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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19110617
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191106173
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19110617
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- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-06
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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7270 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 138, 17. Juni 1911. Der Kampf gegen das Bestechungsunwesen — vr. Oscar Schanze, Professor, Dresden: Werke der bildenden Künste, Erzeugnisse des Kunstgewerbes, Gegenstände des Geschmacks musterschutzes. (Schluß) — vr. Fuld, Justizrat, Mainz: Modellkopien. Personalnachrichten. JuleS Lefebvre -f. — Wie der Vossischen Zeitung aus Paris gedrahtet wird, ist dort der berühmte Maler Jules Lefebvre, Mitglied der Akademie der schönen Künste und Professor an der Kunstakademie, am 14. Juni im Alter von 75 Jahren ver schieden. Vom achtzehnten Jahre an studierte er bei Cogniet in Paris, und als Fünfundzwanzigjähriger erhielt er den römischen Preis für sein Bild »Der Tod des Priamus«. Von Rom, wo er dann eine Reihe von Jahren verweilte, sandte er eine Reihe von Werken, die hohe Anerkennung fanden, in die Welt: die »Oaritas rouraoa«, das »schlummernde junge Mädchen«, den »Jüngling mit der tragischen Maske«, »die Nymphe und Bacchus« und »Papst Pius IX. in der Peterskirche«. Nach Paris zurück gekehrt, malte er 1870 das Bild, das ihn am bekanntesten gemacht hat und das in vielen Reproduktionen verbreitet ist, die Allegorie der »Wahrheit« in einer nackten Frauengestalt, die den Arm gerade emporhält und der Welt den Spiegel weist. Daran schloß sich eine ganze Reihe nackter und halbbekleideter Frauengestalten, die durch Adel der Form und glänzende Glätte der Behandlung gekennzeichnet sind. Lefebvre war der Vertreter der klassischen Überlieferung vornehmer Aktmalerei und Schöpfer vorzüglicher Frauenbildnisse. Sprechsaal. Theorie und Praxis. Zur Börsenblattreform. Eine Anfrage: Was denkt sich die Börsenblatt-Redaktion bei der Ausnahme von Inseraten wie auf Seite 7049? Oder sollen die Bestrebungen der letzten Zeit immer bloß für andere gelten? Ich beanstande vor allem 1. den Titel des angezeigten Buches als dem 6. Gebot entgegengesetzt, mit anderen Worten: als un moralisch; 2. den Abdruck der 2. Rezension als verwerflich, da er dem »jüngsten Lehrling« zur Lektüre offen steht; 3. den Abdruck der Aufforderung, die Broschüre aus dem Schaufenster zu verkaufen. Gleich reihenweise zum Ehebruch eingeladen zu werden, ist einfach ekelhaft! Noch einmal: Was denkt sich die Börsenblatt-Redaktion bei der Aufnahme solcher Inserate? Otto Weitbrecht, i- Fa. I. F. Steinkopf, Stuttgart. Da niemand verpflichtet ist, sich selbst zu belasten, so hätten wir den Abdruck der vorstehenden Anfrage unterlassen und dem Frage steller das Weitere anheimgeben können. Denn wir sind wohl dem Vorstande und dem Ausschüsse gegenüber zu einer Recht fertigung unseres Verhaltens verpflichtet, nicht aber den Lesern, so sehr wir auch bestrebt sind, engere Fühlung mit diesen zu gewinnen, um ein gedeihliches Zusammenwirken zu ermöglichen. Dieses Zusammenwirken hat aber zur Voraussetzung, daß nicht nur die Redaktion sich bemüht, die Anschauungen und Meinungen der Leser kennen zu lernen, sondern daß auch diese der Ausgabe und dem Zwecke des Blattes mit Verständnis begegnen. Daß das bei dem weitaus größten Teile der Leser der Fall ist, erkennen wir dankbar an, aber wir können und wollen nicht verschweigen, daß wir es weder denjenigen.recht machen können, die der »Freiheit in Literatur und Kunst« den denkbar weitesten Spielraum geben möchten, noch jenen, denen die Erwähnung der bloßen Existenz zweierlei Geschlechter schon »an sich« als unsittlich gilt. Aus diesem Grunde werden wir ebenso oft aufgefordert, uns unseres Muckertums zu schämen wie unserer Siltenlosigkeit. Wir haben diesem Ersuchen bisher weder nach der einen, noch nach der anderen Richtung hin entsprochen, sondern uns darauf beschränkt, unsere Pflicht zu tun. Diese Pflicht heißt uns das Allgemein interesse in den Vordergrund zu stellen und den für uns maß gebenden »Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts« eine vernunftgemäße Auslegung — gleichweit entfernt von Engherzigkeit wie von Laxheit — zu geben. Wir haben weder das Recht, noch die Pflicht, die Freiheit der Inserenten in anderer Weise zu beschränken, als dies im Geiste dieser Bestimmungen liegt, und noch weniger ist es unseres Amts, als Zensurbehörde zu walten und jeden wilden Schößling zu beschneiden, der sich einmal hier und da hervorwagt. Denn wenn wir auch in gleicher Weise die preßgesetzliche Verantwortung für den redaktionellen Teil wie für die Inserate zu tragen haben, so besteht doch immer noch zwischen beiden ein Unterschied, groß genug, um wenigstens in den Kreisen der Berufsgenossen Ver ständnis dafür fordern zu dürfen. Und schließlich handelt es sich doch bei Inseraten nicht um eine Empfehlung der Redaktion, sondern um eine solche des Verlegers, der Folge zu geben lediglich Sache des einzelnen Sortimenters ist. Das Börsenblatt dient in erster Linie rein geschäftlichen Zwecken und hat sich jeder Bevormundung seiner Inserenten in Fragen der Weltanschauung, Religion und Politik zu enthalten, sofern diese nicht in gesetzlicher Beziehung Anlaß zu Beanstan dungen geben oder geeignet sind, das Ansehen des Börsenvereins in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Die Freiheit des Buchhändlers, allen berechtigten Bedürfnissen und Wünschen des Publikums in literarischer Beziehung zu dienen, muß auch für den Börsenverein und sein Organ gegenüber den Mitgliedern Gültigkeit haben, wenn wir uns nicht dem Vorwurfe der Engherzigkeit aus setzen wollen. Schon in den ersten Jahren seines Bestehens hat der Börsen verein den Kampf gegen die unsittliche Literatur ausgenommen — es sei nur an die Verbrennung der Kleinschen Verlagsartikel auf der Ostermesse 1827 erinnert — und ist bis zum heutigen Tage sich seiner Pflicht gegenüber der Allgemeinheit bewußt ge- blieben, so daß nur Unkenntnis der Verhältnisse oder böser Wille die Behauptung aufrechterhalten können, er habe sich erst not gedrungen der in jüngster Zeit aus Lehrer- und Pfarrerkreisen hervorgegangenen Sittlichkeitsbewegung angeschloffen. Richtig ist allerdings, daß wir in den meisten Fällen klarer als das Publi kum unterscheiden, ob dieser Kampf gegen den Schund ein ehrlicher ist oder ob er nur als Aushängeschild zur Deckung privater und nicht immer sehr reinlicher Interessen dient. Die Vorschriften über die Behandlung unsittlicher Anzeigen — das Wort hier nicht nur in seiner Begrenzung auf sexuelle Dinge ver standen — können in § 15 der Bestimmungen über die Ver waltung des B.-Bl. nachgelesen werden, ebenso aber auch das, was an der gleichen Stelle über »Andersdenkende« gesagt ist. Wenn nun — um vom Allgemeinen zum Speziellen über zugehen — Herr Otto Weitbrecht an die Redaktion die Anfrage richtet, was sie sich bei der Aufnahme von Inseraten wie auf Seite 7049 gedacht habe, so antworten wir: Sie hat daran gedacht, daß man eine wenn auch noch junge Firma wie Ernst Rowohlt nicht in einen Topf mit Schund literaturfabrikanten werfen dürfe und daß Herbert Eulen berg ein ernst zu nehmender Schriftsteller ist, der zwar seine Schrullen hat und, vielleicht verbittert von der widerspruchsvollen Aufnahme seiner Stücke, gern den »Philister« ein wenig ärgert, aber alles andere eher als den Vorwurf der pornographischen Schriftstellerei verdiene. Sie hat weiter allerdings weniger an das 6. Gebot als an den § 184 des Strafgesetzbuches gedacht, da sie viel eher Gelegenheit hat gegen diesen als gegen das erwähnte Gebot zu verstoßen, und sich die Frage vorgelegt, ob sie sich durch den Abdruck der Kritiken aus der Frankfurter Zeitung und dem Tag strafbar mache. Diese Frage hat sie verneint, und da sie weder an der Tatsache, daß diese Kritiken in den bezeichneten Blättern erschienen sind, noch an dem Titel etwas ändern kann, sich im Vertrauen darauf, daß die Berussgenossen ihr mildernde Umstände nicht versagen werden, zur Aufnahme des Inserats entschlossen. Man mißverstehe uns nicht: wir sind dankbar für jede Kritik, weil sie, gleichviel wie geartet, immer ein Zeichen des Interesses an einem Blatte ist. Wenn wir aber vorwärtskommen und uns das bißchen Freude an unserem Berufe nicht verekeln wollen, dann müssen wir nicht nur Verständnis für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse, sondern auch für die anderer zu gewinnen suchen. ! Red.
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