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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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237, 11. Oktober 1904. Nrchtamiücher Leu. 8691 Verbände. Trotz vielfacher Aufforderungen hatten als Zuhörer schaft, wenigstens am ersten Tage, nur wenige Personen sich ein- gefunden. In den^ Ansprachen ^und Begrüßungen, in denen au^s und erfolgreich ^Vorgehen könne. Nach den Begrüßungen wurden Berichte über den Stand der Frage in den verschiedenen Ländern erstattet. Schon vor einigen 3Äochen^ivar von manchen Eintritt in die Verhandlungen wurde der Antrag gestellt, diesen Ausschluß aufzuheben. Der Antrag fand aber fast einstimmige, entschiedene Zurückweisung. hier wiedergegeben: Die Allgemeine Konferenz der deutschen Sittlichkeitsvereine, die die Anregung zu dem Kongresse gegeben hat, hat seit 15 Jahren den Kampf gegen die unsittliche Literatur mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln geführt. Dann kam im Jahre 1893 der internationale Kongreß gegen die unsittliche Literatur in Lausanne, bei dem ich die Ehre hatte, Deutschland zu ver treten. Seit dem Kongreß in Lausanne ging der Kampf in Deutschland und in den andern Ländern weiter. Auf einer Ver sammlung des Hamburgischen Vereins zur Hebung der öffent lichen Sittlichkeit hielt 1902 der Rechtsanwalt vr. jur. Bruno das gegenwärtig geltende Recht im Kampfe gegen sittenlose Schriften, Abbildungen und Darstellungen?« Sehr rührig waren auch die Hamburger Buchhändler Justus Pape und Hermann verdient. In Köln gab Geh. Justizrat Roeren eine Flug schrift heraus über die Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit. In neuester Zeit hat dann ein hochangesehener deutscher Schrift steller und Kunstkritiker, Otto von Leixner, den Kampf gegen die trotz allen Bemühungen immer mehr um sich greifende Schmutz literatur ausgenommen. Auf Anregung Leixners wurde zu Berlin im Juni d. I. ein Volksbund zum Kampfe gegen den Schmutz in Wort und Bild begründet, dessen Vorsitzender Otto von Leixner ist. Weiter hat die freie kirchlich-soziale Konferenz für Deuschland auf ihrer Versammlung zu Hagen im April d. I. in der von mir geleiteten Kommission für Presse, Literatur und Kunst über die Bekämpfung der unsittlichen Literatur verhandelt. Wir erließen das lebhaften Widerhall fand. — In einem einleitenden Bericht zu den Verhandlungen be handelte der Generalsekretär der deutschen Sittlichkeitsvereine, Pastor Liz. Vohn, die Grundlage und die Ziele, die das ein berufende Komitee des Kongresses im Auge hat. Seinem Bericht, der einen Grundton für die Verhandlungen schaffen sollte, ent nimmt die »Tägliche Rundschau« folgende Darlegungen: Vieler Augen sind auf uns gerichtet, und, wir wissen es, manche Kreise blicken mit Befürchtungen und Mißtrauen auf uns. Künstler und Schriftsteller fürchten, daß wir ihrem freien Schaffen Grenzen ziehen wollen, f^ie selben in^uns^ Rückschrittler, ^die si^ einem ge- Prüderie, die, wie bei jungen Mädchen, nicht zu unterscheiden weiß zwischen natürlich und unnatürlich, zwischen gesund und ungesund, zwischen frei und unfrei. Sie fürchten, daß wir, in Vorurteilen befangen und gefangen, am liebsten der ganzen Welt unerträgliche Fesseln und Ketten anlegen möchten, daß wir den Menschen die Freude der Sinne nicht gönnen und dort, wo ein freies Walten der Kräfte, der Phantasie und der Gedanken herrschen sollte, nach Polizeigewalten rufen, die mit rauhem Schutzmannsarm ausreißen, was still keimen möchte, und mit derber Faust eingreifen in Saiten, die leise tönen möchten von Menschengeschick in seinen Höhen und Tiefen. Wir richten aber den Ansturm gegen eine Literatur, die das Weib zur Ehebrecherin und die Jungfrau zur Dirne macht, eine Fersen heftet, der uns Staub in die Augen treibt, der uns überall, wo wir gehen und stehen, vor Schaufenstern und in Buchhand lungen, in Barbierstuben, Buchbinder- und Zigarrenläden, ja in Seifengeschäften und Gemüsekellern, auf Straßen und Plätzen, auf eisernem Besen. Der Redner behandelt dann das Wesen der Familie, der festen Grundlage für das Wohl des Volkes und des Staates, die Ehe mit einem Weibe und kam dabei zu dem Schlüsse: So stellen wir mit der menschlichen Vernunft, mit dem menschlichen Ge wissen und mit der Schrift die Ehe, und zwar die Ehe allein, in den Mittelpunkt des geschlechtlichen Lebens. Die Stellung zur Ehe ist der Wegweiser, an dem sich sittliche Literatur von der un sittlichen scheidet. Wir verwehren dem Schriftsteller durchaus nicht, geschlechtliche Stoffe zu behandeln; aber wir verbieten ihm vom sittlichen und zugleich vom ästhetischen Standpunkt aus die be hagliche, wollüstige Breite in diesen Dingen, ebenso, wie wir ihm verbieten, uns eine Mordtat, gegen die sich unser ganzes sittliches Empfinden wehrt, in breitspurig einherschreitender, bluttriefender Darstellung vor Augen zu führen. Wir stellen an den Schrift steller, der geschlechtliche Fragen behandeln will, die Aufforderung, daß er zwei Gesetze achte, welche nicht nur jfür die Schriftsteller, sondern für die Kunst überhaupt, wie für das Leben maßgebend sind, das Gesetz der Natürlichkeit und der Wahrheit. Will ein Schriftsteller sein Kunstwerk nach der Seite eines geschlechtlichen Problems hin zuspitzen, so verwehren wir ihm auch das nicht. Er soll aber auch in diesem Falle die wohlfeile Breite vermeiden, er soll seine Kunst darin suchen, schon um nicht lang weilig zu werden, das Problem auf einem andern, nicht geschlecht lichen Hintergrund sich abheben zu lassen. Er soll nicht rechnen mit den niedern Instinkten und Trieben derjenigen Menschen, denen geschlechtliche Stoffe immer und überall uno an sich an ziehend sind. Einen tiefen Griff ins Leben zu tun — wie so oft die unsittlichen Bücher von sich rühmen —, das Erfaßte mit sittlicher Wirkung zu gestalten und so sein Zeitalter zu packen und gegen das Laster sittlich aufzurichten, ist nur sehr wenigen Geistern gegeben. Schilderungen von Bordellen, von ehebrecherischen, verkommenen Offizieren und Offiziersfrauen, von Perversen, Sadisten und Masochisten sind nicht geeignet, dem Volke als Unterhaltungsliteratur zu dienen. Anderseits wird die Be schäftigung mit Kulturproblemen nie Sache des breiten Volkes werden. Ohne daß wir einer Volksbevormundung das Wort reden wollen, halten wir es doch für unnötig und schädlich, das große Publikum mit einem trotz aller Mache meist un genießbaren Brei von solchen Verirrungen zu behelligen. Braucht ein Schriftsteller innerhalb seiner Darstellung geschlechtliche Materialien zum Aufbau des Ganzen, so sind für ihn in diesem Falle dieselben Gesetze maßgebend, wie für die Verwendung ge schlechtlicher Motive überhaupt, die Gesetze der Beschränkung, der Natürlichkeit und Wahrhaftigkeit. Man lerne auch in dieser Be ziehung von Shakespeare, in dessen Würdigung alle sittlich denkenden Menschen eins sind. Er berührt sehr häufig die ge schlechtlichen Seiten des Lebens, wird jedoch nie gemein, und nie bekommt seine Behandlung dieses Gebiets den Charakter des Ver lockenden und Verführenden, Gewissen und Denken der Menschen Verwirrenden. Im Gegenteil, cs wirkt stets an sich und im Zu sammenhang des Ganzen abschreckend, und stets hören wir aus den eignen Worten der sittlich tiefstchenden Menschen heraus, daß sie keine normalen, glücklichen, fröhlichen Menschen sind. Diese über allen Stücken des großen Dichters lagernde, fast in jedem Satz sich spiegelnde tragische Wolke von Schuld und innerm Unfrieden oder äußerm Unglück, wie sie tatsächlich über jedem Menschenleben liegt, macht seine Werke so wahr, so tief ergreifend und sittlich anpackend. In diesem Sinne ist die Verwertung des Geschlecht lichen niemand verboten. Von den Zuständen in Deutschland soll ich Ihnen berichten. Das tut mir weh, daß ich als ein Deutscher über die Giftquellen in meinem Heimatland mich verbreiten soll. Ich kann nicht um hin, die Nachbarstaaten anzuklagen, daß sie vorangegangen sind und angefangen haben, die Welt mit diesem Gift zu versorgen, und Deutschland hat's gelernt. Es widerstrebt mir, Ihnen an dieser Stelle nicht beweisbare Zahlen über die Höhe der Auflagen der schlechten Literaturprodukte zu geben, oder die Firmen aufzu zählen, oder Ihnen Stellen zu verlesen. Doch aber bin ich Ihnen einen Bericht schuldig. Die deutsche Tagespresse hat mir diesen Dienst getan und mir diese Aufgabe abgenommen. Als wirk samstes Material lege ich ein kleines Heftchen in Ihre Hand: -Stimmen der Presse über die unsittliche Literatur, Materialien 1143*
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