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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1883
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- Deutsch
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4028 Nichtamtlicher Theil. ^ 21K, 17. September. (Frankfurt a. M.) hervor, man dürfe de» Gesichtspunkt nie aus den Augen vertieren, daß nur das einzelne literarisch schöpferisch thätige Individuum der pekuniären Entschädigung theilhaftig werden solle, welche ein legitimer Anspruch jedes betroffenen Autors sei, weshalb die Standessache nicht zur Verbandssache verkehrt werden dürfe. Heinrich Teweles (Prag) vermißt gleich Wichert die Praktikabilität des Last'schen Gedankens. Professor Lazarus (Berlin) erörtert in geistreichen Wendungen, daß die schwierigeFrageerstlogisch, psychologisch und juristisch mitunzweifel hafter Sicherheit beantwortet werden müsse, ehe er ein hinterher nicht mehr zu redressirendes Vorgehen des Verbandes gutheißen könne. Bis jetzt könne er nach seiner Ueberzeugung nicht schlank weg in der leihweise» Ausnutzung von Büchern, gleichviel, ob sie entgeltlich oder unentgeltlich sei, eine Verletzung des literarischen EigenthumL erblicken; er bitte daher um Acceptirung einer moti- virten Tagesordnung, welche die weitere Discussion der nächsten Jahresversammlung Vorbehalt. Emil Rittershaus spricht sür die Resolution Last, indem er ans eine englische Zeitschrift hinweist, die durch eine Bemerkung an der Spitze jeder Nummer das Ver leihen des Blattes seitens der Abonnenten überhaupt verbietet. In der Abstimmung fällt die motivirte Tagesordnung, und es wird die Resolution Last mit großer Majorität genehmigt. Darauf hin gibt Pros. Lazarus seinen Protest gegen den Passus „Ver letzung des literarischen Eigenthums" zu Protokoll, dem sich Gold baum (Wien), Sigmund Haber (Berlin), Krehenberg (Iserlohn), sowie vr. Paulus Cassel (Berlin) anschließen. Buch-Postamt — Die Breslauer Zeitungen vom 12. Sept. enthalten in ihrem redaktionellen Theile übereinstimmend nach stehende Notiz: Neues Ortschaftsverzeichniß der Provinz Schlesien. In nächster Zeit erscheint eine neue Auflage des von der hiesigen kaiserl. Ober-Post-Direction bearbeiteten Ortschaflsvcrzeichnisses der Provinz Schlesien. Das neue Verzeichnis; enthält sämmtliche Ortschaften Schlesiens mit Angabe des Kreises, Amtsgerichlsbezirls und der Bestellungs-Post anstalt :c. Das Ortschaftsverzeichniß wird an das Publicum zum Selbstkostenpreise käuflich abgelassen, welcher voraussichtlich den Be trag von s M. nicht ganz erreicht. Nebenkosten entstehen nicht. Be stellungen werde» nur von den Postanstalten Schlesiens entgegengenommen. Während die frühere Auslage desselben Ortschafts-Ver zeichnisses bei einem Breslauer Verleger erschien, ist die jetzige neue Auslage in der Reichsdruckerei in Berlin gedruckt, von der Postverwaltung selbst verlegt und wird von dieser ohne Vermittlung des Buchhandels direct an das Publicum, angeblich „zum Selbstkostenpreise" verkauft. Die Bemerkung: „Nebenkosten entstehen nicht" kann wohl nur bedeuten, daß die Post ihr neues Verlagswerk überallhin franco versendet, wahrscheinlich auch durch die Briefträger frei ins Haus, welches Verfahren sich ja beim Vertriebe des Reichs-Kursbuches bereits bewährt hat. Wenn dann noch die Zeitungen, wie hier offenbar geschehen, die Inserate der Post kostenfrei aufnehmen, während der Buchhändler die seinigen bezahlen muß, so fallen freilich für die Post auch die sonst unvermeidlichen „Nebenkosten" fort. — Wahrscheinlich werden gleichzeitig auch in allen übrigen Theilen des Reichspostgebietes ähnliche Ortschaftsverzeichnisse in gleicher Weise veröffentlicht werden und das Publicum wird dadurch vorläufig ganz allmählich daran gewöhnt, Bücher bei den Postanstalten zu suchen und zu finden, bis eines Tages das Buch-Postamt in vollständiger Aus bildung ins Leben tritt. Dem Herrn Verfasser des Artikels „Ueber die Fremd wörter im deutschen Buchhandel" in Nr. 206 d. Bl. geht es, wie häufig Denen, die von einer Idee ganz erfüllt sind. Er hat über das Ziel hinausgeschossen, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Es ist gewiß zu wünschen, daß wir da, wo die deutsche Sprache ein entsprechendes Wort bietet, die Fremd wörter vermeiden. Ist dies aber nicht der Fall, sind wir ge zwungen, neue Worte zu bilden, oder längst veraltete wieder hervorzusuchen nur aus dem Grunde, um kein Fremdwort zu benutzen, so ist es doch vorzuziehen, sich eines Fremdwortes zu bedienen, anstatt gezwungene deutsche Ausdrücke zu gebrauchen. Ganz abgesehen davon, daß z. B. das Wort „Bibliothek" seit Jahrhunderten in der deutschen Sprache das Bürgerrecht er langt hat, deckt auch das dafür vorgeschlagene „Bücherei", wenn man es sprachlich analysirt, durchaus nicht den mit „Bibliothek" verbundenen Begriff. „Bibliothek", aus zwei griechischen Worten gebildet, heißt ins Deutsche übersetzt ein Ort, in welchem Bücher aufgestellt, aufbewahrt werden. Das Wort „Bücherei" bezeichnet sprachlich dies nicht. Hauptwörter, denen die Endsilbe „ei" an gehängt ist, bezeichnen im Deutschen überall eine Thätigkeit, welche durch das, oder in Verbindung mit dem Stammworte erzeugt wird. Buchbinderei bedeutet die Kunst des Bücherein- bindens, Buchdruckerei die des Drückens von Büchern, Käserei die Erzeugung von Käse u. s. w. Daß auch die betreffenden Orte, an welchen diese Künste oder Handwerke ausgeübt werden, mit dem gleichen Namen bezeichnet werden, ist erst eine Folge der Thätigkeit. Die letztere hat den Orten den Namen gegeben. „Bücherei" bezeichnet demnach, analog den angeführten Beispielen, die Kunst Bücher zu machen, und in zweiter Linie den Ort, wo dies geschieht, bedeutet also etwas wesentlich Anderes, als was wir unter „Bibliothek" verstehen, und was eine „Bibliothek" in der That ist. Wo eine Sprache der anderen aushelfen kann, um in prägnanter Weise Bezeichnungen gebrauchen zu können, da kann es immerhin geschehen. Bei dem heutigen starken Verkehr der verschiedenen Nationen mit- und untereinander scheint es auch durchaus nicht zeitgemäß, jetzt gegen die Fremdwörter in der deutschen Sprache zu Felde zu ziehen. Die Beobachtung zeigt, daß im Gegentheil die Fremdwörter in unserer Sprache zunehmen. Vor 20 Jahren haben nur Leute, welche Englisch verstanden, das Wort „striiis" gekannt. Heute liest man dies Wort in allen Zeitungen, mit deutschen Buchstaben „Streik" geschrieben, und jeder Arbeiter kennt dessen Bedeutung. Mit dem englischen Worte „intorviav" verhält es sich ebenso. Wir müssen nicht vergessen, daß unsere heutige deutsche Sprache so unendlich viel jünger ist als diejenigen Sprachen, aus denen wir größtentheils unsere Fremdwörter genommen haben. Vielleicht gelingt es im Lause der Zeit auch noch, uns in sprachlicher Beziehung ebenso zu emancipiren, wie es in anderer Beziehung in den letzten Jahren in so erfolgreicher Weise geschehen ist. Aber nur um kein Fremd wort zu gebrauchen, auf Kosten des prägnanten Ausdrucks ein nicht entsprechendes deutsches Wort zu setzen, ist doch nicht anzu- rathen. Der Sprache auf solche Art Gewalt anzuthun, würde eine ähnliche Confusion erzeugen, wie sie in unsere Orthographie sich seit Jahren eingeschlichcn hat. Die Confusion ist auch nur dadurch entstanden, daß Unberufene sich das Recht angemaßt haben, von der allgemein üblichen Schreibweise Abweichungen zu machen. Vor 40 Jahren bestand nur eine allgemein gleich lautende Orthographie. Vor 40 Jahren kannte man auch noch keine sog. pädagogische Congresse. Letztere sind zweifellos die Geburtsstätten der jetzt bestehenden und durch die Ministerial- versügungen nicht beseitigten Confusion in unserer Orthographie. Es würde zu weit führen, diese Behauptung zu begründen. Die selbe ist das Resultat jahrelanger, im persönlichen Verkehr mit Publicum aus den verschiedensten Kreisen gesammelter Beobachtungen und Erfahrungen. 8.
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