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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1891
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- 1891-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1891
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102 Nichtamtlicher Teil. 4, 7. Januar 1891. verfolgte Ziel seines wissenschaftlichen .Ehrgeizes.^ j Dreier beschwerlicher und gefahrvoller Expeditionen, die er mit seinen reichen Mitteln aus- rüstelc, vieler vergeblicher und beängstigender Kleitcrversuche am Gipfel bedurfte cs, um ihn auf der letzten Forschungsreise beim dritten Be steigungs-Versuch endlich am 6 Oktober 1889 als ersten Ersteiger die höchste Spitze des majestätischen Äibogipsels gewinnen zu lassen, während die vollkommene Besiegung des niedrigeren, aber unglaublich zerklüfteten und verwitterten Mavcnsigipfcls trotz dreifachen Versuches zwar nicht gelang, aber, wie die Kibobcstcigung, reich an gcognostischcr und anderer wissenschaftlicher Ausbeute war. Diese letzte Reise bildet den Inhalt des vorliegenden Buches, das typographisch vorzüglich ausgcstaltct, mit wertvollen Karten nach vr. Meyers Feststellungen und einer Fülle anschaulichster Abbildungen versehen ist. Es ist nicht der erste Bericht Meyers über seine Forschcrthätigkcit in Ostafrika; eine große Menge wertvoller Auf schlüsse finden sich seit Jahren von ihm in geographischen, alpinen nnd anderen wissenschaftlichen Zeitschriften; sein erstes selbüändiges Werk über den Kilima-Ndscharo, das der Ocffcntlichkcit ein anschauliches Bild des Bcrgriesen und des ihn umgebenden Tropenlandcs und seiner Be wohner gicbt, erschien 1888 bei Hcrm. I. Mcidingcr in Berlin unter dem Titel -Zum Schnecdom des Kilima-Ndscharo. 40 Photo graphien aus Dcutsch-Ostafrika mit Text. Bon vr. H. Meyer», ein stattlicher Folioband, der, an sich ein hochinteressantes Rciscwcrk, nach dem Erscheinen des vorliegenden Bandes -Glctscherfahrtcn- einen er höhten Wert als Illustration und wertvolle Ergänzung zu diesem letzteren erlangt hat. Es ist die Beschreibung des ersten WaNderzugcs des Reisenden, im Jahre 1887, in Gemeinschaft mit Freiherr« C. A. von Eber st ein unternommen, und bietet für die Kenntnis der Länder und Stämme, die die Reisenden besucht, eine Fülle schätzenswerten, anschau lichen Materials. Die zweite Unternehmung, im Jahre 1888, war bei weitem groß artiger geplant und ausgerüstet und sollte die ganze deutsch-ostafrikanische Interessensphäre, namentlich die wenig gekannten Bcrgländcr Usambara, Parch, Ugucno, die sich innerhalb des deutschen Gebietes von der Küste in fast zusammenhängender norstwcstlicher Richtung bis zum Kilima- Ndscharo erstrecken, erschließen. Dieser letztere sollte mit verbesserter alpiner Ausrüstung neuerdings in Angriff genommen werden und die Expedition sodann zum Victoria-Nyanza und über diesen hinaus bis zum letzten (von Stanley erforschten) großen Nilsce Muta Nsige mit seinen umgebenden Schncebcrgcn Vordringen. Es ist bekannt, wie dieser Zug durch den Aufstand Buschiris zum Scheitern und Or. Meyer und sein Begleiter vr. Oskar Baumann in vorübergehende Gefangenschaft und Lebensgefahr gerieten. Dennoch hatte er ein wichtiges Ergebnis durch die Erschließung des gesunden, friedlichen und kultürfähigcn Ge- birgslandcs Usambara, das wegen seiner Küstcnnähc für koloniale Zwecke besonders wertvoll ist. Die Beschreibung dieser an Enttäuschungen und Gefahren überreichen Wanderung lieferte Or. Baumann in einer fesselnden Darstellung: -In Deutsch-Lstafrika während des Aufstandes. Wien 1890, Ed. Hölzcl; vr. Meyer aber rüstete zu einem dritten Zuge, der vom Küstenpunkte Mom- bassa aus durch englisches Gebiet auf dem direkten, auch 1887 gewählten Wege die üppigen Dschaggaländcr am Kilima-Ndscharo erreichen sollte. Als Hauptziel des Unternehmens, zu dem er in dem Salzburger k. k Turnlehrer Ludwig Purtschcller einen erfahrenen Afnkarciscnden und gewandten Bergsteiger als Gefährten gewonnen hatte, galt auch diesmal die Ucberwindung des Kibogipfcls, der höchsten, in ewigem Gletschereise begrabenen Kuppe des fast unter dem Acquator liegenden alten Vulkans, daneben natürlich die sorgfältigste geographische Festlegung und wissen schaftliche Absammlung der besuchten Gipfel und Gebiete. Zu letzteren gesellten sich diesmal die südlich vom Kilima-Ndscharo isoliert gelegenen Bcrgländcr Ugucno und Usangi, sowie die westlichen, bisher weniger besuchten Dschaggaländcr Uru und (unter Umgehung der kriegerischen Kiboso) Nawuma und Madschamc am Fuße des Kibo. Die Karawane verließ Mombassa am 5. September 1889, erreichte am 17. September nach einem beschwerlichen Stcppenmarsch das para diesische Tawcta, nachdem kurz zuvor den Wanderern der überraschende erste Anblick des himmclanstrcbendcn Kilima-Ndscharo zu teil geworden war. Am 22. September erfolgte der Einzug in Modschi, dessen Häupt ling Mandara durch seine Gesandtschaft an Kaiser Wilhelm I. und dessen Gegengeschenke bekannt geworden ist, nach vr. Meyers .Schilderung aber ebenso wenig wie die hcimgckchrten -Gesandten» der ihm zn teil gewordenen hohen Gunst des Monarchen besonders würdig zu sein scheint. Ein um so erfreulicheres Bild entwirft uns der Reisende von Marcalc, dem intelligenten Häuptling des benachbarten Marangu, wo er mit seiner Karawane ein dauerndes Lager bezog und den Stützpunkt für seine und Purtschellcrs Unternehmungen auf dem hohen und nordisch wintcrkaltcn Satlclplateau zwischen Mawensi und Kibo und aus diesen das Plateau alpcnhoch überragenden Gipfeln selbst fand. Der fast unvermittelte Wechsel von tropischer Sonnenglut zu russi scher Wintcrkältc, die riesigen Tcmperatursprüngc auf dem hohen Bcrg- jattel von -ff 28" C. bei Tage auf —14" C. bei Nacht mögen nur als ein Beispiel hcrvorgchobcn werden für die Beschwernisse des Unter nehmens und den Opfermut und die Ausdauer der Forscher. Sechzehn Tage brachten die beiden mit dem einzigen mitgenommenen Pangani- neger Muini Amani in verschiedenen, häufig sehr unvollkommenen Lagerstätten auf dieser unwirtlichen Höhe zwischen 15 000 und 20 000 Fuß zu. haben während dieser Zeit viermal den Kibo, dreimal den Mawensi erstiegen, den großen Krater des Kibo entdeckt, sind als die ersten mit afrikanischen Gletschern handgemein geworden und haben in gründlichster Untersuchung des ganzen Hochgebietes, topographischen und photographischen Aufnahmen und wissenschaftlicher Absammlung das Menschenmöglichste geleistet, wofür ihnen hohe Anerkennung gebührt. Daß cs ihnen bei diesen Versuchen gelang, die höchste Spitze des Kibogipfcls, den mit 6010 Meter bis jetzt bekannten höchsten Berg ganz Afrikas und zweifellos höchsten Berg im deutschen Gebiet, zu ersteigen, ist eine Errungenschaft, die wir den kühnen Männern aufrichtig gönnen, vr. Hans Meyer, der die Spitze als erster betrat und zuerst Deutschlands Flagge von diesem Markstein deutschen Machtgebietes flattern ließ, taufte den steinigen Kegel -Kaiser Wilhelm-Spitze- und hatte die Ehre, den höchstlicgenden Stein, den er aushob und als kostbares Andenken mit nahm, heimgekchrt Seiner Majestät Kaiser Wilhelm überreichen zu dürfen, der ihn mit Anerkennung und freudigem Danke entgegcnnahm und dem rauhen Fels einen Platz aus seinem Schreibtische anwies. Nach interessanten Streifzügen in das Uguenogebirgc und in die südwestlichen und westlichen Dschaggaländcr, deren mir oben erwähnten, war die Karawane am 29. November zur Heimreise fertig und schwamm bereits am 15. Dezember in einer Dhan auf offenem Meere Zanzibar zu. das nach dreitägiger, der Schilderung nach überaus widerwärtiger Fahrt erreicht wurde. Im geselligen Verkehr mit ihren alten Freunden, namentlich aber mit Stanley und dem Rcichskommissar Miss mann, verlebten die Reisenden hier wohlverdiente angenehme Tage. Emins eben geschehenes Unglück, das ihn nach jahrelangen Entbehrungen, An strengungen und Gefahren am Abschluß seiner Rettung jäh betroffen hatte, war das Tagesgespräch. Zur Lehre von der am schwersten zu ertragenden Reihe von guten Tagen mag es auch gehören, daß merk würdigerweise hier der wetterfeste Purtschcller schwer erkrankte und nach der Heimkehr das Malariafiebcr auch im wintcrkaltcn Europa monate lang nicht los geworden ist. Auch Or. Meyer hatte erst hier gegen schlechten Gesundheitsstand zu kämpfen und entging einem Fieber wohl nur durch schleunige Abreise. Zur Geburtstagsfeier Kaiser Wilhelms II. traf er in Leipzig im Kreise der Scinigeu wieder ein und durfte wenige Tage daraus Seiner Majestät dem Kaiser persönlich Bericht erstatten. Das ist in knapper Uebcrsicht der Inhalt des Buches, soweit es die Reise selbst betrifft. Ein Schlußkapitcl verbreitet sich in eingehender Weise über die Geographie des Kilima-Ndscharo. Diesem folgt, sehr interessant zu lesen, im Anhänge der Wortlaut des Vertrages zwischen Or. Hans Meyer uud dem indischen Kaufmann Scwah Hadschi über An werbung einer Karawane von insgesamt74 Mann, sodann in neun Aufsätzen die wissenschaftlichen Bearbeitungen des gesamten von Or. Meyer ge sammelten Forschungsmatcrials aus der Feder von Fachgelehrten. Ein zehnter Aufsatz, der außer einem Sachregister den Beschluß bildet, be trifft die Fachwissenschaft des Buchhändlers und bietet in sorgfältig geordneter Zusammenstellung, die gesamte Bibliographie des Kilima- Ndscharo-Gebictes, die sehr viel reichhaltiger ist; als wir gedacht hätten. Das interessante Buch bietet bei weitem mehr als eine alltägliche Reiscbcschreibung. Es zeigt in überall gleich anziehender Darstellung den Willensstärken und Praktischen Mann, den erfahrenen Reisenden und den wissenschaftlichen Beobachter. Nicht ausgesprochen gelehrt und auch nicht übertrieben populär, gicbt cs in einfacher, natürlich fließender Er zählung die Dinge, wie sie sind und sich zugetragcn haben, und lenkt in voller Unabsichtlichkeit nebenbei die Aufmerksamkeit des Lesers auf Gegenstände der Naturbctrachtung oder der Wissenschaft. Wenige Seilen der Lektüre genügen, den Leser zu fesseln, ihn als Genossen der Reisen den in afrikanische Gebiete zu versetzen und bis zum Schluß zu treuem Ausharren zu bewegen. Sehr gefördert wird dieser Erfolg durch zwei sorgfältig und klar gezeichnete Karten und die große Menge bildlicher Darstellungen, von denen die Mehrzahl vorzügliche photographische Auf nahmen vr. Meyers sind und einen fast unmittelbaren Eindruck der Wirklichkeit geben. Wenn das Buch auch gerade kein fachtechnischcs oder fachgcschicht- liches ist, so sollte doch um seines allgemein interessanten Inhaltes und um des Namens des dem Buchhandel so nahestehenden Verfassers willen kein deutscher Buchhändler es in seiner Privatbibliothek fehlen lassen, wenigstens sollte er trachten, Einblick von ihm zu nehmen. Daß cs bei dem flüchtigen Einblick nicht bewenden wird, dafür wird das Buch schon selber sorgen. Vermischtes. Vom oesterreichischen Buchhandel. — In Nr. 1 der -Oesterr.- ungar. Buchhändler-Correspondenz« giebt der Vorsteher der Wiener Kor poration folgende Mitteilung, die einer sorgsältigen Beachtung zu em pfehlen ist: Zu den vielfachen Kalamitäten, welche uns die Zollplackereien seit geraumer Zeit gebracht haben, wird sich von jetzt ab leider eine neue gesellen. Die am 16. Dezember a. v. erschienene Nr. 54 des Verordnungs blattes für den Dienstbereich des k. k. Finanzministeriums, welche vor-
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