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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1889
- Strukturtyp
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- 1889-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1889
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- Deutsch
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212, 11. September 1889. Nichtamtlicher Teil. 4567 gossen und ihre Druckfarbe bereitete», zugleich Buchhändler. Sehr bald fanden es aber auch die Lehrer an Schulen lohnend, ihren Schülern Bücher zu verkaufe», und wie noch heute über deren Konkurrenz seitens des berufsmäßigen Buchhandels ge legentlich geklagt wird, so sehen wir schon Johannes Zainer, d-n Drucker zu Ulm, 1515 den Rektor der lateinischen Schule daselbst wegen seines Handelns mit Schulbüchern beim Rat ver klagen, wobei er auführte, der Rektor sei so weit gegangen, daß er seinen Schülern den Ankauf von Büchern an anderen Orlen geradezu verboten habe. In Stuttgart wird der erste Buchführcr 1548 erwähnt; als ständiger Buchhändler ließ sich aber erst 1650 Jvh. Gottfried Zubrod nieder, gefolgt von Aug. Metzler, welcher 1678—81 zu Zwickau in Sachsen die Buchbinderei er lernt hatte, aber auch Buchhandel trieb. Sein Nachfolger war Johann Benedict Metzler im Verein mit seinen, Schwager, dem Hofbuchdrucker Rößlin. Tübingen mit seiner neu begründeten Universität mag zweifellos längere Zeit der beste Markt für die Buchführer in Schwaben gewesen sein, und in der That erscheint daselbst Friedrich Meynberger auch als erster Verleger, der für seine Rechnung bei Otmar Bücher drucken ließ Bald nach den Druckern und Buchführern war indes auch die Zensur eingezogcn, die, von den Päpsten geschaffen und 1515 durch eine Bulle in die Kirche eingcführt, rasch auch den Beifall der protestantischen Auto ritäten fand und von ihnen nicht minder streng gehandhabt wurde, wie von den katholischen; erst das Jahr 1848 hat sie in Deutschland beseitigt. In Tübingen, wo sie von der Universität geübt wurde, hatten Buchdruck und Buchhandel schwer unter der selben zuleide»; Eberhard Wild daselbst, welcher namentlich sektiere rische Schriften verlegt und Vertrieben hatte, mußte 1622 von Haus und Hof flüchten, wurde, als er sich selbst gestellt, ein gekerkert und so hart an Hab und Gut gestraft, daß er ein ruinierter Mann war, als man ihn endlich wieder losließ Bessere Zeiten sah der Buchhandel Tübingens, da Johann Georg Cotta, der Begründer der nachmals so hochberühmten Firma, die zuerst den Ruhm des württembergischen Buchhandels über die ganze Welt trug, i» die Universitätsstadt einzog, als deren akademischer Bürger er ausgenommen wurde. Er war der Sohn eines säch sischen Pfarrers und wurde von der verwitweten Besitzerin des PH. Brunn'schen Buchladens zu dessen Leitung nach Tübingen berufen. 1659 heiratete er die Witwe, nannte das damit in seinen Besitz übergegangene Geschäft fortan Johann Georg Cotta'sche Buchhandlung, und wußte es zu großer Bedeutung zu bringen. Sein Sohn und sein Enkel folgten ihm in der Leitung des Geschäfts; ein Sohn dieses letzteren aber war Christoph Friedrich Cotta, der sich nach einer kriegerischen Laufbahn im österreichischen Heere in Stuttgart niederließ, und hier 1739 die bis vör wenig Jahre» unter der Firma Chr. Fr. Cotta's Erben bestehende Hof- und Kanzellei-Buchdruckerei, setzt Stuttgarter Druckerei-Gesellschaft, gründete. Ihm wurde am 27. April 1764 der jüngste seiner drei Söhne (neben zehn Töchtern), Johann Friedrich, geboren, welcher, obwohl er sich den Wissenschaften gewidmet halte, doch auf väterlichen Wunsch am 1. Dezember 1787 das sehr zurückgegangeue Geschäft in Tübingen übernehmen mußte, um ihm neues Leben und Gedeihen zu verleihe». Was Johann Friedrich Cotta, der spätere Freiherr Cotta von Cottendorf, für die deutsche Wissenschaft als Verleger gethan, ist bekannt. Neben Schiller, Goethe und Herder, deren Verleger er wurde, glänzen die besten deutschen Namen der schönwisseu- schaftlichen Litteratur, die er indes keineswegs ausschließlich pflegte; alle Fächer des Wissens fanden in ihren berufensten Vertretern Ausnahme in den Verlag der Firma — Namen wie Alexander und Wilhelm v. Humboldt, Liebig, Fallmerayer, Uhland, Rauke, Mohl, Pfizer re. sprechen deutlich hiesür. Er war der Begründer der »Horen«, des »Morgenblatt«, des »Polytechnischen Journal« rc., sowie der »Allgemeinen Zeitung«, deren erste Nummer am 9. September 1798 in Stuttgart erschien, die aber in der Folge nach Ulm und 1810 nach Augsburg übersiedelte, wo sie bis 1882 verblieb, um alsdann nach München zu wandern. Im Jahre 1810 hatte Cotta seinen Wohnsitz nebst Verlags handlung nach Stuttgart verlegt und hier im Jahre darauf eine eigene Druckerei gegründet; von dieser Zeit an darf auch der große Aufschwung Stuttgarts als Verlags- und Druckplatz datiert werden. Der Unternehmungsgeist I. F. Cottas beschäftigte sich indes auch auf anderen Gebieten als auf dem des Buchhandels und der Buchdruckerei; er war es, der 1825 die Dampfschiffahrt ans dem Bodensee einsührte, die er ein Jahr später auf den: ganzen Rhein mit den betreffenden Regierungen regulierte, und der Anschluß von Württemberg und Bayern an den preußischen Zoll verband wurde durch ihn vereinbart. Dem Fortschritte und der Entwicklung des Buchdrucks hat er ganz besondere Dienste ge leistet durch die Einführung der ersten Buchdruckmaschiue in Süd deutschland, ja das Wort Schnellpresse, mit welchem man die selbe heute allgemein bezeichnet, ist von ihm ersonnen und der neuen Maschine beigelegt worden. Bis zu Anfang dieses Jahrhunderts hatten allein die alten Holzpressen (abgesehen von einem einzigen namhaften Versuche des Schriftgießers Haas in Basel, sie durch eine Konstruktion aus Eisen zu ersetzen, welcher erst die vom Earl Stanhope konstruierte eiserne Presse folgte) zur Herstellung des Buchdrucks gedient. Da trat Friedrich Koenig (geboren zu Eisleben am 17. April 1774, gestorben zu Oberzell bei Würzburg am 17. Januar 1833) auf und erfand und erbaute, letzteres mit Hilfe seines Freundes Andreas Friedrich Bauer*) (geboren zu Stuttgart im Hause Nr. 2 der Sonueustraße am 18. August 1783, gestorben zu Oberzell am 26. Februar 1 860), die den ganzen technischen Druck- betrieb umgestaltende Druckmaschine. Zur Durchführung seiner Pläne hatte Koenig Hilfe in England suchen müssen, und als er und sein Stuttgarter Freund nach Deutschland zurückgekehrt waren und eine Fabrik in den weiten leerstehenden Räumen der ehe maligen Prämonstratenscr-Abtei zu Oberzell eingerichtet hatten, da schien es, als solle die Ausbreitung der großen Erfindung in Deutschland scheitern aus Mangel an Vertrauen auf dieselbe; nachdem die ersten vier Maschinen unter schweren Sorgen voll endet waren für Berlin, ging kein neuer Auftrag ein, bis I. F. Cotta einen solchen erteilte für die Druckerei der Allgemeinen Zeitung zu Augsburg, für deren Betrieb durch Koenigs Ver mittelung eine Dampfmaschine in England, die sodann die erste war in Augsburg, bestellt wurde. Am 3. Juli 1824 erfolgte daselbst der erste Probedruck, und neun Tage später, am 12. Juli, begann der Druck der Allgemeinen Zeitung auf einer Schnell presse, der bald, da sie sich trefflich bewährte, zwei weitere bei gesellt wurden. Damit aber war das Eis für die Verbreitung dieser Maschinen gebrochen; die Bestellungen mehrten sich jetzt in der Fabrik von Koenig L Bauer, und schon am 26. Februar 1826 verließ dieselbe die erste sür Stuttgart bestimmte Schnellpresse, welche Heinrich Erhard, der damalige Chef der I B. Metzler'schen Buchhandlung und Buchdc ackeret, bestellt hatte. — Eine weitere Hilfe brachte I. F. Cotta den Erfindern der Buchdruckmaschine dadurch, daß er sich mit ihnen zur Anlage einer Papierfabrik verband, denn die ihnen hieraus erwachsenden Mittel erwiesen sich als von höchster Bedeutung für die Ent wickelung des Schnellpressenbaus zu Oberzell Am 29. Dezember 1832 starb der um die Förderung des deutschen Buchhandels überhaupt, insbesondere aber um die württembergische Buch- und Druckindustrie hochverdiente Cotta. Seine Nachfolger sind auf der von ihm erösfneten Bahn weiter gewandelt und ihre Druckerei hat bahnbrechend gewirkt in der Herausgabe großartiger und gediegener illustrierter Prichtwerke, von denen nur die Jubiläumsausgabe von Schillers Gedichten ») Die Büsten beider Männer schmückten die Stuttgarter Ausstellung. 631'
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