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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19091115
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190911158
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19091115
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-11
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- Jahr1909
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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266, 15. November 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13957 Sortimentsgeschäft wurde an den Buchhändler Laupp verkauft. Zum Verbot der »Allgemeinen Zeitung» in Württem berg war es aber 1803 gekommen, weil Cotta sich ganz persönlich den Groll seines Landesherrn zugezogen hatte. Infolge der wankelmütigen Politik Herzog Friedrichs, der einen von ihm und der »Landschaft» mit Frankreich ein gegangenen Beitrag nicht hielt, weil Österreich ein Heer gegen Frankreich sandte, war im Jahre 1799 ein schwerer Konflikt zwischen dem Herzog und dem Landschaftsausschutz entstanden. Eine französische Armee unter Lecourbe zog in Württemberg ein, und die Generale kündigten die bevor stehende Brandschatzung des ganzen Landes als Strafe für die Untreue an. Nun hatte sich Cotta früher in Paris mit seinem Landsmann Karl Friedrich Reinhard befreundet, der aus einem ehemaligen Tübinger »Stiftler» als Hofmeister junger Girondisten ein Staatsmann der Republik und in jenem Jahre Minister des Auswärtigen unter dem Direktorium geworden war. Er fand sich im November 1799 bereit, als Gesandter des Landschastsausschuffes eiligst nach Paris zu reisen, um durch Reinhards Vermittlung von der französischen Regierung möglichste Schonung des Herzogtums zu erwirken. Der Herzog, im Begriff zu fliehen, hatte am Tage vor Cottas Ausbruch niemand vor sich gelaffen. Der Zweck der Reise wurde, wenn auch Reinhard nicht mehr Minister war, erreicht; doch als nach Cottas Heimkehr der Herzog durch eine gegen den widerhaarigen Landschaftsausschuß eingcleitete Unter suchung von Cottas Mission erfuhr, rächte er sich für diese Be vormundung durch ein achttägiges Verbot und die weitere Drangsalierung seiner Zeitung. Herzog Friedrich, der durch sein Halten zu Österreich die Kurwürde gewann (bald danach aber als Kurfürst der Bundesgenosse Napoleons wurde), haßte damals Frankreich als Republik und witterte in Cottas Reise revolutionäre Umtriebe. Als Schiller durch Cotta brieflich von dem Verbot der »Allgemeinen Zeitung» hörte, riet er dem Freunde herzlich, das verhängnisvolle Unter nehmen doch ganz aufzugeben; doch Cotta antwortete: »Mein Churfürst kann nur durch Entgegensetzung von Kraft ge bändigt werden, mein persönlicher Feind ist er ohnediß, und also will ich, muß ich einen Kampf bestehen!» Das Ent gegenkommen von Kurbayern, das eben sich in seine neue Verfassung einlebte, erleichterte ihm den Entschluß, das Blatt nach Ulm zu verlegen. — So widerspruchsvoll spannen sich des kühnen Zeitungsmanns Beziehungen zu den zwei süd deutschen Fürstenhöfen an, die er später, als in Württemberg König Wilhelm I., in Bayern König Ludwig I. an der Regierung waren — 1828 —, in wichtiger diplomatischer Sendung am Berliner Hofe vertrat, um den Abschluß der Zolleinigung zwischen Preußen-Hessen einerseits und Württem berg und Bayern anderseits glücklich zustandezubringen. Schon vorher (1817) hatte der König von Pieußen ihn zum Geheimen Hofrat ernannt; in demselben Jahre wurde ihm seitens seines Landesherrn der alte Adel der Cottas mit dem Zusatz »von Cottendorf« anerkannt und bestätigt, und König Max Joseph von Bayern hatte ihm 1822 die erbliche Freiherrnwürde verliehen. Aber selbst noch in dieser Zeit hatte er als Zeitungs verleger beständig mit Zensurhemmnissen zu kämpfen trotz der Zusagen, die er 1815 auf dem Wiener Kongreß als Vertreter der deutschen Buchhändler auf seine Forderung bedingter Preßfreiheit erhalten hatte. Die Politik der »Heiligen Allianz- von Rußland, Österreich und Preußen, dis Fügsamkeit des Bundestags unter der Leitung des Staatskanzlers Metternich, der in der Presse der deutschen Einzelstaaten nicht die geringste Kritik an den deutschen Zu ständen vertrug, die von ihm immer aufs neue inszenierte Demagogenhetze gegen alle öffentlichen Bekenner deutschen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Nationalbewußtseins ermöglichten es, auch in den deutschen Verfassungsstaaten, wie Bayern und Württemberg, das dort bewilligte Maß von Preßfreiheit zu unterdrücken. Es war Börne, der Herausgeber der von ihm selbst geschriebenen »Wage- in Frankfurt a. M., der auf den Gedanken kam, die Kunst-, Literatur- und Theaterkritik in unterhaltender Form zum Gefäß versteckter politischer Kritik zu machen, und Cotta, der schon 1820 mit Börne in Beziehung trat und ihn einlud, die Redaktion der -Politischen Annalen- zu übernehmen, machte sich dieses Prinzip zu eigen, wie aus den im Cottaschen Archiv befindlichen, durch den Unterzeichneten in dem Buche »Das junge Deutschland « (1892) zum Druck gelangten Briefen Börnes an I. F. Cotta hervorgeht. Für diese Form der politischen Kritik wurden zu weithin wirken den Organen: die »Beilagen» der Allgemeinen Zeitung, ferner das seit 1807 erscheinende »Morgenblatt für die gebildeten Stände», an dessen Redaktion nacheinander Rllckert, Therese Huber, Wilhelm und Hermann Hauff neben Gustav Schwab, dann Gustav Pfizer beteiligt waren, das »Literaturblatt-- zum »Morgenblatt«, das als Nachfolger Müllners der Schlesier Wolfgang Menzel mit frischem Ein gehen auf Börnes Pläne bis zu seinem Zusammen stoß mit Gutzkow und dem »Jungen Deutschland«, seiner burschenschaftlichen Gesinnung gemäß, leitete. Durch die besondere Pflege der Länder- und Völker kunde, durch Sittenschilderungen, wie sie zum Beispiel Börne für das -Morgenblatt-, Heine für die »Allgemeine Zeitung» aus Paris schrieben, sorgten diese Blätter auch direkt für politische Aufklärung. »Ein Tagblatt für Kunde des geistigen Lebens der Völker mit besonderer Rücksicht auf verwandte Erscheinungen in Deutschland- nannte Cotta die 1825 von ihm gegründete Zeitung »Das Ausland- geradezu. Diese Blätter, zu denen noch das »Kunstblatt» kam, bildeten aber auch einen starken Rückhalt für die literarischen Beziehungen, die ihr Herausgeber als Buchverleger zu den bedeutendsten Gelehrten und Dichtern jener Epoche unterhielt, die wir die »Klassikerzeit- nennen. Wie Schiller, Goethe, Herder anfangs in den »Horen» für sich und ihre literarischen Freunde, dann im Cottaschen »Musenalmanach», im »Damen kalender«, im »Taschenbuch», wo auch Wieland, A. W. Schlegel und Tieck hospitierten, gefällig ausgestattete Organe für eine volkstümlichere Verbreitung ihrer neuen Ideen und Poesien gestelltbekamen, so konnte sich Goethe in den-Propyläen», den Heften »Kunst und Altertum« mit freiem Behagen seiner eigensten Gemeinde Mitteilen, während seinen neuen größeren Werken Cotta die ihnen zukommende Buchform gab. Schiller, den Cotta alljährlich auf der Reise zur Leipziger Buchhändler messe besuchte, ward noch Mitarbeiter der »Allgemeinen Zeitung», Goethe wurde es auch vom »Morgeublatt». Ihre Werke fanden in diesen, vor das beste Publikum kommenden Blättern eingehende Würdigung, wenn auch keineswegs im Ton der Reklame. Goethe mußte es sich zum Beispiel gefallen lassen, wenn Menzel im »Literaiurblatt» an ihm herummoralisierte. Die erste Ausgabe von Goethes ge sammelten Werken ist bei Cotta in den Jahren 1806 bis 1808 erschienen. Diese Vorteile genossen aber in jener Zeit, die der po litischen Presse so ungünstig war, auch die Dichter der Vaterlands- und Freiheitslieder, die im Aufblick zu dem so früh Hingeschiedenen Schiller, zu dem in den wirkungsvollsten seiner Dramen gegebenen Beispiel ihre politischen Hoffnungen poetisch aussprachen und die, wie Uhland, Platen, Lenau, am Ausbau des Cottaschen Klassikerverlags durch ihre Werke mitgewirkt haben, auch als sein Gründer am 29. Dezember 1832 die klugen Augen geschloffen und sein Lebenswerk seinem Sohne Georg von Cotta zur Weiter en
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