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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1900
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- Deutsch
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2456 Nichtamtlicher Teil. 72, 28. März 1900. werden am Schalter der Postanstaltcn an das Publikum un entgeltlich abgegeben. Wünscht ein Kontoinhaber auf dem Formular den Vordruck seines Namens und seiner Konto nummer, so können die Selbstkosten vom Postcheckamt in Rechnung gestellt werden; 4. beantragt ein Kontoinhaber, daß die für ihn eingehenden Postanweisungen seinem Checkkonto gutgeschricben werden, so hat das Postamt nicht zu verlangen, daß er zum Zwecke der Ueberweisung der Geldbeträge an das Checkamt die auf sein Konto lautenden Zahlkarten liefere; 5. Für die Abhebungen vom Checkkonto ist ein einheitliches Formular, lautend «an in II oder Ueberbringer- vorzu schreiben. Der Preis der Checkhefte mit 50 Blättern ist auf höchstens 50 H festzusetzen; 6. das aus dem Checkverkehre sich ergebende Saldo ist, soweit nicht aus ihm die Kassenmit.el zur Durchführung des Check verkehrs zu verstärken sind, an die Reichst ank gegen tägliche Kündigung abzuführen. In dem Abkommen mit der Reichs bank ist zur Bedingung zu machen, daß da^ Kapital von ihr mit 3 Prozent unter ihrem jedesmaligen Wechseldiskont, min destens jedoch mit 1*/, Prozent und höchstens mit 3 Prozent, verzinst wird, ferner, daß die Verzinsung mit dem auf die Einzahlung folgenden Werktage beginnt und mit dem Tage vor der Abhebung wieder aufhört. Bei der zinsbaren Anlegung der Kapitalien hat die Reichsbank die für ihren Geschäftsverkehr allgemein geltenden Vorschriften innezuhalten. 7. Das Postcheckwesen ist spätestens bis zum 1. April 1905 auf dem Wege der Gesetzgebung zu regeln. Telephon. — Wie die »Berliner Ztg.» meldet, haben etwas über 8000 Berliner Fernsprechteilnehmer, ungefähr ein Fünftel der gesamten Abonnenten, sich für die Zahlung einer Grund gebühr und von Einzelgesprächsgebühren an Stelle der Bausch gebühr vom 1. April ab erklärt. Gründung eines Goethebundes in Berlin. — Im Festsaal des Berliner Rathauses tagte am Sonntag den 25. d. M. unter dem Vorsitze von Hermann Sudermann eine Versammlung von hochangesehenen Vertretern der Kunst, der Wissenschaft, der Litte- ratur und des Buchhandels. Etwa 1000 Personen waren erschienen, um nach dem Vorgänge der Münchener Künstler und Gelehrten auch in Berlin einen -Goethebund- ins Leben zu rufen, der im wesentlichen ein Bund zum Schutze der Kunst.sein soll. Den Anlaß zur Gründung des Goethebundes, dessen Ehrenvorsitz Paul Heyse führt, ist bekanntlich die Bedrohung der Kunst und Litteratur durch die Reichstagsbeschlüsse zu einigen Paragraphen der sogenannten -Isx Heinze». So gestaltete sich auch diese Versammlung, in der die klangvollsten Namen vertreten waren, zu einer Kundgebung gegen die vielbesprochenen Kunst- und Litteraturparagraphen dieses Gesetzentwurfes. Von Gelehrten sah man, dem -Berl. Tagebl.- zufolge, Theodor Mommsen, Erich Schmidt, Hans Delbrück, Professor Staub, Pro fessor Lassar, Professor Köhler; aus der Reihe der Schriftsteller waren erschienen Möllhausen, Sudermann, Hopfen, Max Kretzer, Julius Wolfs, Gumbinner, Adolf L'Arronge, Otto Erich Hartleben, Stettenheim, Cäsar Flaischlen, Julius Lohmeyer, Hans Land, Friedrich Dernburg und viele andere; die bildenden Künste hatten Menzel, Begas (Vater und Sohn), Eberlein, Plockhorst, Lud wig Knaus, Herter, Skarbina, v. Uechtritz, den Marinemaler Saltzmann, Hendrick, Guthknecht und andere entsandt; aus der Bühnenwelt waren zur Stelle die Direktoren Brahm, Neumann- Hoser, Loewenfeld, Weiß, ferner Hermann Nissen, Sauer, Krausneck, Droescher (vom Hoftheater), Emanuel Reicher und Ludwig Barnay, der aus Wiesbaden gekommen war, um der Versammlung bei zuwohnen. Außer ihnen sah man noch den Kapellmeister vr. Muck, Professor Gernsheim, den Geheimrat Herz (den Aeltesten der Kauf mannschaft), Alexander Meyer, die Reichstagsabgeordneten Schräder und Albert Träger, den Ersten Vorsteher des Vörsenvereins der deutschen Buchhändler Carl Engelhorn (Stuttgart), viele Mit glieder des Stadtverordneten-KollegiumS und eine Menge andere. Das Wort nahmen Friedrich Dernburg, Professor Eberlein, der Erste Vorsteher des Börsenvereins Carl Engelhorn, Direktor Brahm vom Deutschen Theater, Professor vr. jur. Köhler, der als Jurist seine Bedenken äußerte, Geheimer Rat Suphan-Weimar, Direktor des Goethe-Archivs, und Hermann Sudermann, der als Vorsitzender das Schlußwort nahm, um das Ergebnis aus den gehörten Reden zu ziehen. Er schloß etwa, wie folgt: -Gern erkennen wir an, daß die Kompromißanträge eine Ab schwächung bedeuten. Aber noch lange nicht sind die Gefahren über den Häuptern der deutschen Künstler und Dichter verschwunden. Sie bestehen so lange, als der neue Begriff, -das Schamgefühl gröblich verletzend, ohne unzüchtig zu sein-, nicht beseitigt ist, so lange, als sittlich entrüstete Denunzianten, pflichteifrige Poli zisten, Staatsanwälte und Strafrichter und damit der ästhetisch unausgebildete -Normalmensch» zu entscheiden haben. Noch einmal in letzter Stunde wollen wir dem ganzen kunstliebendcn Deutschland zurufen, daß wir die auf uns gemünzten Be stimmungen als unerhörte Belästigung unseres Gewissens em pfinden, und daß wir dieses Gewissen stolz und frei er halten wollen. Die alten Redewendungen von der Freiheit der Kunst, der Unantastbarkeit der Wissenschaft, dem Einbruch des Varbarismus, dem Kampf mit den Dunkelmännern — sie sind wieder Wahrheit geworden, und wir müssen wieder dagegen kämpfen. Vor vier Wochen noch hätten wir eine solche Versammlung für unmög lich gehalten — da fiel die lox Heinze wie eine Bombe unter uns. Unsere Feinde haben uns zusammengeschmiedet! Wir wollen nicht mehr wie Stiefkinder gemaßregelt und je nach Gunst oder Ungunst der Parteien hin- und hergeworfen werden. (Beifall.) Wir wissen cs, welchen Dank wir den Parteien schulden, die mit Inanspruchnahme der äußersten Mittel für uns gekämpft haben. Aber verlassen können wir uns auf sie nicht. Sie können von den -Normalmenschen» schnell auseinandergesprengt werden. Deshalb, um für die Zukunft gewappnet zu sein, haben wir den «Goethebund« gegründet; denn wer könnte für uns besser Schutzpatron sein, wessen Name wäre uns lieber, leuchtender, heiliger als Goethe? (Stürmischer Beifall.) Das nächste prak tische Ziel des Bundes ist: ausgiebiger Rechtsschutz in Fällen von Folgen der Isx Heinze, mit deren Annahme wir rechnen müssen. Im übrigen werden die Satzungen noch ausgearbeitet. An die Spitze haben sich gestellt: der Präsident der Akademie Baurat Ende, Professor Mommsen und Friedrich Spielhagen.- (Leb hafter Beifall.) Durch Handaufheben erklärten sämtliche Anwesende ihre Mitgliedschaft zu dem «Goethebunde-. Die Versammlung nahm das Ergebnis mit lebhaftem Beifall auf. Von dem Inhalt der Reden sei hier nach dem Berichte in Berliner Blättern einiges aus derjenigen des Herrn Börsen- vereins-Vorstehers Carl Engelhorn mitgeteilt: -Wir brauchen diese Vsx nicht!» sagte er. -Wir Buchhändler sehen ganz allein darauf, daß unser Stand rein gehalten wird, denn wir sind uns unserer hohen Verantwortlichkeit vollauf bewußt. In den Satzungen unseres Börsenvereins giebt es eine Bestimmung, die den mit Ausschluß bedroht, der schmutzige Ware verkauft, und erst neulich haben wir mit Erfolg den Versuch zurückgewiesen, uns vom Auslande mit pornographischen Erzeugnissen zu über schwemmen. Wir halten unser Haus rein. Aber gerade deshalb müssen wir uns gegen solche Kautschukparagraphen wenden, die auch den anständigen Mann ins Gefängnis bringen könnten — 'ins Gefängnis durch die Denunziation solcher Zeloten, denen die Kunst Hekuba ist und deren verkrüppeltes Schamgefühl durch irgend ein klassisches Bild sich verletzt fühlt! (Bravo.) Die Reichsregierung hat gut sagen, es ist nicht so schlimm gemeint; — wenn der Entwurf erst Gesetz geworden ist, dann hat sie die Ausführung dieses Gesetzes gar nicht mehr in der Hand. Wenn man bedenkt, welche Ent scheidungen man bezüglich des groben Unfugs und des ambu lanten Gerichtsstandes der Presse schon erlebt hat, dann kann man sich ausmalen, was uns bevorsteht, wenn die Vex Heinze Gesetz wird. Der ganze Bildungsstand der Nation wird bedroht sein, das Geistesleben auf ein tieferes Niveau herabgedrückt werden. Schon jetzt hat man in einer süddeut schen Stadt den -David- Michelangelos für unanständig erklärt; er hat aus dem Schaufenster entfernt werden müssen! (Gelächter.) Die ganze Bewegung, für die das Centrum so eintritt, geht auch vom Centrum aus. Gebildete und kenntnisreiche Katholiken, und wenn sie noch so fromm sind, geben doch zu, daß die katholische Litteratur eine rückständige Litteratur ist. Aber darauf wollen die Verfechter der -lox» ja hinaus! Wir sollen eben rückständig werden! Nun, hoffentlich wird das deutsche Volk noch so viel Centrifugalkraft besitzen, um diese thörichten Versuche weit von sich fortzuschleuderü! Mag den -Pelikan» lesen, wer daran Ver gnügen findet, wir mißgönnen keinem die Freude! Aber wenn man uns eine ähnliche Lektüre aufzwingt, dann wehren wir uns. Wir alle sind entschlossen, jeder auf seiner Stelle, alles aufzubieten, daß die Schmach dieses Gesetzes uns erspart bleibe!» (Lauter Beifall.) Stiftung für Zwecke der Wissenschaft. — Das Testa ment eines Wohlthäters, vr. Fedor Jagor, ernennt die Stadt gemeinde Berlin mit folgenden Einzelheiten zur Universalerbin: Es soll aus dem Vermögen eine Stiftung errichtet werden mit dem Zweck: -Die Vermehrung des Gemeingutes nützlicher Kenntnisse und Fertigkeiten im Gebiete der Naturwissenschaft und der Technik.» Diese soll erreicht werden: ^) durch Ge währung von Mitteln zur Lösung bestimmter, von der Ver waltung der Stiftung für wichtig erachteter Aufgaben, ins besondere solcher, die die Erforschung der Naturgesetze und die Dienstbarmachung der Naturkräftc bezwecken, an Deutsche beiderlei Geschlechts ohne Rücksicht aus den Wohnort und das
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