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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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13, 17. Januar 1905. Nichtamtlicher Teil. 54S bis zum linken Flügel des Freisinns anwesend waren, wurde diese Forderung gebilligt und zugleich durch die Wahl des vor läufigen Ausschusses bekräftigt. Trotzdem in ihm Männer ent gegengesetzter Richtungen und Protestanten, Katholiken und kleine Witzblatt-, »Sekt«, -Satyr« usw. breit macht, die sogar von 12—14jährigen Knaben und Mädchen gekauft und im geheimen gelesen werden; Kampf gegen den Handel mit den geradezu schweinischen Büchern und Bildern, die im Inlands und Aus lande erzeugt und bei uns in Stadt und Land verbreitet werden. Ich habe in jener ersten Versammlung einige Stellen aus solchen Werken zum Teil vorgelesen und Proben von jenen nieder trächtigen Bildern hcrumgehen lassen, alles Erzeugnisse, die mit Kunst und Dichtung nichts zu tun haben, nur auf die Weckung verderbter Lüsternheit berechnet sind, die aber, wie bewiesen werden postlagernd von deutschen und fremden Geschäften bezogen worden sind. Als Kuppler aber hat der Anzeigenteil der genannten Witzblätter, aber auch der des »Simplizissimus«, durch Jahre hindurch eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Wenn sich einige davon jetzt, nachdem sie infolge unserer Angriffe den größten Schmutz aus ihren Spalten entfernt haben, als Tugendbolde in die Brust werfen, so ist das nur eine Pose. Wären jene Angriffe nicht erfolgt, sie strichen noch heute mit vergnügtem Lächeln das Geld für die Anzeigen schamloser Ware ein — und manches priese daneben die der Heuchelei ab — seine eigne Heuchlermaske behielte es vor dem Gesicht und träte weiter ein für Freiheit, Menschenwürde und den Dienst der Schönheit. In welchem Umfange der Handel mit solchen unzüchtigen Schriften und Bildern und mit andern aphroditischen Waren, die ich nicht näher schildern kann, betrieben wird, das wissen außer einigen wenigen nur die Vertreter der Behörden. worden, einen Warnruf zu erheben. Da aber viele Witzblätter die eifrigsten Mitarbeiter bei dem Vertrieb des Unrats gewesen sind, müßte sich der Kampf gegen sie wenden, um so mehr, als in den meisten Bild und Wort dazu angetan waren und sind, zum Verständnis für die andre im Anzeigenteile angepriesene Ware vorzubereiten. Diese Verhältnisse haben den Ausgangspunkt der Bespre chungen gebildet, und alle Mitglieder stimmten, gleichviel wie sie sonst denken, überein, daß man das Unheil nicht weiter wachsen lassen dürfe. Dabei aber wurde mehr als einmal auch eingehend über das Nackte in der Kunst gesprochen. Keinem Mitglied ist es bei gefallen, in der rein empfundenen Nacktheit etwas Unanständiges zu erblicken. Ich selbst fühle mich frei von jeder Prüderie; ich habe diese falsche Schauspielerei auch in der Erziehung und der Vücherwahl schon vor achtundzwanzig Jahren in den -Ästhetischen Studien- entschieden bekämpft. Innerhalb der Welt der Formen gibt es nichts Erhabneres auf Erden, als den ge- Stellen, die das Recht der echten Kunst mit Entschiedenheit wahrten. Auch in dem Aufruf heißt es: -er (der Volksbund) weiß, daß große echte Kunst und Dichtung nicht in Fesseln gelegt werden dürfen.« Zu diesen Worten hat der »Westfälische Merkur« Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. vom 23. Dezember folgende Bemerkung gemacht: -Die Wendung .... erscheint uns als eine überflüssige Verbeugung vor den Phrasenmachern des Goethe-Bundes. Indes wird man wohl ge dacht haben, daß nian auch auf die Gedankenlosen, die klingende Phrasen gläubig nachbeten, und die Feiglinge, die sich vor ihnen fürchten, Rücksicht nehmen müsse.« Der Verfasser dieses Einwands irrt. Der Ausschuß des Volksbunds, in dem sich auch ein Mitglied des Zentrums be findet, hatte mich beauftragt, einen Aufruf zu entwerfen. Er ist einstimmig angenommen worden. Aber doch fällt der Vorwurf zunächst auf mich. Ich kann nun dem Urheber des Aufsatzes in dem genannten Blatte die Versicherung geben, daß ich erstens nicht gewöhnt bin, vor irgendwem, am wenigsten vor dem Goethe-Bunde, Verbeugungen zu machen und daß zweitens jene »klingende Phrase« der Ausdruck meiner innersten Über zeugung ist. Noch mehr: meine Worte müßten auch die Überzeugung jedes strengen Katholiken sein, soweit es die Kunst betrifft. Keiner von ihnen wird behaupten wollen, daß die Päpste durch Sammlung der griechisch-römischen Bildwerke, die fast alle nackte Männer und Weiber darstellen, die Unzucht hätten fördern wollen. Tausende und Tausende aus allen Völkern und Ständen durch schreiten jährlich die Säle des Vatikans und des Laterans, und keinem Papste wird es beifallen, sie zu schließen, um die Tugend zu schützen. Und wenn ein verrückter, bildungsloser Eiferer sich so weit vergäße, eines dieser Standbilder zu verstümmeln, so würde ja der Papst den Frevler der weltlichen Behörde zur Strafe über weisen. Und wenn heute noch hier und dort der aufgereizte Pöbel Bildwerke, die nackte Gestalten, ohne jede Absicht zu reizen, dar stellen, verstümmelt, so ist das eine Roheit. Ich möchte mit dem Schreiber des Aufsatzes im »W. M.- durch die Säle des Vatikans wandeln, besonders nach dem dritten Stockwerk in das große Badezimmer, das Raffael für den Kar dinal Bibbiena gemalt hat. Es ist ein erglühender Lobgesang auf irdische Liebe und Schönheit, es ist große Kunst, ohne einen Funken niedriger Lüsternheit. Aber seit 1516 hat kein Papst daran gedacht, die Wandgemälde überstrcichen zu lassen. Ich wünschte, daß die katholischen Blätter — übrigens auch viele pro testantische — in der Beurteilung echter großer Kunstschöpfungen etwas vom Beispiele der Päpste lernten. Sie würden dann nicht Gymnasialdirektor seinen Schülern verbietet, Goethe-Vorträge zu besuchen, weil das Gedicht »Der Gott und die Bajadere« einmal besprochen worden ist, dann muß man allerdings über ein solches Verfahren den Stab brechen. Dadurch, daß dieser musterhafte Erzieher über diese Schöpfung mit dem tiefernsten Schluß »Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünde« den Bann verhängte, lehrte er die Schüler, darin Gemeines zu suchen. Aber nun können auch die Ewig-Blinden, die den wirklichen Schmutz nicht sehen wollen, mit Recht schreien. Und es ist kein Wunder, wenn in manchen Zeitungen unser Aufruf mit Randglossen versehen wird, die nur als Warnungsrufe vor dem Volksbunde aufgefaßt als Eideshelfer angeführt. Ich kenne nur diese Tatsache und weiß nicht, was er sonst gesprochen hat. Flugs ergreift ein gewandter Mann die Tatsache, um sie in seine Beweiskette Ein Jesuit stimmt mit Leixner überein. Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus. Leixner ist eine Krähe. Die Jesuiten sind Mucker. die ein Mucker ist; sr^o verfolgt der Volksbund die Ziele des Muckertum-, srxo: Hütet Euch vor dem Gezeichneten! 75
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