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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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„V 42, 20. Februar 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 2177 Nichtamtlicher Teil. Altschrift (Antiqua) oder Bruchschrift (Fraktur). (Vgl. 191« Nr. 159, 172, ISO, 203, 21S, 21S, 247, 257, 258, 259, 27«, 285, 1911 Nr. 24, 28, so, 37, 41 d. Bl.> Auf die hauptsächlichsten Ausführungen und Fragen des Herrn Reinecke in Nr. 285 (1910) d. Bl. sowie auf einige kürzliche Behauptungen der Herren Ruprecht und Voigiländer sei mir folgende Erwiderung und Berichtigung gestattet. Daß die gedruckte Schnörkelschrift für das -mittelbare Sehen- geeigneter fein soll als die klare einfache Antiqua, ist eine keineswegs endgültig bewiesene Behauptung, und eine Überlegenheit der einen oder andern Schriftart in dieser Beziehung kann an und für sich und erst recht bei den son stigen bedeutenden Vorzügen der - Weltletter- nur als un wesentlich bezeichnet werden. Nach den Züricher Experimental- Untersuchungsn Professor Meumanns wird übrigens auf fallend wenig in »seitlichem Sehen- gelesen. Die zweite von Herrn Reinecke aufgebrachte Neuigkeit besteht darin, daß der Weltverkehr zu Schaden kommen würde, wenn die Deutschen und die Engländer die gleichen Schriftzeichen verwendeten. Nur schade, daß es mit dem Verdienst dieser Entdeckung nichts auf sich hat, denn Verwechselungen sind selbst in ausgeklügelten zusammen hängenden Paradebeispiels!! ganz ausgeschlossen. Ich bin so frei, selbst ein solches zum besten zu geben: 3s -vas so sage! d. i. Er war so weise. Wer würde nun daraus lesen können: He, was. so sage! Schrecklich, eine solche Ver wechselungsmöglichkeit ! Es ist unrichtig, von dem Zusammenfallen von Auf- und Abstrich bei den Altschriftbuchstaben l, b, t> zu sprechen, denn sie werden handschriftlich stets mit Schleife ge schrieben, und welche Veranlassung hätte man, es anders zu machen? Das mag dem Lithographen freigestellt sein. Auch bei den Buchstaben a, t, ä und g ist jenes Zusammenfällen keineswegs ein nennenswerter Nachteil. Es steht nichts im Wegs, die Altschrift-Buchstaben b und s in Druck- und Schreibschrift mit Unterlängen zu versehen und das lange 1 wieder allgemein aufzunehmen und zwar mit einer Hand schristform, die dem geschriebenen k ohne Querhaken entspricht. Dieses lange 1 wird auch wieder vielfach von den Druckern und in allen Drucksachen des Altschristvereins angewandt. Die von den Gegnern stets wiederholten Parade-Beispiele von Wortbildern, die infolge ausschließlicher Verwendung des runden s weniger deutlich sind als die Bruchschrift wörter, sind also vollkommen gegenstandslos und verfehlt. Das Antiqua Ü ist doch übrigens bereits amtlich eingesührt. Anderseits entbehrt die Fraktur die Unterscheidung zwischen I und ll. Die Fraktur hat ferner beigetragen zu der gänz lich folgewidrigen Schreibung der Sauselaute: Fuß (langer Vokal) und Fluß (kurzer Vokal) statt Fluss. Das rührt daher, daß man schreibt küssen, dagegen Kuss sich schlecht ausnimmt und anderseits, wenn man richtig küssen und Kuss schreiben wollte, das doppelt geschriebene runde s erst recht häßlich aussieht und gar nicht schreibflüchtig ist. Ebenso unrichtig ist es, zu schreiben: fest statt fest, erst statt erst usw., denn nur in stets, erstehen, stumm ist das lange s richtig. Es ist also verkehrt, von einer besseren Anpassung der Fraktur an die deutsche Sprache zu reden. Ferner ist es falsch, zu sagen, die Fraktur könnte von Ausländern gelesen werden, weil einzelne Titel und Wörter oder auch schon längere Texte, besonders altertümelnder Art, wie z. B. englische Ehrenurkunden, in Eckenschrift gedruckt werden. Hier handelt es sich um die eigene Sprache, und da einzelne Buchstaben mit der An tiqua übereinstimmen, so können die Ausländer die übrigen Börs-Matt für dm Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. Buchstaben im Zusammenhang erraten. Das ist aber kein geläufiges Lesen, und diese Schwierigkeit trifft natürlich in weit größerem Maße für das ihnen fremde Deutsch zu. Im übrigen gebraucht man im Auslande meist die der Antiqua ähnlichen Eckentypen. Die -deutsche- Schreibschrift besonders ist der Schrecken aller Ausländer, und sie erbitten sich als ganz besondere Gunst aus, daß man in den an sie gerichteten Briefen die runde Schrift verwende. Für praktische Zwecke läßt die Antiqua eine vielseitigere Gestaltung zu als die Fraktur, wie Geschäftsdrucksachen, Künstlerplakate, Reklamesachen und dergleichen beweisen. lind wie mannigfaltig sind die Antiqua-Zierschriftsn! Geschmackvolle lithographische Arbeiten in Handschristform, desgleichen Titel unter Stahlstichen ver bieten überhaupt den Gebrauch der steifleinenen, kantigen »deutschen» Schreibschrift. Den Gipfelpunkt des Irrtums erreicht Kirschmann mit der Behauptung, die Zweischriftigkeit sei ein pädagogischer Vorteil, weil sie vor Einseitigkeit bewahre, und andere Völker erwürben sich ein Verdienst, wenn sie aus rein formalen Erziehungsgrllnden neben der lateinischen Schrift noch eine andere, am besten die deutsche, einführten, denn ein Ding kenne man um so besser, je mehr man Gelegenheit habe, es mit andern zu vergleichen! Dann sagt er: den Vorwurf der sinnlosen Belastung des Gedächtnisses und der Quälerei der Schulkinder durch die zwei Schriften könnte nur derjenige erheben, der vom Anfangsunterricht in der Volksschule nichts verstände!—Der Philosoph Kirschmann ist also, ohne daß er den geringsten Beweis für seine Behauptungen beibringt, zuständiger als all die tausende und abertausende Lehrer und die unzähligen Lehrervereine, die sür die Altschrist, vor allem im Anfangsunterricht, seit mehr als dreißig Jahren eintreten! Zu 2. Ich bin im Zweifel, wer in den Augen des Herrn Reinecke als hochangesehener deutscher Mann und Patriot gilt. Vielleicht genügen ihm jedoch folgende Namen: Leibniz, W. von Humboldt, Hufeland, Grimm, Körner, Richard Wagner, Esmarch, Virchow, Viktor von Scheffel, Felix Dahn, von Wilamowitz-Moellendorf, Duden, Gurlitt, Wetekamp, Kerschensteiner, Strecker. Wilmanns, Friedrich Curtius, Richard Dehmel, von Donndorf, die Nobelpreis träger Fischer und Ostwald, Geheimrat Ludwig Keller, Laband, Bertha von Suttner, ferner die deutsche Kaiserin, der König von Württemberg und Gras Zeppelin. Es ändert nichts an dem Standpunkt dieser Persönlichkeiten, wenn einzelne ihren Namen aus Gewohnheit -eckig« schreiben. Dazu kommen noch eine überaus große Zahl hervorragender Schulmänner, Augenärzte, Verleger, Großkaufleute und Industrieller und viele andere im öffentlichen Leben stehende Männer, die der Allgemeinheit und Herrn Reinecke weniger bekannt sein dürsten und die aufzuführen hier also keinen Zweck haben würde, die aber alle in ihrem Fach und in ihren Kreisen einen glänzenden Ruf genießen. Zu 3. Grimm wußte besser Bescheid über die Ent stehung der Bruchschrift, als in dem ihm von Reinecke zu geschobenen Satze behauptet wird. Er sagt: alle spraeben galt nnä gebranebt rvuräe. Leit äem ärei- Lebnten salirbanäert begannen äie sebreiber äie rnnäev Lüge cler bnobstaben an äen eelren ansLNspitLen nvä äem äer äruolrerei gossen aber ibre t^pen gans -vie sie in äon banäsebritten übliob varen, nnä so bedielten 285
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