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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1904
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- Deutsch
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^ 74, 30, März 1904, Nichtamtlicher Teil. 2903 Nichtamtlicher Teil Die Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen. Es ist bekannt, mit welchem Eifer man in den letzten Jahrzehnten von seiten des Staats und der Provinz be müht gewesen ist, das geistige Leben und die Wissenschaft in Posen zu heben, nicht allein um diese Ostprovinz in Hinsicht auf ihre Bildungsbedürfnisse unabhängiger von den übrigen Provinzen zu machen, sondern besonders auch in der Absicht, durch Förderung deutscher Kultur das gefährdete Deutschtum an der Ostgrenze des Reichs zu stärken. Da sind denn in den letzten vier Jahren eine Reihe von An stalten in der Provinzialhauptstadt eingerichtet worden, bei denen man nicht weiß, was am meisten zu bewundern ist, die Schnelligkeit, mit der sie erdacht und entstanden sind, oder die Genauigkeit, mit der sie funktionieren. Ein erst vor wenigen Monaten, im Herbst 1903, der Öffentlichkeit übergebenes Institut ist die neugegründete Akademie, die, noch nicht Universität, zu der sie erst später ausgedehnt werden soll, keine Berechtigungen zu vergeben hat und nicht für junge Studierende, sondern dazu be stimmt ist, allen Berussklassen durch Vorträge und Vor lesungen die verschiedensten Wissensgebiete zu erschließen. Ein zweifellos genialer Gedanke, der auch vom Publikum mit Freuden begrüßt und durch fast unerwartet reichliche Benutzung dankbar anerkannt worden ist. Eine andre Anstalt ist das Provinzial-Museum, dessen neues schönes Gebäude am Wilhelmsplatz bereits fertig ist, dessen Ausstellungen im Innern aber noch vor bereitet werden und dem Publikum noch nicht zugänglich sind. Es wird die Bestände des alten Provinzial-Museums enthalten, Sammlungen geschichtlicher und kulturhistorischer Gegenstände, Funde, kunstgewerbliche Sachen, Abgüsse von Skulpturen und Gemälde, Ihr glänzendster Bestandteil wird die Raczynskische Gemäldesammlung sein, die aus der Berliner Nationalgalerie hierher überführt werden soll. Für den Buchhandel hat das größte Interesse eine Anstalt, die nun schon seit 1 >/z Jahren im Betrieb ist und bisher die glänzendsten Erfolge zu verzeichnen gehabt hat. Es ist die Kaiser Wilhelm-Bibliothek, die am 14, No vember 1902 vor etwa 200 geladenen Gästen feierlich er öffnet worden ist, Ihre Entstehung verdankt die Bibliothek dem gleichen Gedanken, wie die beiden erstgenannten Anstalten: den Be wohnern der Provinz Posen in ihrem Mittelpunkt eine Anstalt zu schassen, die geeignet ist, nicht bloß den akademisch Gebildeten, sondern allen Schichten der Bevölkerung, also den Offizieren, Technikern, Beamten, Kaufleuten, Landwirten, Lehrern, Handwerkern usw, in belehrenden und unter haltenden Büchern Mittel zur Weiterbildung und zu edlem Genuß zu bieten. In heutiger Zeit, wo überall das Streben nach persönlicher Weiterbildung in erfreulicher Weise um sich zu greifen scheint, wird man die Einrichtung solcher An stalten mit besonderm Dank anerkennen. Wenige Minuten vom Wilhclmsplatz, dem Haupt oerkehrspunkt Posens, entfernt, erhebt sich in der ruhigeren Ritterstraße zwischen Privatgebäudcn die im Stil italienischer Hochrenaissance erbaute Bibliothek, Die Fassade ist von einer vornehm-ruhigen Einfachheit und wird durch den drei eckigen, mit einem Adler ausgesüllten Giebel über dem Mittelbau, den Balkon darunter und die Obelisken auf den beiden äußersten Ecken vorteilhaft aus der Front der hohen Straßenseite hervorgehoben. Ein hohes Mittelportal, das abends durch zwei elektrische Lampen erleuchtet ist, führt in das Innere, Bevor man hier die ersten Stufen emporsteigt, fällt das Auge auf zwei rechts und links angebrachte Tafeln, von denen die eine die Inschrift trägt: -Zu Ehren des deutschen Buchhandels, dessen patriotische Opfer willigkeit sich bei Schaffung dieser Bibliothek von neuem kräftig bewährt hat«, während die andre die Namen einer Reihe von Männern, meist deutscher Verlags buchhändler, aufzählt, die sich besondere Verdienste um die Bibliothek erworben haben. Zwischen vier mächtigen Säulen hindurch tritt man auf den Querflur, der links zur Wohnung des Direktors der Bibliothek und zu einer mit den Kellerräumcn in Ver bindung stehenden Treppe führt. Im Untergeschoß (Keller) sind ein großer Packraum, Räume für die Buchbinderei und drei Wohnungen für verheiratete Unterbeamte untergebracht, Rechts gelangt man an der Garderobe vorüber zum -Vor- trngssaal«, der, nach der Straße zu gelegen, mit praktischen Klappbänken, Wandtafeln und Vorrichtungen zum Aufstellen eines Skioptikons ausgerüstet ist. Daneben ist ein Vor- bereitungszimmer für den Vortragenden eingerichtet. Das Treppenhaus in der Mitte des Hauptflures ist durch Oberlicht erhellt und so gebaut, wie man es in modernen Museen und ähnlichen Gebäuden gewöhnlich findet: in der Mitte führt bis zu einem Absatz eine breite Treppe, die sich von hier rechts und links in rückwärtiger Richtung bis oben fortsetzt. Über dem Absatz steht auf einem Sockel eine große weiße Büste des alten Kaisers, die von unten und oben gleich gut sichtbar ist und gewisser maßen den Mittelpunkt des ganzen Gebäudes bildet. Dem Andenken des ersten Kaisers ist die Bibliothek geweiht, wie schon der Name sagt und wie die Inschrift einer Marmor tafel unter der Büste bestätigt: »Kaiser Wilhelm dem Großen zum Gedächtnis«, Die Räume im oberen Stockwerk sind nun diejenigen, in denen dem Publikum die Schätze der Bibliothek er schlossen werden. Da ist geradeaus, der Treppe am nächsten, eine breite Flügeltür mit der Aufschrift: Bücher- Ausgabe, »Ohne zu klopfen«, wie es vorgeschriebe» ist, treten wir hinein und sind in dem großen, saalartigen Aus gaberaum, in dem nur durch einen breiten Ausgabetisch der Platz für das Publikum abgegrenzt ist. Täglich von 12—1 und 4—9 Uhr, Sonntags von 11—1 Uhr, herrscht hier ein reges Kommen und Gehen von Herren und Damen, Alten und Jungen, Schülern und Schülerinnen, Offiziers- Burschen und Dienstmädchen, Alle liefern gelesene Bücher ab, nehmen bestellte mit, oder schreiben auf Zettel, die sie aus einem dastehenden Kästchen nehmen, Titel von Büchern, die sie wünschen und die sie am nächsten Tage abholen können. Die Beamten im Ausgaberaum haben nicht nur während dieser Stunden, sondern auch vorher alle Hände voll zu tun, die bestellten Bücher bequem geordnet bereit zulegen und die abgegebenen wieder einreihen zu lassen. Die Einrichtung des Raumes ist außerordentlich praktisch, die Beamten haben große Schreibtische, die reichlich mit elektrischen Lampen versehen sind, eine Anzahl Regale sind ausgestellt, die im Verein mit hohen Fächern unter dem Ausgabetisch dazu benutzt werden, die bestellten Bücher geordnet auszulegen, und mehrere breite niedrige Regale — auf Rollen fahrbar — befördern Bücherstapel aus dem Magazin in den Ausgaberaum und umgekehrt. An den Ausgaberaum schließt sich das Katalogzimmer, In praktisch eingerichteten Fächern sind die musterhaft ge schriebenen, systematisch geordneten Zettelkataloge unter gebracht, Hinter diesem Raum liegt das sogenannte Studien- zimmer, das der Benutzung von Gelehrten für besondere Arbeiten zur Verfügung gestellt wird. Es steht in Ver- 383»
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