandt und trug das Packet außer der Adresse die Bemerkung: „Vor Druck zu bewahren." Glücklicher war dagegen der Verfasser eines bekannten Andachts buches, welchem die schnell auseinander folgenden Auflagen ein so ansehnliches Honorar einbrachten, daß er sich von demselben eine an- muthige Villa erbauen lassen konnte. Als er bei der Einweihung des neuen Wohnhauses diesen Umstand erwähnte, setzte er lächelnd hin zu: er habe einen solchen glücklichen Erfolg schon vorausgcsehen, denn sein Buch führe den Titel: „Stunden der Andacht zur häusliche» Erbauung." Gleich scherzhaft ist die Bemerkung aus einem Verlangzettel, aus welchem ein Sortimenter einen bei Kollmann in Leipzig anonym erschienenen Roman „Wahre Liebe" bestellte. Der Vcrlangzettcl kam zurück mit der Notiz: „Fehlt gänzlich." Derartige Geschästspapiere werden dann wohl sorgfältig aus bewahrt, wie dies auch bei jener Briesadrcsse geschehen, welche an Herrn Buchhändler Apud Weidmann in Berlin lautete. Der gelehrte Absender hatte als Verlagsfirma ä.pnä Wsickmaunos ge lesen und erfand so jenen im Kalender nicht befindlichen Vornamen Apud. Bekannter ist vielleicht jener Brief, den ein.Vater an den Prinzipal seines Sohnes sandte. Der junge Buchhändler-Zögling hatte außer der Verpflichtung, Maculatur zu ordnen, Spagat zu sammenzubinden, auch noch die Ausgabe, Abends die Lampen anzu zünden, da das Städtchen »och nicht so weit von der Cultur beleckt war, Gasbeleuchtung zu besitzen. Er erhob gegen eine solche Dienst leistung Protest, und der Prinzipal schrieb seinem Vater: „Ich denke doch, das Lampeu-Anzünden wird Ihrem Sohne nichts schaden", worauf die Antwort erfolgte: „Wenn es Ihren Lampen nichts schadet, meinem Sohne kann es aus keinen Fall schaden." Drastischer noch ist jene Antwort eines russischen Generäls, 404
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