Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1864

Erscheint jeden Montag, Mittwoch und Freitag; während der Buchhändler. Messe zu Ostern, täglich. § örsenblatt für den Beiträgt für dag Börsenblatt knd an die Redaktion, — Inse rate an die Expedition desselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 83. Leipzig, Freitag den 1. Juli. 1864. Amtlicher Theil. Bericht über die XXX. Generalversammlung der Aktionäre der Deut schen Buchhändler-Börse. Die, der Vorschrift des Actienvertrags gemäß, am Zahltage der Leipziger Jubilatcmesse abgchaltene XXX. Generalversamm lung der Actionäre der Deutschen Buchhändler-Börse war sehr wenig besuchtundverlief in gewohnterWeise. Sie wurde von dem Unterzeichneten Verfitzenden kurz nachöUhr mit wenigen Worten anerkennender Erinnerung an den im Vorsitz ihm v orausgegangencn Stadtällesten, Herrn Friedrich Fleischer, welcher nach einem bewegten und thätigen Leben, während dessen er sich auch um den deutschen und Leipziger Buchhandel unvergeßliche Verdienste erworben hat, nun zu seiner Ruhe eingegangen ist, eröffnet. Er knüpfte an diesen Nachruf das Ersuchen an Herrn Kirchner, als Vorsitzenden des Vcrwaltungsausschusses, den Rechenschaftsbericht auf das vergangene Jahr 1863 zum Vortrag zu bringen. Dies geschah und ergab sich, daß, obschon die steigende Zahl der Saal bauten in Leipzig die Einnahme der Börse geschmälert und die thätige Betheiligung an der Feier der verschiedenen in Leipzig gefeierten Feste die Ausgabe derselben vermehrt hat, die Lage der Börse eine günstige geblieben ist und derselben die Erfüllung ihrer vertragsmäßigen Leistungen gestattet. Die Einnahmen haben 7535 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf., die Aus gaben 5536 Thlr. 27 Ngr. 3 Pf. betragen. Der verbliebene Be stand beziffert sich auf 1998 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf., worin jedoch 205 Thlr. 16 Ngr. 6 Pf. enthalten sind, welche den Gegenwerth für zwei unerhobene zur Ausloosung gekommene Actien bilden, so daß der reine Uebcrschuß auf 1793 Thlr. 10 Ngr. 9 Pf. sich stellt. Die Rückzahlung der im vorigen Jahre ausgcloosten 14 Actien ist demnach gesichert. Nachdem der Vorsitzende Namens de« Revisionsausschusses die Erklärung abgegeben harte, daß die Rechnung mit den Bele gen verglichen und in bester Ordnung befunden, auch sonst gegen die mit anerkennungswerther Umsicht und Sparsamkeit geführte Verwaltung irgend eine Erinnerung nicht zu machen sei, wurde die Rechnung von sämmtlichen Anwesenden einstimmig als rich tig anerkannt und der Vorsitzende ermächtigt, dem Verwaltungs ausschuß die übliche Entlastungsurkunde auszustellen. Mit Beziehung auf den hierauf folgenden Vortrag des Haus haltplanes auf das laufende Jahr, wurde von dem Verwaltungs ausschuß bcvonvoctet, daß, obschon nach Abzug der muthmaßli- chcn Ausgaben an 3469 Thlr. 12 Ngr. 8 Pf. von der much- maßlichen Einnahme an 4918 Thlr. 26 Ngr. ein wahrscheinlicher Uebcrschuß von 1449 Thlr. l3 Ngr. 2 Pf. sich ergebe, der Ver waltungsausschuß für diesmal doch nur eine Verloosung von zehn Actien, welche demTilgungsplan entspreche, in Vorschlag bringen Ginunooreißigfter Jahrgang. könne. Es mache sich nämlich die äußere Herstellung der Börse, obwohl dieselbe erst im Jahre 1857 abgeputzt worden sei, unum- gänglichchöthig, da das Gebäude in Folge des Hagelwetters von 1860 so beschädigt sei, daß nur die Unerläßlichkeit der damaligen, unbe dingt nothwendigen Herstellungen desDaches, der Fenster und der Vorhänge, den wenigstens möglichen Aufschub der äußernHerstel- lung zur Pflicht gemacht hätte. Jetzt trete dieserAnspruchindessen gebieterisch hervor, wenn das Gebäude selbst nicht leiden solle. Nachdem die Anwesenden sich von der Angemessenheit der einzelnen Ansätze und namentlich auch davon überzeugt hatten, daß der mit der König!. Staatsregierung vertragsmäßig festge stellte Tilgungsplan nur die Verwendung von einem Procent des Baucapitals und von den aufgesparten Zinsen für die jährliche Ausloosung in Anspruch nimmt, so fand der gemachte Vorschlag und damit der Haushaltplan selbst ungetheilte Billigung. Uebergehend zum dritten Gegenstand der Tagesordnung, wur den dieSiegel der Büchse mitden zu vcrloosendcnActiennummern, ingleichen zu dem Schlüssel unverletzt gefunden, sodann erbrochen und die Büchse geöffnet, aus derselben aber folgende Nummern gezogen: Nr. 33, 350, 341, 226, 230, 123, 293, 214, 347 und 323, welche in der Jubilatemesse des nächsten Jahres zur Aus zahlung kommen. Nach dessen Erfolg wurde die Büchse wieder verschlossen und ebenso wie der Schlüssel notariell versiegelt, die erstere aber Herrn Schlicke, als Eassirer des Verwaltungs- rathes, der letztere dem Vorsitzenden zur Aufbewahrung übergeben. DenSchluß der Verhandlungen bildete dieNeuwahl von drei Mitgliedern des Revisionsausschusses an Stelle der nach der Reihe des Eintritts ausgeschiedenen Herren Ruthardt und Gerold, sowie an Stelle des verewigten Herrn Stadtältesten Fleischer. Sie fiel einstimmig auf: Herrn Earl Tauchnitz Hierselbst, Herrn Aug. Klasing aus Bielefeld, und Herrn L. W. Reisland hier, welche der Vorsitzende von der auf sie gefallenen Wahl benach richtigen wird. Im Verwaltungsausschuß sind, nach einer Mit theilung Herrn Kirchner's, die Herren Rütten aus Frankfurt und G. W. F. Mü ller aus Berlin durch die Herren Rudolph Besser aus Gotha und H. Dominicus aus Prag ersetzt worden, die Mitglieder des Vorstandes aber dieselben geblieben. Nach erfolgter Vorlesung und Genehmigung des Protokolls wurde die Versammlung gegen 8 Uhr geschlossen. Leipzig, den 7. Juni 1864. Der Revistonsausschuß der Actionäre -er Deutschen Äuchhän-ter-Mrse. Wilh. Engelmann, Vorsitzender. 196